Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
nicht über Lohn gesprochen worden, und sie war zu verängstigt gewesen, um nachzufragen. Doch nun war sie froh, dass sie es nicht getan hatte.
Der Kiefernholztisch und die Stühle in der Küche waren neu. Ebenso der Herd, die Kühltruhe und das Mobiliar in Prinz Yaslanas Schlafzimmer. Die Möbel in ihrem Zimmer waren nicht neu, aber von guter Qualität.
Die übrigen Zimmer waren leer.
Sie fragte sich nun, ob Prinz Yaslana gerade so über die Runden kam, bis der nächste Zehnte bezahlt wurde. Schließlich hatte Luthvian gesagt, dass er erst vor kurzem der Prinz von Ebon Rih geworden war. Er hatte also wohl noch nichts von dem Einkommen erhalten, das mit dem Titel einherging. Vielleicht konnte er sich im Moment nicht mehr leisten. Und vielleicht war das auch der Grund, weswegen er nicht über Bezahlung gesprochen hatte.
Dunkle Macht rauschte durch den Horst und warnte sie, dass er wieder da war. Sie sprang auf und machte eilig sämtliche Schranktüren und Schubladen zu, damit er sich nicht fragte, was sie getan hatte. Dann hielt sie inne und sah sich in der Küche um. Es war besser, wenn er sie bei einer nützlichen Arbeit antraf, aber … bei was?
Yaslana kam in die Küche, verlangsamte seine Schritte und näherte sich ihr dann zögerlich, beinahe argwöhnisch.
Marians Herz klopfte wie wild. Es war Mittag, nicht wahr? Er erwartete eine Mahlzeit, und sie hatte nichts, das sie ihm servieren konnte.
Auf einmal erschienen drei Schüsseln auf der Arbeitsfläche - zwei gewaltige gläserne Auflaufformen aus Glas mit Deckel und ein brauner irdener Topf.
»Mrs. Beale schickt dies hier mit schönen Grüßen. Sie meinte, es sei nicht sehr wahrscheinlich, dass du heute zum Markt kommen würdest, da du gewiss ein wenig Zeit brauchst, um dich einzuleben …« Er schnitt eine Grimasse. »Und da sie bezweifelte, dass ich, was Gewürze betrifft, mehr als Salz und Pfeffer vorzuweisen habe, müsstest du bestimmt eine Liste schreiben, bevor du einkaufen gehst.«
Mrs. Beale, wer auch immer sie sein mochte, war eine Optimistin, dachte Marian. Sie beäugte die Schüsseln. Als sie durch die Schränke und die Vorratskammer gegangen war, hatte sie noch nicht einmal Salz und Pfeffer gefunden.
»Für heute sind wir also mit Essen versorgt«, sagte Yaslana.
Während Marian dankbar für die Mahlzeiten war, war sie noch erpichter darauf zu erfahren, wie lange sie die Schüsseln behalten konnte.
»Und dann ist da noch das hier.« Er trat einen weiteren Schritt auf sie zu und hielt ihr einen flachen Stapel Papier entgegen.
Sie griff danach und fächerte die Scheine vor sich aus, bevor sie sie wirklich ansah. Ihr Herz schlug schneller, und sie musste sich einen Aufschrei verbeißen.
Geldscheine. Viele Geldscheine! Mehr, als sie je zuvor in ihrem Leben zu Gesicht bekommen hatte.
»Das …« Sie musste sich räuspern, bevor sie die Worte hervorbrachte. »Das ist das Haushaltsgeld?« Oh, die Mahlzeiten, die sie mit so viel Geld zusammenstellen könnte!
Er runzelte die Stirn und trat von einem Bein auf das andere. »Ich habe Konten bei allen Geschäften in Riada. Lass einfach anschreiben, wenn du die Einkäufe erledigst.« Er nickte in Richtung der Geldscheine. »Das ist für dich. Ein Vorschuss auf deinen Lohn. Da du noch nicht sehr lange in Kaeleer bist, dachte ich, es gibt vielleicht ein paar Dinge, die du anschaffen musst.«
Sämtliches Blut wich aus ihrem Kopf, als sie die Geldscheine anstarrte. »Du gibst mir ein ganzes Monatsgehalt als Vorschuss?«
Die Falten auf seiner Stirn wurden tiefer. »Ein halbes Monatsgehalt.«
Jetzt entrang sich ihr ein spitzer Schrei, und sie streckte die Scheine von sich. »Das kann ich nicht annehmen!«
Er wich einen Schritt zurück. »Warum nicht?«
»Es ist zu viel.« Sie war zu durcheinander, um zu wissen, was sie tat, und trat einen Schritt auf ihn zu, die Scheine immer noch von sich gestreckt.
Er wich einen weiteren Schritt zurück. »Wer sagt, das sei zu viel?« Er klang gereizt. »Außerdem kann ich es mir leisten.«
Marian schüttelte den Kopf. Wenn du es dir leisten kannst, warum hast du dann keine Möbel? »Es ist zu viel.«
»Sieh mal«, sagte er mit knurrender Stimme. »Mein Vater schlug das als angemessenen Lohn für eine Haushälterin vor, und er muss es schließlich wissen. Beim Feuer der Hölle, Frau, auf der Burg gibt es genug Hausangestellte, um ein kleines Dorf damit zu füllen.«
Endlich sah sie ihn an - und stellte fest, dass er abwehrend wirkte … und nervös. Auf
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