Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
erst vor, wie Lucivar reagieren würde, wenn er erführe, dass eine Frau von ihm schwanger war, die er nicht länger wollte. Sie wusste genug über seine Vergangenheit, um sich ausmalen zu können, dass er alles andere als erfreut sein würde.
Arbeit. Harte Arbeit würde sie daran hindern, in Gedanken zu Dingen abzuschweifen, die nun einmal nicht sein sollten.
Sie fing an zu schaufeln und schleuderte den Schnee so weit wie möglich von sich. Tassles wiederholten Angeboten, den Weg mithilfe der Kunst für sie freizuräumen, schenkte sie keine Beachtung. Weshalb sollte ihm daran gelegen sein, den Weg freizuräumen? Schließlich konnten er und ein gewisser eyrischer Kriegerprinz einfach über den Schnee laufen .
*Marian?*
Die einzige Person, die in dem Horst gefangen war, war die Frau, die nur zum Paaren und … Junge werfen gut war!
*Marian!*
Das Winseln, das die mentale Botschaft begleitete, ließ sie innehalten und zu dem Wolf hinübersehen - der ihren Blick kläglich erwiderte. Kopf und Schultern waren von dem Schnee bedeckt, den sie in seine Richtung geschaufelt hatte.
Dann räusperte sich jemand leise, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
Marian blickte zu ihrer Linken - und spielte mit dem Gedanken, sich in die tiefste Schneeverwehung zu stürzen und einfach dort zu bleiben.
Der Höllenfürst stand in der Luft und blickte auf sie herab. Von seinem Kinn hing ein Schneebart, und seine Kleidung war großzügig mit Schnee bedeckt, den sie auf ihn geworfen haben musste. Unwissend, sicher, aber dennoch …
»Guten Morgen, Höllenfürst«, sagte Marian.
Er strich sich den Schnee aus dem Gesicht und von der Kleidung. »Guten Morgen, Lady Marian.«
Es gelang ihr nicht, aus seinem Tonfall herauszuhören, ob er belustigt oder verärgert war.
»Möchtest du eine Tasse Tee?«, erkundigte sie sich kleinlaut.
»Gerne.«
Beim Feuer der Hölle und der Mutter der Nacht, möge die Dunkelheit Erbarmen haben! Konnte der Tag überhaupt noch schlimmer werden?
Natürlich kam ein gewisser Groll in ihr auf, als der Höllenfürst den Schnee herabstieg, als befände er sich auf einer Treppe, die nur er sehen konnte. Doch sie unterdrückte ihre Wut schnell wieder. Es war nicht seine Schuld, dass Lucivar nicht daran gedacht hatte, ihr so etwas Nützliches wie das durch-die-Luft-Gehen beizubringen.
Sie verdrängte den Gedanken und ließ die Schaufel, ihren Umhang und die Stiefel verschwinden, während sie in die Küche vorauseilte. Saetan hängte seinen Umhang an den Kleiderhaken im Vorderzimmer, bevor er sich ihr anschloss.
Als sie den Teekessel füllte, sagte sie: »Prinz Yaslana ist im Moment nicht hier.«
»Ich weiß«, erwiderte Saetan, der sich an die Arbeitsfläche lehnte. »Ich wollte dich sehen.« Er hielt inne. »Brauchst du eine Heilerin?«
»Sehe ich aus, als bräuchte ich eine?«, fuhr sie ihn an und knallte den Kessel auf den Herd. Sofort loderte Hexenfeuer darunter auf. Insgeheim fluchend, reduzierte sie die Flammen auf ihre normale Höhe.
»Nein, überhaupt nicht«, versetzte Saetan trocken, »aber die Frage muss gestellt werden.«
Sie ging auf ihn los: »Ich bin ja wohl nicht die einzige Frau,
welche die letzten drei Tage im Bett verbracht hat! Werden die anderen auch alle gefragt, ob sie eine Heilerin benötigen?«
»Wahrscheinlich nicht. Aber sie haben diese Zeit auch nicht mit einem brünstigen Kriegerprinzen verbracht.«
Sie drehte sich weg, um Tassen und Untertassen aus dem Schrank zu holen. »Mir geht es gut.«
»Körperlich würde ich dir zustimmen. Aber emotional geht es dir nicht gut, Marian. Du bist durcheinander, und höchstwahrscheinlich hat es mit der Brunst zu tun.«
Schweigend bereitete sie den Tee zu und stellte die Tasse vor ihn, als er sich an dem Kiefernholztisch niederließ. Sie setzte sich nicht zu ihm. Vor einer Woche hätte sie es noch getan. Doch im Moment fühlte sie sich mehr wie eine bezahlte Dienstbotin als in all den Monaten zuvor, in denen sie für Lucivar gearbeitet hatte.
»Er ist weggelaufen.« Sie spürte einen Stich im Herzen, als sie die Worte aussprach. »Er hat es kaum ertragen, mich auch nur anzusehen, bevor er … aus dem Horst stürzte.«
»Er hat Angst«, sagte Saetan leise.
Verblüfft sah sie den Mann an, der sie nicht aus den Augen ließ. »Wovor?«
In Saetans Augen funkelte Zorn auf. »Du hast keine Vorstellung, wie es ist, in der Brunst gefangen zu sein, von etwas getrieben zu werden, das alles andere überdeckt, jegliche Schicht zivilisierten
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