Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
ihn benutzen, um sich zu schützen und erneut ihre Kontrolle über sämtliche Sklaven geltend zu machen. Sie musste ihm Schmerzen zufügen, um zu beweisen, dass sie immer noch den stärksten Mann unter ihnen kontrollieren konnte – und dass sie den anderen Männern die gleichen Qualen zufügen würde, wenn sie ihr nicht weiterhin Folge leisteten.
Stattdessen ließ sie den Sattel los und versuchte, sich auf einen Kampf vorzubereiten.
Fluchend trat Jared auf sie zu und hob sie hoch. »Du brauchst keinen Lustsklaven«, knurrte er auf dem Weg zum Wagen, »sondern einen Aufseher.«
»Ich brauche keineswegs …«
»Halt den Mund.«
»Jared«, ermahnte Thera ihn, als er an ihr und den Kindern vorbeiging »Man muss sich um sie kümmern und …«
»Gleich.« Er stieß die Tür mit der Schulter auf und trat sie Thera vor der Nase zu. Nachdem er die nasse, verdreckte Hexe auf eine Bank gesetzt hatte, wo sie wie ein Häufchen Elend sitzen blieb, zog er sich zurück und lehnte sich gegen die Tür, damit niemand sie stören konnte.
Während der wilden Fahrt war einer der Fensterläden hinter dem Kutschbock aufgegangen. Mithilfe der Kunst schloss Jared ihn wieder und erschuf eine Kugel Hexenlicht, die er neben der Bank in der Luft schweben ließ, damit er sich die junge Hexe genauer ansehen konnte.
Sie war nicht hübsch – hübsch hatte er immer mit zierlich und zart in Verbindung gebracht -, aber in ihrem Antlitz spiegelte sich eine Kraft wider, die binnen weniger Jahre
zu echter Schönheit heranreifen würde – einer Schönheit, die von einer tieferen inneren Kraft herrührte, welche starke Männer des Blutes erregender fanden als einen sinnlichen Körper.
Sadi hatte einmal gesagt, dass Macht von Macht angezogen wurde, dass die mentale Signatur einer starken Hexe auf starke Männer des Blutes wie Katzenminze auf einen Kater wirkte. Selbst wenn die Anziehung nicht sexueller Natur war, würden sie die betreffende Frau dennoch berühren, sie riechen und sich an sie schmiegen wollen. Es war Teil der Macht, die eine Hexe über das männliche Geschlecht aus übte, etwas, das die ihr dienenden Männer besänftigte, sie gleichzeitig aber auch mit Besitz ergreifender Wildheit erfüllte.
Als Jared so vor ihr stand, konnte er die Anziehungskraft ihrer mentalen Signatur spüren – die gleiche Anziehungskraft, die ihn schon betörte und verwirrte, seitdem diese Frau ihn gekauft hatte. Da er nun wusste, dass sie nicht die alte Frau war, für die er sie gehalten hatte, begann sein Blut vor gefährlichem Verlangen zu kochen.
Und all dies war durchtränkt von einer Wut, die von der Erleichterung, die er verspürte, nur noch gesteigert wurde.
Weil ein Streit ihm helfen würde, auf Distanz zu bleiben, bis er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, fuhr er sie an: »Du kleine Närrin! Du hattest nichts in dem Fluss verloren. Du hättest umkommen können – oder ist dir das gar nicht in den Sinn gekommen?«
»Wenn ich nicht in den Fluss gesprungen wäre, wäre Corry …«
Jared fuhr ihr einfach über den Mund: »Corry ist männlich. Männer sind entbehrlich.«
Ihre grauen Augen wurden vor Zorn beinahe schwarz.
Als ihm einfiel, wie ihre Schachpartie ausgegangen war, wechselte er lieber das Thema. »War dies eine Art Spiel?«, wollte er wissen. »Die kleine Hexe wollte sich unbedingt als Erwachsene verkleiden, nach Raej reisen und zum Spaß ein paar Sklaven kaufen?«
»Nicht zum Spaß«, versetzte sie scharf. »Für die Graue Lady.«
»Für die Graue Lady. Natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen? Kennst du sie überhaupt? Oder war das bloß die beste Verkleidung, die dir eingefallen ist?«
»Natürlich kenne ich sie.« Sie reckte das Kinn und funkelte ihn zornig an. »Ich gehöre zu ihrem Ersten Kreis.«
Jareds grüne Augen verengten sich. Es kam durchaus vor, dass eine junge, begabte Hexe im Ersten Kreis einer Territoriumskönigin diente, um eine besondere Ausbildung zu erhalten, bevor sie im Namen der Königin über eine Provinz oder einen Bezirk herrschte. »Wie alt bist du?«
»Siebenunddreißig.«
Er lachte ohne den geringsten Funken von Humor. Wenn die kleine Hexe Spielchen spielen wollte, würden sie eben Spielchen spielen.
Jared ließ den Blick auf eine Art und Weise über sie schweifen, die nur als beleidigend interpretiert werden konnte. »Ich würde eher auf fünfzehn tippen. Vielleicht sechzehn.«
»Ich bin einundzwanzig!«
Sie klang zu empört, um zu lügen.
»Und mit der Erlaubnis der Grauen Lady
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