Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Straße hinaufbewegte. Der letzte Junge am anderen Ende der Straße übergab sie wieder meinem
Vater, der ihr gefolgt war und der sie nun in ein Kaffeehaus brachte.«
Jared lächelte. »Bis zum heutigen Tag habe ich nicht die leiseste Ahnung, wohin er sie eigentlich hätte bringen sollen, oder ob sie Zeit für Erfrischungen hatte, bevor er sie aus der Hintertür des Kaffeehauses schmuggelte, um ein weiteres Zuvorkommen unsererseits zu vermeiden.« Jared lächelte.
»Hat er deiner Mutter davon berichtet?«, wollte Brock wissen.
»Meine Mutter und etliche andere Hexen aßen an dem Tag mit der Königin zu Abend. Da es ein reiner Damenabend war, blieb mein Vater bei meinen Brüdern und mir zu Hause. Noch Tage danach warf meine Mutter ihm immer wieder Blicke zu und kicherte, woraufhin er errötete.«
Eine Minute lang gingen die beiden Männer in behaglichem Schweigen nebeneinanderher.
Dann sagte Brock: »Dort vorne gehen Corry und Cathryn. Randolf behält sie im Auge und sorgt dafür, dass Eryk ihnen nicht in die Quere kommt.« Er hielt inne. »Sie halten Händchen.«
Jared und Brock grinsten einander an.
»Komm schon«, sagte Brock und wies mit dem Daumen in Richtung Wagen. »Wärm dich ein bisschen auf und mach dich nützlich. Du könntest ihr diese Geschichte erzählen. Ich glaube, Thera würde sie auch gefallen.«
Das ließ Jared sich nicht zweimal sagen, denn er sehnte sich danach, dem Regen zu entkommen und seinen Beinen etwas Ruhe zu gönnen. Er wartete, bis der Wagen sie eingeholt hatte, und ließ ihn an sich vorbeifahren. Während er die Rückseite des Wagens betrachtete, gingen ihm Brocks Worte nicht aus dem Sinn. Sich zu einer Königin zu gesellen und ihr eine Geschichte zu erzählen, verstieß im Grunde gegen all seine Instinkte, die von den Grausamkeiten geschärft worden waren, die er im Laufe der letzten neun Jahre mit angesehen und am eigenen Leib erfahren hatte.
Dann beeilte er sich, den Wagen wieder einzuholen, da er
sich auf einmal nach der Wärme verzehrte und nach etwas Essbarem, und weil er sehen wollte, ob sich etwas von jenen harten grauen Augen ablesen ließ.
Er war sich nicht sicher, ob er der Grauen Lady vertrauen konnte. Dennoch stand für ihn fest, dass sie sich in irgendeinem Dorf auf irgendeiner Straße ebenfalls völlig unnötigerweise hätte herumführen lassen, damit ein paar kleine Jungen stolz von sich behaupten konnten, ihr gedient zu haben.
Kapitel 8
Krelis starrte auf den verzauberten Messingknopf in seiner Hand und richtete den Blick anschließend auf den beklommenen Wächter. »Bist du dir sicher?«
Die Miene des Wächters verfinsterte sich. »Ich habe keinen Fehler begangen, Lord Krelis.«
Krelis winkte mit der Hand, eine indirekte Entschuldigung, weil er die Fähigkeiten des Mannes in Zweifel gezogen hatte. In seiner Stimme klang Verdrossenheit mit. »Was im Namen der Hölle tut sie bloß?«
Der Wächter zuckte die Achseln. »Weniger als eine Meile von dem Gasthaus befindet sich eine Kutschstation – aber genau neben der Kutschstation gibt es ein viel besseres Gasthaus, wenn sie vorgehabt hätte, Fahrkarten zu kaufen und zum Tamanaragebirge zu fahren.«
Doch genau das hätte das Miststück tun sollen!
»Der Besitzer des Gasthofes war sich sicher, dass es sich um die Graue Lady handelte?«
»Eine alte Königin, ganz in Grau gekleidet, mit zwölf Sklaven. Den Knopf habe ich im Trakt für die Dienstboten der Gäste gefunden, weil die Sklavenquartiere angeblich nicht bequem genug für ihre neuen Spielzeuge gewesen sind. Vielleicht versucht sie, den Königinnenmörder mit Zuckerbrot anstatt der Peitsche zu zähmen.«
Das Blut gefror Krelis in den Adern. »Welcher Königinnenmörder?«
»Der shaladorische Lustsklave, der vor ein paar Wochen völlig außer Kontrolle geraten ist. Eigentlich wäre er in den Salzminen von Pruul gelandet, aber sie hat ein Auge auf ihn geworfen.«
Langsam atmete Krelis aus. Narr! Er hatte die Liste der Sklaven bereits zu Gesicht bekommen, und der Sadist stand nicht darauf. Außerdem verkaufte die Hohepriesterin lediglich Sadis Dienste. Ihn selbst würde sie niemals veräußern – und sie würde niemals einer gefährlichen Feindin Macht über einen Mann gestatten, der derart tödlich war.
Der Name auf der Liste war ihm unbekannt gewesen, doch er hatte von dem Gemetzel gehört, das der shaladorische Krieger angerichtet hatte. Würde sich das als Vorteil herausstellen? Ein Mann mit dunklen Juwelen, der einmal wild geworden war, ließ
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