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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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angewurzelt stehen, zu erschrocken, um weitergehen zu können.
    Lias mentale Signatur hatte sich nicht verändert.
    Dabei hätte sie sich verändern müssen! Er sollte die tiefere, sattere Kraft von Grau an ihr spüren können. Doch alles, was er fühlen konnte, war ein deutliches, unverkennbares Grün.
    Lia warf einen Blick in seine Richtung, ohne ihm jedoch in die Augen zu sehen.
    Das Atmen kostete Jared Mühe.
    Was hatte er in ihren Augen gesehen, bevor sie den Blick abgewandt hatte? Kummer, weil es ihr nicht gelungen war, zu ihrer ganzen Stärke zu gelangen? Bedauern, weil sie versucht hatte, der Dunkelheit ihr Opfer darzubringen, obwohl sie körperlich, geistig und emotional völlig erschöpft war, und weil sie deshalb die größte Probe des Selbst nicht bestanden hatte?
    Eine zweite Chance gab es nicht. Das Opfer konnte man nur ein einziges Mal darbringen. Egal, welche potenzielle Macht ein Mensch vielleicht erreichen mochte, alles war für immer verloren, wenn man sie sich nicht im Laufe dieser einen aufreibenden Nacht zu eigen machen konnte. Die Juwelen, mit denen ein Mensch aus der Opfernacht hervorging, waren die dunkelsten Juwelen, die er jemals tragen würde.
    Aus diesem Grund würde nun eine Hexe, aus der eigentlich eine Königin mit grauem Juwel hätte werden sollen, weiterhin ihr grünes Geburtsjuwel tragen. Vielleicht würde sie ihre Fähigkeiten in der Kunst üben und mit der Zeit geschickter mit der Macht umzugehen verstehen, die ihr zur Verfügung stand, doch weil sie in dieser einen Nacht trotz der widrigen Umstände alles aufs Spiel gesetzt hatte, würde
sie nicht stark genug sein, um ihr Territorium oder ihr Volk vor Dorothea SaDiablo zu beschützen.
    Thera blickte zu Blaed und Talon, bevor sie die Aufmerksamkeit auf ihn richtete. »Wir würden gerne ins Dorf zurückkehren und so bald wie möglich aufbrechen«, sagte sie.
    Jared biss so fest die Zähne zusammen, dass die Muskelstränge in seinem Kiefer zu zucken begannen. »Euer Wunsch ist uns Befehl, Ladys.«
    Lia streifte ihn mit einem nervösen Blick. Dann eilte sie in Richtung der Pferde.
    Jared drehte sich langsam, bis er die Männer im Blickfeld hatte, die um das Feuer saßen. Wie viele von ihnen wussten, dass er Lia durch ihre Jungfrauennacht geleitet hatte?
    Die meisten, wenn man danach urteilte, wie sie sorgsam nichtssagende Mienen aufsetzten und höflich weg- oder durch ihn hindurchsahen.
    Nur Randolf sah nicht weg, und in seinen Augen spiegelte sich etwas wider, das wie abgrundtiefes Bedauern aussah.
    Selbst Brock schüttelte nur den Kopf und richtete seine ganze Aufmerksamkeit darauf, das Feuer zu ersticken, damit sie die heilige Stätte verlassen konnten.
    Als der erste Schock schließlich Unmut wich, entfernte Jared sich von den anderen, musste von ihnen fortkommen. Sie gaben ihm die Schuld daran, dass ihre Königin geschwächt worden war, warfen dem Lustsklaven vor, dass er es sich angemaßt hatte, einen Dienst zu verrichten, den er besser einem starken, reifen Mann hätte überlassen sollen.
    Da legte sich Talons Hand auf seinen Arm und zwang ihn, stehen zu bleiben.
    »Es ist falsch«, zischte Jared. »Es ist alles falsch. Talon, ich schwöre bei den Juwelen und allem, was ich bin, dass ich alles getan habe, was ich tun sollte.«
    »Niemand behauptet das Gegenteil«, erwiderte Talon gelassen.
    »Nein?« Jared warf den anderen Männern einen Blick über die Schulter zu. »Ein Lustsklave wird nicht als Mann betrachtet. Wie sollte er …«

    »Halt den Mund.«
    Jared versuchte es, doch der Groll in seinem Innern wuchs immer weiter an. »Es ist falsch«, beharrte er. »Selbst wenn sie nicht bis zu Grau hinabsteigen konnte, hätte sie nicht bloß mit ihrem grünen Geburtsjuwel aus der Opfernacht hervorgehen sollen. Sie hätte zumindest Saphir oder Rot erhalten müssen.«
    »Sei endlich still«, fuhr Talon ihn an. »Dies ist weder der rechte Ort noch die Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was geschehen ist oder warum. Es ist geschehen, und wir können nichts daran ändern. Also sollten wir uns alle besser damit abfinden.«
    Talon ging auf die Pferde zu, Jared immer noch am Arm gepackt. »Wenn wir erst einmal alle sicher nach Dena Nehele gebracht haben, wieso verbringst du dann nicht ein paar Monate mit mir in den Bergen?«
    »Warum?«, wollte Jared wissen. In ihm stiegen Schuldgefühle empor und legten sich unerbittlich um sein Herz. Er hätte etwas anders machen müssen, hätte mehr tun müssen.
    Talon entblößte seine

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