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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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hast du dich nach Raej aufgemacht und dort so getan, als seiest du eine Hexe mit grauem Juwel.« Er schüttelte den Kopf. »Na, na, na. Das ist aber kein sehr eleganter Auftrag, den deine Königin ihrem jungen Schützling da erteilt hat... es sei denn natürlich, sie hat versucht, eine Rivalin loszuwerden.«
    Ihre Augen funkelten vor unterdrücktem Zorn, doch ihre Stimme nahm einen abweisend kalten Klang an. »Ich habe dir alles gesagt, was du zu wissen brauchst.«
    Er musterte sie einen Moment lang. Dass sie eine Beleidigung bezüglich der Grauen Lady persönlich getroffen hatte, wies stark darauf hin, dass sie tatsächlich Mitglied des Ersten Kreises war – oder zumindest des Hofes. Vielleicht sagte sie also die Wahrheit.
    Als er sah, dass sie zitterte, bezähmte er seine Wut. Was
war los mit ihm, dass er mit ihr stritt, während sie eigentlich dringend umsorgt werden müsste? Sein Vater hätte ihm das Fell über die Ohren gezogen, weil er seine Pflichten vernachlässigt hatte, um im Luxus seines eigenen Zornes schwelgen zu können.
    Jared trat von der Tür fort und streckte die Hand nach ihrem Mantel aus. »Ich helfe dir aus den nassen Sachen.«
    »Nein«, sagte sie rasch und hielt sich den Mantel und die Tunika vorne verzweifelt mit den Händen zu. Sie drückte sich mit dem Rücken gegen die Vorratskisten und verkrampfte sich, als er sich über sie beugte. »Ich komme schon zurecht.«
    Jared schloss eine Hand um eine ihrer eiskalten Fäuste und zog sanft daran. »Dir ist kalt, du bist erschöpft, du hast dir etliche Verletzungen zugezogen und kannst noch nicht einmal von alleine aufstehen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Laut den Regeln, die mein Vater mir eingetrichtert hat, ist das genau die Art von Situation, in der eine Königin ihren Stolz hinunterschlucken und sich von jemandem helfen lassen sollte.«
    Er zog erneut. Ihre Faust krallte sich noch fester in den Stoff.
    Dann versuchte er es mit dem Lächeln, mit dem er Reyna immer becirct hatte, ihm eine Extraportion Nusskuchen zu geben.
    Sie starrte ihn an, als seien ihm soeben Reißzähne gewachsen.
    »Beim Feuer der Hölle, Lady«, knurrte Jared, der immer noch versuchte, ihre Hände von dem Stoff zu lösen. »Das kann doch nicht das erste Mal sein, dass ein Mann sich angeboten hat, dir beim Ausziehen zu helfen.«
    Sie erwiderte nichts.
    Na gut, er verstand ja, warum sie nervös war. Sie hatten miteinander gestritten. Es war ihre Mondzeit, und sie war verletzlich. Aus irgendeinem Grund hatte ihre Verkleidung sie im Stich gelassen, sodass sie sich nicht mehr hinter dem Ruf der Grauen Lady verstecken konnte. Aber, beim
Feuer der Hölle, man könnte fast meinen, sie hätte noch nie...
    Jared sah sich ihr blasses, angespanntes Gesicht genau an und wich dann so hastig zurück, dass er aufjaulte, als er gegen die Tür stieß. Mit zitternder Hand deutete er auf die junge Frau und stieß anklagend hervor: »Du bist noch Jungfrau. Beim Feuer der Hölle und der Mutter der Nacht, möge die Dunkelheit Erbarmen haben! Du bist noch Jungfrau! «
    Die Hände immer noch in den Mantel verkrallt, beäugte sie ihn misstrauisch. »Kein Grund, hysterisch zu werden. Es ist nicht ansteckend.«
    Jared fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. Aufgrund der widersprüchlichen Gefühle, die in seinem Innern tobten, schwindelte ihm. »Was ist mit deinem Volk los? Was ist mit deiner Familie los? Wie konnten sie eine jungfräuliche Königin ohne Begleitschutz aus ihrem Heimatdorf lassen, geschweige denn aus ihrem Territorium?« Schlagartig wurde er wieder von Wut gepackt. »Was für ein Mann ist dein Vater, dass er dich an einen Ort wie Raej reisen lässt?«
    »Was weißt du schon von meinem Volk oder meiner Familie?« Sie schwang die Beine von der Bank und holte tief Luft. »Und wage es ja nicht, meinen Vater zu beleidigen!«
    Jared trat einen Schritt vor. »Wenn du mit dem Bein auftrittst, werde ich tun, was dein Vater schon längst hätte machen sollen. Ich werde dich übers Knie legen und dir den Hintern versohlen, bis du endlich Vernunft annimmst! Das schwöre ich!«
    »Im Gegensatz zu manch anderem sitze ich nicht auf meinem Gehirn, Krieger!«
    »Darüber lässt sich streiten, Lady!«
    Jemand versuchte, die Tür zu öffnen, sodass sich Jared den Arm anstieß, weil er sie immer noch blockierte.
    Jared fluchte und spielte mit dem Gedanken, sich mit dem ganzen Gewicht gegen die Tür zu werfen, um der Person auf der anderen Seite der Tür einen hölzernen Denkzettel zu verpassen.

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