Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
Vom Netzwerk:
zwei. Zwar wusste er nicht, wo genau er war, doch ihm war klar, dass er sich immer noch östlich des Tamanaragebirges und südlich von Shalador befand. Ein oder zwei Tage, dann würde der hohle Mann, der sich als Krieger und Anführer tarnte, die Leine an dem Unsichtbaren Ring austesten, um herauszufinden, ob sie bis nach Ranonwald reichte.
    Nur für kurze Zeit. Gerade lange genug. Danach würde er akzeptieren, was immer sie mit ihm zu tun beabsichtigte.
    Um sich sein Schicksal nicht in Gedanken auszumalen, brach Jared das angenehme Schweigen. »Welchen Unterschied macht es, wenn die Lady sich eine Halsentzündung holt?«
    Tomas warf ihm einen strafenden Blick zu.
    »Ich wollte damit nicht sagen, dass es egal wäre, sollte sie krank werden«, sagte Jared. Beim Feuer der Hölle, der Junge war reizbarer als ein Kriegerprinz!
    »Na, wenn sie sich den Hals entzündet und keinen Ton
mehr herausbringt, wie soll sie uns dann den nächsten Teil der Geschichte erzählen? Sie ist die Einzige, die weiß, wie es weitergeht.«
    Bevor Jared etwas erwidern konnte, begann Tomas eine Geschichte von einer Gruppe Kinder zu erzählen, die von einer habgierigen und grausamen Königin gefangen worden waren. Indem sie sich zusammengetan hatten, war ihnen die Flucht gelungen, und sie beschlossen, in ein geschütztes Territorium zu reisen, in dem die Angehörigen des Blutes immer noch glaubten, dass sie die Hüter des Landes waren, und man die Kunst verantwortungsvoll einsetzen musste. Sie erlebten eine Reihe Abenteuer, und ihnen wurde von allen möglichen, manchmal witzigen, Seiten geholfen, während sie etlichen Häschern und Räuberbanden entkamen.
    Während Tomas die Geschichte nacherzählte, fragte Jared sich, ob es einem der Kinder seltsam vorgekommen war, dass die Kinder in der Geschichte genauso hießen wie sie, oder ob das nur zu dem Vergnügen beitrug, sich anzuhören, wie sie ihre Verfolger an der Nase herumführten. Außerdem stieg ein kleiner Funke Unwille in ihm empor, weil zwar Thera und Polli in Form von Kindern in das Märchen aufgenommen worden waren, jedoch keiner der Männer darin vorkam.
    Und die Geschichte an sich … Ein Land und ein Volk, deren Königin immer noch Macht und Ehre in Einklang hielt, im Gegensatz zu einem Land und einem Volk, die von einer bösen Hexe verdorben worden waren. Sah die Graue Lady sich etwa als letzte Bastion im Kampf gegen Dorotheas Einfluss und ihre korrumpierende Macht?
    Was, wenn sie es tatsächlich war?
    Der Gedanke durchzuckte ihn wie ein Blitz, und ein Funke Hoffnung machte sich in seinem Inneren breit.
    Was, wenn sie es tatsächlich war? Was wussten die Leute schon wirklich über die Graue Lady? Wenn sie keine Tod bringende, skrupellose Königin war, warum widersprachen die Händler aus benachbarten Territorien dann nicht jedem, der schlecht von ihr redete? Oder leugnete niemand die Geschichten,
die man sich erzählte, weil ein grausamer Ruf ihrem Volk sowie den angrenzenden Territorien besseren Schutz gewährte?
    Tomas gelangte zu einer Stelle in der Erzählung, an der die Kinder am Rand einer Klippe standen, unter ihnen ein reißender Fluss, während die Mitglieder einer Räuberbande auf sie zugeritten kam und ihnen jede Fluchtmöglichkeit abschneiden wollten.
    »Was ist als Nächstes passiert?«, wollte Jared wissen. Es war ihm fast peinlich, dass er der Geschichte trotz seiner eigenen Überlegungen weiterhin gefolgt war.
    Tomas zuckte die Schultern und wischte sich die Nase am Ärmel ab. »Keine Ahnung. Vielleicht erzählt sie es uns heute Abend – wenn sie sich keine Halsentzündung geholt hat.«
    »Ach so.« War es möglich, der Lady unauffällig klar zu machen, dass die Männer auch Gefallen daran finden würden, ihrer Geschichte zu lauschen?
    »Jared!«, rief Thera hinter ihm.
    Obwohl Jared wusste, wie kindisch es war, gab er ihr die Schuld daran, dass man ihn aus dem Kreis der Zuhörer ausgeschlossen hatte. Vornübergebeugt beschleunigte er seine Schritte noch. Vielleicht konnte er so tun, als habe er sie nicht gehört.
    Randolf, der sich ein Stück vor Jared befand, blickte über die Schulter und ging ebenfalls schneller. Blaed hingegen sah zurück und zögerte.
    Jared sah die beiden wütend an.
    »Lord Jared!«
    Er zuckte zusammen und drehte sich leise fluchend um.
    Thera stampfte durch den Schlamm, die Hände zu Fäusten geballt. Ihr Gesicht war gerötet, und ihre grünen Augen funkelten wutentbrannt.
    Jared blickte zu Brock, der zwar die Augen verdrehte, allerdings

Weitere Kostenlose Bücher