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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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vorbeikam. Ein paar Gemüsesorten, ein paar Kräuter. Vielleicht ein paar Blumen. Yaslana würde nichts dagegen haben, wenn sie ein Stückchen Erde
freiräumte. Zumindest war sie beinahe davon überzeugt, dass es ihm nichts ausmachen würde.
    Er war und war auch wieder nicht, was sie von ihm erwartet hatte, nachdem sie schon so viel über Kriegerprinzen im Allgemeinen und ihn im Besonderen gehört hatte. Ohne Zweifel war er ein ausgebildeter Krieger und von Natur aus ein Raubtier, dessen Temperament von einem Augenblick zum nächsten in mörderische Wut umschlagen konnte. Das konnte sie an der Art sehen, wie er sich bewegte, wie er alles um sich betrachtete. Doch bisher war sie noch nicht Zeugin eines derartigen Zornausbruchs geworden. Nun, jedenfalls nicht wirklich. Er hatte sie erst ein einziges Mal seit ihrer Ankunft angefaucht: Als er eines Nachmittags früher als gewöhnlich nach Hause gekommen war, hatte er sie mit einem langen Blick bedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass sie etwas zu essen benötigte. Sie hatte ihm versichert, nicht hungrig zu sein, woraufhin er sie darüber aufklärte, dass jeder, der so hart arbeitete wie sie, seinem Körper nicht die nötige Nahrung vorenthalten dürfe. Dann hatte er sie in die Küche gebracht und in der Kühltruhe herumgestochert, bis er einen Teller mit Essen zusammengestellt hatte. Seine Vorstellung von einer ausreichenden Mahlzeit unterschied sich grundlegend von der ihren, doch nachdem sie sich gezwungen hatte, wenigstens etwas zu sich zu nehmen, war er zufrieden gewesen und hatte selbst die Reste auf ihrem Teller verspeist.
    Da es ihm gleichgültig zu sein schien, was sie machte, solange ihr das Ergebnis zusagte, ging sie davon aus, dass er nichts dagegen haben würde, wenn sie ein Stück Erde von Steinen befreite, um sich an ihrem eigenen kleinen Garten erfreuen zu können.
    Nachdem sie die Kaffeetasse hatte verschwinden und wieder neben dem Spülbecken hatte erscheinen lassen, krempelte sie sich die Ärmel hoch und trat ins Freie, um sich an die Arbeit zu machen.
     
    Bei ihrer Rückkehr in den Horst begriff Marian, wofür der kleine Raum da war. Wenn es Haken an den Wänden oder
einen Kleiderständer gäbe, könnte man dort nasse oder verdreckte Kleidung zum Trocknen aufhängen. Man könnte sich dort die Stiefel ausziehen, anstatt den Schmutz und die Erde durch den ganzen Horst zu tragen. Und der Raum war ganz in der Nähe der großen Becken in der Waschküche, sodass man sich, falls nötig, schnell waschen konnte.
    Wenn es hier drinnen eine Bank gäbe, wäre es so viel leichter, sich die Schuhe auszuziehen , dachte Marian und gab ein leises Stöhnen von sich, während sie sich nach vorne beugte, um sich die Stiefel aufzuschnüren. Wenigstens war Tassle nicht da, sondern befand sich auf seiner täglichen Runde durch die Ländereien, die den Horst umgaben. Wenn er sie stöhnen gehört hätte, hätte er bloß wieder angefangen zu jaulen.
    Wölfe waren sehr gut darin, ihr Missfallen kundzutun. Als er etwa zur Mittagszeit angefangen hatte, ihr zu sagen, dass sie sich ausruhen und etwas essen sollte, war es nicht schwer gewesen, ihm zu versichern, dass sie gleich eine Pause machen würde, nachdem sie noch den einen oder anderen Felsbrocken weggeschafft hatte. Doch da sie das nun mehrfach gesagt hatte …
    Aber dieses Heulen, das sich über das Land erhob, ließ sich einfach nicht ignorieren! Er würde keine Ruhe geben, und sie konnte ihn nicht fangen. Außerdem vermutete sie, dass ihn jeder in Riada hören konnte. Da es keine Möglichkeit gab, ihn zum Schweigen zu bringen, als zu tun, was er von ihr verlangte, wärmte sie sich ein Stück Schmorbraten auf und verbrachte eine Stunde damit, in der Küche zu lesen. Als sie wieder ins Freie trat, freute er sich so sehr darüber, wie erfolgreich er sich um sie gekümmert hatte, dass er ihr mithilfe der Kunst half, die Steinbrocken fortzuschaffen. Schließlich langweilte ihn das Spiel jedoch, und er zog von dannen, um sich wölfischen Dingen zu widmen.
    So gesehen passte es sehr gut, dass sie verkündet hatte, es für den Tag gut sein zu lassen, bevor er entschied, dass es höchste Zeit für ihren Feierabend war. Eine Jaulerfahrung am Tag reichte völlig.

    Sie schloss die Tür und berührte den Stein in der Mauer, der mit einem Zauber belegt war, sodass er die schwarzgrauen Schlösser aktivierte, die Prinz Yaslana an sämtlichen Türen angebracht hatte. Er hatte einen Weg gefunden, sodass der Zauber sie und Tassle

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