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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Lady nagte an ihrer Lippe. »Wir müssen weiter.«
    »Wir können nirgendwo sonst hin«, sagte Jared, der seinen Zorn gewaltsam unterdrücken musste. »Ohne Anwendung von Gewalt wirst du niemandem zu dem Fluss zurückbekommen. An dieser Straße gab es seit der Lichtung keine Abzweigungen mehr. Vor Einbruch der Nacht werden wir sowieso nicht weit kommen. Wir kehren um.«
    »Wir müssen weiter«, sagte sie störrisch.
    Jared knirschte mit den Zähnen und suchte fieberhaft nach Worten, für die er sich später nicht entschuldigen müssen würde.

    »Jared hat recht«, sagte Thera kurz darauf. »Wir benötigen Zeit, um uns auszuruhen – und uns vorzubereiten. Die Lichtung ist der beste Ort, um beides zu tun.«
    »Dieser Angriff hat vielleicht gar nicht uns gegolten«, meinte die Lady leise.
    »Das ist im Grunde auch egal, oder?«, erwiderte Thera ebenso leise. »Diesmal hatten wir Glück. Wenn wir nicht wieder bei Kräften sind und klar denken können, haben wir das nächste Mal vielleicht nicht mehr so viel Glück.«
    Die Lady stieß ein Seufzen aus. »Na gut. Wir kehren zu der Lichtung zurück.«
    »Danke, Lady«, sagte Jared gereizt. Es ärgerte ihn, dass sie ihm widersprochen, Thera hingegen nachgeben hatte.
    Er schob sich an den beiden Frauen vorbei und erreichte die Tür.
    »Eins noch«, sagte er und warf Thera einen Blick über die Schulter zu. »Da du nicht gebrochen bist: Welche Juwelen trägst du?«
    Thera wirkte belustigt. »Ich trage Grün, Lord Jared.«
    Mutter der Nacht!
    Zwei von der Sorte, dachte Jared und riss die Tür auf. Er schritt auf den kastanienbraunen Wallach zu und saß auf. »Wir kehren zu der Lichtung zurück«, erklärte er Brock. »Ich reite voraus. Du und Randolf bildet die Nachhut. Thayne, du führst den Rest an. Blaed, du kommst mit mir.« Sein Blick schweifte zu Eryk und Tomas, die in Decken gewickelt waren, und zu der kleine Cathryn, die sich an Corry klammerte. »Ihr Kinder fahrt im Wagen mit.«
    Brock bedachte den Ring mit dem roten Juwel an Jareds rechter Hand mit einem langen Blick und nickte.
    Als Jared den Wallach antrieb, hörte er Tomas sagen: »Weißt du, ich hab mir gleich gedacht, dass sie für eine alte Dame ganz schön lebhaft ist.«
    Großartig. Wunderbar.
    War er der einzig Ahnungslose gewesen?
    Sobald er am Wagen vorbeigeritten war, trieb er das Pferd zum Trab an, ohne auf Blaed zu warten.

    Eine Minute später hatte er Garth eingeholt. Der Hüne hatte nicht einmal die nasse Kleidung gewechselt, bevor er sich wieder auf den Weg gemacht hatte. Jared zügelte den Wallach, bis er nur noch im Schritt ging, und wartete, bis Garth zu ihm aufblickte.
    Er musterte das Gesicht des Mannes. Was lag hinter jenen blassblauen Augen verborgen? »Danke, dass du Eryk und Tomas gerettet hast.«
    Garth sah ihn nur an. Dann verzogen sich seine Lippen langsam zu einem Lächeln. Er hob eine Hand zu einem zwanglosen Gruß und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf die Straße.
    Zu viele Dinge, die im Verborgenen liegen, dachte Jared, als Blaed sich zu ihm gesellte. Eine Königin mit grünem Juwel, die vorgab, Grau zu tragen. Eine gebrochene Schwarze Witwe, die nicht gebrochen war. Ein Mann mit zerrüttetem Geist, dessen Ausbildung und Intelligenz immer wieder durchblitzten.
    Und möglicherweise ein Feind, der die Maske eines Freundes trug.
    Zu viele Fragen.
    Jared verdrängte diese Gedanken. Für Fragen war jetzt keine Zeit. Doch später, sobald sie alle auf der Lichtung Zuflucht gesucht hatten und in Sicherheit waren, hatte er vor, ein paar Antworten zu erhalten.
     
    Jared benutzte die Kunst, um die beiden dampfenden Tassen zu balancieren, und klopfte einmal an die Wagentür. Er trat ein, ohne eine Antwort abgewartet zu haben.
    Das Hexenfeuer, das er vorhin erschaffen hatte, war klein und schwach geworden, da die Kraft, die es am Leben erhielt, beinahe aufgebraucht war. In dem düsteren Licht konnte er ihr Gesicht nicht ausmachen, aber es reichte schon, seine erste innere Barriere ein Stück zu öffnen, um ihre Schmerzen zu spüren – und ihre Angst vor der männlichen Kraft, die über sie herfallen konnte, da sie nicht in der Lage war, sich adäquat zu schützen. Hatte sie deshalb die kalte
Einsamkeit des Wagens der Wärme und Geselligkeit in dem Steinhaus vorgezogen?
    Nachdem er das Hexenfeuer mit ein paar Tropfen seiner roten Energie gespeist hatte, damit sie einander sehen konnten, überlegte er sich, ob er einen Wärmezauber anwenden sollte, um den Wagen gemütlicher zu

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