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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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gefärbter Fingernagel herab und hielt die Pergamentblätter auf dem Schreibtisch fest.
    »Das Abkommen ist unterzeichnet«, sagte Saetan gefährlich sanft. »Du kannst diesen Umstand bezeugen. Prinz Yaslana ebenfalls. Sobald ich eine Nachricht von Lady Hekatahs Vater und von der Lady selbst erhalte, dass sie sicher in ihr Elternhaus in Draega zurückgekehrt ist, und zwar ohne, dass
ihr ein Leid zugefügt wurde, werde ich dir die Papiere vorbeibringen. Du bist in dem Gasthaus in Halaway abgestiegen, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte der Gesandte, »aber ich glaube nicht, dass die Königinnen billigen werden …« Er sah Saetan in die Augen … und erzitterte. »Ich werde sie davon in Kenntnis setzen, dass das Abkommen unterzeichnet ist. Bestimmt wirst du schon bald von Lady Hekatah hören.«
    Saetans Lächeln war sanft und schrecklich zugleich.
    Als der Gesandte fort war, rieb sich Andulvar seufzend den Nacken. »Bis Einbruch der Dunkelheit wird die Hälfte der Königinnen in Dhemlan von diesem Abkommen gehört haben.«
    »Das macht nichts.« Saetans Stimme klang eigenartig hohl, als käme sie von weit her. Dann erhob er sich, doch der glasige, schläfrige Blick war nicht aus seinen Augen gewichen. »Ich möchte, dass du Mephis und Peyton nach Askavi mitnimmst. Während ich mich um Zuulaman kümmere, muss ich die beiden in Sicherheit wissen.«
    Andulvar nickte. Anschließend musterte er den Mann, der nun schon seit etlichen Jahrhunderten sein bester Freund war. »Wirst du zurechtkommen?«
    »Ich werde mich um alles kümmern. Um alles.«
    Auf dem Weg zum Familienflügel wusste Andulvar nicht recht, was ihm mehr Sorgen bereitete: der aufziehende Sturm, den er am Morgen bei seiner Ankunft gespürt hatte … oder der Umstand, dass er nun keine Spur mehr davon entdecken konnte.

9
    Die Trauer zerfraß sein Herz. Er verlor den letzten Rest seines Gleichgewichts und taumelte durch eine Landschaft voller Messer und winziger Ärmchen, die wie bräunlich schimmernde Blumen aus den Gesteinsspalten wuchsen. Als er sich an
einem Felsvorsprung festhielt, um nicht noch weiter in den Nebel abzugleiten, öffneten sich die Blütenblätter einer Blume und wurden zu einer kleinen Hand... an der ein Finger fehlte.
    Schmerzerfülltes Wutgeschrei ließ die Landschaft erzittern. Dann herrschte Stille.
    Er stand auf und blickte sich um. Er sah keine Orientierungspunkte, die ihm bekannt vorkamen, und er hatte keine Markierungen hinterlassen, um den Weg zurück aus dem Wahnsinn zu finden.
    Er war sich nicht sicher, ob er den Weg überhaupt finden wollte. Es war ruhig hier, beinahe friedlich, trotz der Blumen. Doch …
    Mephis. Peyton.
    Er sah sich erneut um und entdeckte zwei Leitsterne, die über ihm erstrahlten. Seine Wegweiser. Seine Anker. Zwei Gründe zurückzugehen.
    Aber noch nicht. Hier herrschte schreckliche Klarheit. Hier war er von Ruhe umgeben - mit Ausnahme des Babys, das in einem fort weinte.
     
    Saetan las die beiden Botschaften ein zweites Mal, ohne zu wissen, wonach er suchte. Er war sich jedoch sicher, etwas übersehen zu haben.
    Die Nachricht von Hekatahs Vater war eine gekritzelte Bestätigung, dass seine Tochter in Draega angekommen sei, durcheinander, aber unbeschadet, und dass sie dort bleiben würde, bis die Angelegenheit mit den zuulamanischen Königinnen erledigt sei.
    Ein ähnliches Schreiben erreichte ihn von Hekatah. Zusätzlich rief sie ihm ins Gedächtnis, dass er für ihre Sicherheit verantwortlich sei, und ihr weiteres Wohlbefinden wie auch dasjenige ihrer beiden Söhne davon abhingen, dass er das mit Zuulaman geschlossene Abkommen einhielt.
    Als er ihre Nachricht ein letztes Mal las, fiel ihm endlich auf, was darin fehlte. In dem Schreiben stand nichts von ihrem Sohn. Falls sie wusste, was geschehen war, gab es keinerlei Hinweis auf ihren Kummer. Sollte sie nichts davon
wissen, fehlte jegliche Sorge, dass man ihr gestattet hatte, ohne ihr Kind abzureisen. Nicht ein Wort über den Verlust ihres neugeborenen Sohnes. Nicht. Ein. Wort.
    Er ließ die Briefe zurück auf das silberne Tablett fallen, das sein Butler auf den Schreibtisch gestellt hatte. Dann rief er ein langes, weiches schwarzes Jackett herbei, schlüpfte hinein und richtete sich die Manschetten und den Kragen. Anschlie ßend griff er nach dem Abkommen und verließ die Burg.
     
    Während der Gesandte das Abkommen sorgfältig durchlas, um sicherzugehen, dass nach der Unterschrift keine Änderungen vorgenommen worden waren, blickte sich Saetan in dem Zimmer

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