Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
Vom Netzwerk:
denn sie waren ja in der Küche, aber er sollte solche Dinge auch gegenüber Prinz Yaslanas Haushälterin nicht sagen. Es war falsch.
    Sie schnippelte und schnippelte.
    Und es ging ihn ja wohl nicht das Geringste an! Wenn Lucivar und sie am Vormittag aneinander geraten waren, hatte das schließlich nichts mit ihm zu tun. Er wohnte nicht hier.
    Sie schnippelte und schnippelte und schnippelte.
    Dann war Lucivar eben ein wenig ungehobelt. Na und? Es gab keinen eyrischen Mann, bei dem das anders war. Aber er war gutherzig. Und wenn er sich aufregte, weil sie seiner Meinung nach zu hart arbeitete, war das dann nicht besser als jemand, der von ihr erwartete, dass sie schuftete, bis sie zusammenbrach, und der dann immer noch nicht der Meinung war, sie habe genug geleistet? Wenn sie ihn am Vormittag nicht angefahren hätte, wenn sie ihre Gefühlsaufwallung bezwungen und ihm gesagt hätte, dass sie ohnehin vorhatte sich auszuruhen, hätten sie gar nicht gestritten, und er wäre nicht gegangen, weil sie ihn traurig gemacht hatte.
    Die Möhrenscheiben fielen und fielen.
    Aber darum ging es nicht. Es ging darum, dass sein Vater kein Recht hatte, über seinen Sohn herzuziehen, und wenn sie Lucivars Geliebte wäre und nicht seine Haushälterin, würde sie seinem Vater genau jetzt die Leviten lesen. Oh ja, das würde sie!

    Aalglatter Hayllier. Pah!
    »Fertig?«
    Die Belustigung, die in seiner Stimme mitschwang, verwirrte sie so sehr, dass es ihm ohne weiteres gelang, ihr das Messer aus der Hand zu nehmen. Er stellte eine weitere Tasse vor sie hin und nahm ihr das Schneidebrett fort.
    Sie schnupperte. In der Luft lag der unverkennbare Duft bratenden Fleisches. Als sie zur Arbeitsfläche hinüberblickte, runzelte sie die Stirn: Dort stand eine Schüssel mit klein geschnittenem Gemüse. Sie sah zum Herd hinüber und bemerkte den großen Kessel, den sie immer für Suppen und Eintöpfe hernahm. Das Hexenfeuer, das in einem Kreis darunter brannte, war perfekt, um den Inhalt des Kessels langsam köcheln zu lassen.
    »Also«, meinte Saetan, während er sich den Umhang über die Schultern legte. »Lucivar ist, wie er ist. Keine Umgangsformen oder ihr gänzliches Fehlen können etwas am Wesen eines Kriegerprinzen ändern. Wenn du ihn dafür bestrafen möchtest, dass er heute Vormittag barsch zu dir war, dann verrichte die schweren Arbeiten, die dir heute ganz bestimmt Schmerzen zufügen werden. Aber wenn er dir genug bedeutet, um ihm etwas Güte widerfahren zu lassen, dann gestatte ihm, Brötchen zu dem Eintopf zu backen, und leg dich heute Nachmittag hin. Mach etwas, das dich nicht körperlich anstrengt. Lass ihn ein wenig Aufhebens um dich machen. Wenn er nicht gegen dich kämpfen muss, um dich zu beschützen, wird euch das die Sache erleichtern.«
    Sie musterte ihn. »Die Dinge, die du über Lucivar gesagt hast. Du hast nichts davon so gemeint, oder?«
    Er lächelte. »Er ist sinnlich, fordernd und ungehobelt. Mit anderen Worten: Er ist ein Eyrier. Ich würde nicht wollen, dass er sich auch nur im Geringsten ändert. Doch die Tirade war eine wirksame Möglichkeit, dich abzulenken.«
    Er strich ihr mit der Hand über das Haar, beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Die Geste hatte etwas so … Väterliches... dass ihr Tränen in die Augen stiegen.
    Nachdem er den Horst verlassen hatte, saß sie weiter an
dem Tisch, nippte an dem Trank, den Saetan für sie gebraut hatte, und dachte über seine Worte nach.
     
    Leise schloss Lucivar die Eingangstür des Horstes. Er stand einen Augenblick reglos da und lauschte. Keinerlei Geräusche. Kein Anzeichen, das ihm verraten hätte, was ihn erwartete.
    Wegbleiben konnte er nicht. An ihm hatte die Sorge genagt, sie könnte etwas Dummes tun, weil er sie am Morgen zurechtgewiesen hatte. Er wusste, dass Hexen ganz besonders mürrisch und unwirsch waren, wenn sie sich verletzlich fühlten. Beim Feuer der Hölle, er war in den letzten drei Jahren oft genug mit Jaenelle aneinander geraten, um herauszufinden, dass es nichts brachte, Verwundbarkeit mit Aggressivität zu beantworten. Das führte nur zu verletzten Gefühlen auf beiden Seiten. Man erreichte immer mehr, wenn man um einen Gefallen bat, als wenn man Forderungen stellte. Doch als er Marian am Vormittag beim Kehren erwischt hatte, war sein Temperament mit ihm durchgegangen. Nun konnte er lediglich hoffen, dass der Schaden, den er angerichtet hatte, wieder gutzumachen war.
    Sie war in der Küche, und hatte die Hände um eine Tasse

Weitere Kostenlose Bücher