Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
keine Anstalten machte, näher zu kommen. Blaed war umgekehrt und begab sich auf Jareds linke Seite, nahe genug, um den Eindruck zu vermitteln, dass er hilfreich sein wollte, doch weit genug entfernt, um nicht an der Diskussion
teilnehmen zu müssen. Selbst Tomas wich ein paar Schritte zurück.
Machten sie ihm Platz, um ihm ausreichend Bewegungsfreiheit zu gewähren, oder wollten sie nur nicht versehentlich getroffen werden, sollte Thera versuchen, ihm einen Faustschlag zu versetzen?
»Lord Jared«, wiederholte Thera, die nun auf ihn zugestapft kam. »Die Lady braucht dringend etwas Unterhaltung.«
Das Blut schoss Jared ins Gesicht und entwich dann wieder. Er bebte am ganzen Körper. Thera besaß nicht viel Taktgefühl, doch selbst sie sollte wissen, dass man so etwas nicht direkt aussprach.
Verwirrt hielt Thera einen Augenblick lang inne. Dann funkelten ihre Augen noch intensiver. »Doch nicht das , du Narr! Auch wenn du dich vielleicht auf sie werfen musst, um sie dazu zu bringen, vernünftig zu sein und ihr Bein nicht zu belasten.« Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem lose geflochtenen Zopf gelöst hatte. »Beim Feuer der Hölle, man möchte fast meinen, die Frau hat in ihrem ganzen Leben noch nie einen Tag im Bett verbringen müssen! Sie ist so etwas von stur, so … so …«
Jared entblößte die Zähne zu einem Lächeln. »So ein Dickkopf wie du?«
Er machte sich auf den Fausthieb gefasst. Treffen würde er sich nicht lassen, aber er hätte liebend gerne einen Vorwand gehabt, um ihr Gesicht in den Schlamm zu drücken.
Sie gab ein Geräusch von sich, das nach einem zischenden Kessel klang. Als sie schließlich etwas sagte, klang ihre Stimme gefährlich beherrscht: »Du trägst als Einziger von uns Rot, Krieger. Also sei gefälligst kein Schlappschwanz, sondern tu etwas!«
Sie schob sich an ihm vorbei und machte sich auf den Weg, wobei ihr Zopf im Takt mit ihren Schritten wippte.
Brock hob die Hände und zuckte mit den Schultern. Es kostete ihn große Mühe, nicht in Gelächter auszubrechen.
Blaed biss sich auf die Lippe und ließ die Schultern kreisen.
Nach einer Weile meinte er zögernd: »Ich habe ein Schachspiel, falls das hilfreich sein sollte.«
Mithilfe der Kunst konnten die Angehörigen des Blutes Gegenstände herbeirufen und verschwinden lassen. Auf diese Weise waren sie in der Lage, Dinge bei sich zu tragen, ohne dass es sie körperlich belastete. Sadi hatte das Ganze einmal als einen unsichtbaren Schrank beschrieben, dessen Größe von der Stärke der jeweiligen Person abhing und davon, wie viel Kraft sie von ihren Juwelen abzog, um ihn mit Energie zu versorgen.
Jared fragte nicht nach, was Blaed – oder einer der Übrigen – sonst noch bei sich hatte, das für die Gruppe von Interesse sein könnte. Wenn der Körper eines Mannes einem anderen Menschen gehörte, konnten materielle Besitztümer immense Bedeutung annehmen, und es konnte sehr wehtun, wenn man gezwungen wurde, sie gegen seinen Willen mit anderen zu teilen. Nur allzu oft wurden einem diese kleinen Schätze von einem stärkeren Sklaven oder jemandem bei Hofe abgenommen, der den Gegenstand haben wollte... oder dem es einfach Vergnügen bereitete, den Sklaven seinen Verlust spüren zu lassen.
»Möglicherweise«, antwortete Jared, der darauf achtete, dass nichts an seiner Stimme oder Miene einen fordernden Beigeschmack hatte. Von Blaed war schon viel zu viel verlangt worden. Er war kaum zwanzig und der einzige andere Mann, der ebenfalls als Lustsklave benutzt worden war. Jared konnte sich noch zu gut daran erinnern, wie er sich in dem Alter gefühlt hatte. Es waren grausame Lehrstunden gewesen, als sexuelles Vergnügen auf einmal in ein perverses Spiel umgeschlagen war.
Blaed rief das Schachspiel herbei, das in einem schützenden Stoffbeutel verstaut war, und reichte es Jared.
»Danke«, sagte Jared. »Ich sorge dafür, dass du es zurückerhältst.«
Sichtlich erleichtert lächelte Blaed ihm zu und beeilte sich dann, Eryk wieder einzuholen.
Jared trottete zu dem Wagen, der während seiner kleinen
Lagebesprechung mit Thera an ihm vorbeigefahren war. Kurzzeitig fragte er sich, warum niemand auf den gesattelten Pferden ritt, doch dann verscheuchte er den Gedanken wieder. Entweder waren Thera und die Graue Lady mit dem Reiten an der Reihe, oder wer auch immer reiten sollte, hatte es vorgezogen, zu Fuß zu gehen, anstatt sich in der Nähe von zwei Hexen aufzuhalten, die sich offenkundig
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