Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
um, in dem der Mann die letzten Wochen zu Hause gewesen war.
Zwei Keramikgegenstände waren auf einem Tisch aufgestellt, zusammen mit einer Holzflöte und einem Buch mit Volkssagen der Inseln. Er wusste über den Inhalt des Buches Bescheid, weil der Gesandte ihm eine Ausgabe überreicht hatte, als er das erste Mal erschienen war, um das Handelsabkommen zu besprechen. Und an der Wand hing die Skizze einer Meeresküste in einem schlichten Rahmen.
»Ausgezeichnet«, sagte der Gesandte. »Ich bin mir sicher, dass die Angelegenheit hiermit erledigt ist.«
Nicht ganz. Der Gedanke wuchs in ihm. Fand den Gewittersturm, der sich in dem Nebel verbarg. Hallte inmitten der schrecklichen Klarheit wider.
»Wenn ich euch in irgendeiner Weise dabei behilflich sein kann, die erste Schiffsladung mit Waren in Empfang zu nehmen …« Der Gesandte runzelte die Stirn. »Prinz SaDiablo?«
Kein Wort des Bedauerns. Mit keiner Silbe wurde das Kind erwähnt, mit dessen Blut jene Getreidesäcke und Weinfässer erkauft worden waren, und dessen Tod die Einwohner von Dhemlan dazu verurteilt hatte, Keramikwaren und Bilder zu kaufen, die sie nicht haben wollten.
Wut durchströmte ihn wie ein kaltes, süßes Gift.
Saetan lächelte den Gesandten an. »Es gibt da eine Sache, die du tun könntest.«
»Ich bin für niemanden zu sprechen«, sagte Saetan, als er an seinem Butler vorbeirauschte.
»Und wenn die dhemlanischen Königinnen …«
»Für niemanden!«
Hinab, hinab, immer weiter hinab, bis er den Gang tief unter der Burg erreichte, der zu seinem privaten Arbeitszimmer führte. Nur Andulvar wusste von diesem Arbeitszimmer, an das ein kleines Schlafgemach und ein Badezimmer angrenzten. Ein privater Ort für Zeiten, in denen seine Kunst derartige Abgeschiedenheit von ihm verlangte.
Er drückte gegen eine Stelle an der Wand seines Arbeitszimmers. Ein Teil der Mauer schwang zurück und gab den Blick auf einen weiteren, kurzen Gang frei. Er betrat den Gang und schloss die Geheimtür wieder hinter sich. Dann erschuf er eine Kugel Hexenfeuer, um den Gang zu erleuchten, der zu seinem Arbeitsraum führte. Er ließ das Hexenfeuer in eine Schüssel auf dem gewaltigen Holztisch gleiten, zog sich das Jackett aus und warf es beiseite.
Das Baby weinte immer noch.
Er öffnete die Schränke, die mit Schwarz verschlossen waren. Anschließend nahm er Werkzeuge heraus, die kein anderer Mann außer ihm besaß, und legte sie auf den Tisch. Als alles bereit war, rollte er behutsam eine Spindel Spinnenseide auf und befestigte den Faden an dem Holzrahmen, den er in die Mitte des Tisches gelegt hatte.
Das Baby weinte immer noch.
»Schhhh, Kleines«, sagte Saetan in leisem Singsang. »Schhh. Papa wird sich schon darum kümmern. Papa wird sich um alles kümmern.«
10
Was soll das heißen, er ist nicht zu sprechen?«, stieß Andulvar knurrend hervor.
»Wir haben ihn nicht zu Gesicht bekommen, seitdem er
gestern von dem Gesandten zurückkehrte«, erwiderte der Butler.
»Aber er ist hier?«
»Soweit wir wissen.«
Andulvar verlagerte sein Gewicht und öffnete leicht die Flügel.
Der Butler schluckte nervös. »Wir dachten, er sei in die Kellergewölbe gegangen, um sich eine Flasche Wein oder Brandy auszusuchen, aber als er nicht zurückkam, haben wir nach ihm gesucht.«
Und ihn nicht gefunden. Ich weiß also, wo er hingegangen ist.
»Wenn er wieder auftaucht, sag ihm, dass ich mit ihm sprechen möchte.«
»Selbstverständlich, Prinz Yaslana.«
Fluchend verließ Andulvar die Burg. Er hätte die Jungen nach Askavi bringen und anschließend gleich zurückkommen sollen. Beim Feuer der Hölle, er hätte sie zum Bergfried bringen und Draca und Geoffrey bitten sollen, ein paar Tage auf sie aufzupassen. Im Schwarzen Askavi wären sie sicher gewesen. Im Bergfried konnte ihnen niemand etwas anhaben.
Er hätte zurückkommen sollen. Saetan war zurzeit nicht er selbst. Ein Blick genügte, um zu wissen, dass der Mann nicht weit davon entfernt war, ins Verzerrte Reich abzugleiten.
Doch nur ein Narr würde zu dem privaten Arbeitszimmer hinabgehen, ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben, was ihn dort erwartete.
Ich werde ihm einen Tag geben, ungestört seine Wunden zu lecken. Danach werde ich mich wie ein Narr verhalten.
Er breitete die Flügel aus, um sich in die Lüfte zu erheben und auf die Winde aufzuspringen, die ihn zurück nach Askavi bringen sollten. Doch da zögerte er und blickte zu der Auffahrt, die in der Ferne zur Straße nach Halaway wurde. Saetan
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