Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
»Lucivar.« Sie schloss die Augen, da es ihr nicht länger gelang, sie offen zu halten.
Sie spürte, wie er sie anhob und sich in ihr versenkte. Hart. Heiß. Doch da war noch etwas.
»So ist es gut, mein Schatz«, flüsterte Lucivar, während er sich in ihr bewegte. »So ist es gut. Nimm mich ganz. Ich will dir alles geben, was ich habe.«
Ich will … Es blieb ihr nichts übrig, als über den Kamm der letzten Welle zu gleiten und sich treiben zu lassen.
Vage bekam sie mit, dass sie aus dem Becken gehoben, abgetrocknet und ins Bett gesteckt wurde, doch es gelang ihr nicht, die Schläfrigkeit und das warme Gefühl der Zufriedenheit abzuschütteln, die sie zu einem ruhigen, tiefen Ort hinabzogen.
»Du hast mich mit einem Schlafzauber belegt, nicht wahr?«, murmelte sie.
»Später wirst du mir dafür dankbar sein«, erwiderte Lucivar und küsste sie auf die Schläfe.
Ich liebe dich.
»Das höre ich gerne, Hexchen, denn ich liebe dich auch.«
Sie träumte. Natürlich träumte sie. Doch sie lächelte und gab sich ganz ihrem Traum hin.
Lucivar machte eine Kanne Kaffee und suchte dann nach etwas Essbarem. Ah! Da war der Rest des Schmorbratens, den Marian gestern zum Abendessen gekocht hatte. Nachdem er das Gericht zum Aufwärmen in den Ofen gestellt hatte, suchte er nach etwas, das als Beilage dienen konnte. Der Garten erregte seine Aufmerksamkeit, und er trat ans Küchenfenster.
Draußen herrschte noch immer Frost, aber an den Stellen, an denen die Sonne den Schnee geschmolzen hatte, zeigten sich erste grüne Triebe. Sie war so glücklich gewesen, als sie sah, dass ihre Frühlingsknollen den Winter überlebt hatten.
Jaenelle hatte genauso reagiert.
Empfand er deshalb für Marian, was er für keine andere Frau empfand? Sie und Jaenelle waren in manchen Dingen so unterschiedlich und einander in anderen so ähnlich. Haushexe und Königin. Doch beide waren außergewöhnliche Frauen, jede auf ihre eigene Weise.
Und sie liebte ihn.
Lucivar lächelte.
War Marian sich bewusst, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte? Hatte sie seine Antwort gehört?
Er rief das Schmuckkästchen herbei, öffnete es und musterte die beiden Ringe, die sich darin befanden. Als er Marian die Bernsteinkette zu Winsol gekauft hatte, hatte er Barnard auch beauftragt, diese Ringe anzufertigen. Bernstein und Jade in einem goldenen Ring eingefasst für Marian. Ein einfacher Goldring für ihn.
Eheringe. Er wollte ihr diesen Ring an den Finger stecken und selbst den goldenen Ring tragen als Zeichen der Hingabe, der Partnerschaft … und der Liebe.
Sie lebten nun beinahe ein ganzes Jahr zusammen. Sie hatte ihn von seiner schlimmsten Seite kennen gelernt - nein,
nicht von seiner schlimmsten, denn sie hatte ihn noch nie von einem Schlachtfeld kommen sehen. Doch hoffentlich hatte er ihr auch seine guten Seiten gezeigt und ihr bewiesen, dass sie in einer Ehe mit ihm alles sein könnte, was sie sein wollte.
Vielleicht war es an der Zeit, sie zu bitten, sein Leben mit ihm zu teilen, nicht als Geliebte, sondern als seine Frau. Er sehnte sich von ganzem Herzen danach, ihr Mann zu sein.
Lucivar schloss das Kästchen wieder und ließ es verschwinden. Bald. Sehr bald.
Doch zuerst musste er entscheiden, was mit Roxie geschehen sollte.
20
Lucivar atmete tief durch, bevor er an die Eingangstür von Roxies Zuhause klopfte. Die Straße war zu ruhig für die Mittagsstunde, selbst im Adelsviertel von Doun. Er konnte beinahe spüren, wie all die Augen hinter den Gardinen nach ihm Ausschau hielten. Sämtliche Nachbarn mussten auf die eine oder andere Weise gehört haben, was vorgefallen war. Sie wussten also, weshalb er hier war. Um ein Urteil zu fällen. Eine Grenze zu ziehen zwischen dem, was in Ebon Rih annehmbar war, und was nicht.
In dieser Beziehung hatte Jaenelle völlig Recht gehabt. Bei dieser Entscheidung stand nicht nur sein eigenes Leben auf dem Spiel. Er hatte seine Abneigung gegenüber Roxie seine Urteilskraft eintrüben lassen, und die junge Hexe gemieden, weil sie ihn zu sehr an die Miststücke erinnerte, die ihn in Terreille benutzt hatten - und hatte sie nicht dafür zur Rechenschaft gezogen, dass sie andere Männer ausnutzte, weil er sich gesagt hatte, dass diese Männer die Wahl hatten, ob sie mit ihr zusammen sein wollten oder nicht. Dessen war er sich mittlerweile nicht mehr so sicher. Die Königinnen von Doun und Riada hatten ihn mit verdächtiger Förmlichkeit davon
in Kenntnis gesetzt, dass keinerlei Beschwerden gegen sie
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