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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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höher als der Kriegerprinz. Folglich konnte er gar nicht darauf bestehen, befriedigt zu werden, obwohl sie tatsächlich einmal eine Hure gewesen war.
    Egal. Wenn er die Landry-Langston-Version dieses kleinen Abenteuers niederschrieb, würde er diese Rast interessanter gestalten als das hier. Geschichten benötigten immer ein Zwischenspiel vor dem letzten Sturm.
     
    »Also.« Surreal biss ein Stück von einem Apfel ab und kaute langsam. Der Käse war aufgegessen, und von dem Hähnchen war nur noch ein Häufchen Knochen übrig. Mit ausreichend vollen Mägen waren die Kinder eingeschlafen, noch bevor sie zu den Äpfeln gekommen waren. Gut so. Rainier und sie brauchten die zusätzliche Nahrung, da ihre Körper sie schneller verbrannten. Schließlich waren ihre Körper die Gefäße der Macht, die ihnen innewohnte. »Wenn es sich hierbei um eine der Abenteuergeschichten handeln würde, wo wären wir dann jetzt deiner Meinung nach?«
    Rainier sah sich in dem Salon um. »Tja, wir hatten Tote zu beklagen und haben Gefahr überwunden, wir sind gewarnt worden, dass uns noch Schlimmeres erwartet, und wir haben uns in einem Zimmer verbarrikadiert, um uns ein wenig auszuruhen. In einer Geschichte wäre dies die Stelle, an der die beiden Hauptfiguren schnellen, heißen Sex miteinander haben.«
    Sie sahen einander an.
    »Was gedenkst du also in den fünf Minuten zu machen, die wir dazu gebraucht hätten?«, fragte Surreal.
    Rainier stieß ein raues Lachen aus. » Surreal. «
    »Was denn? Erinnerst du dich noch an das Buch, das wir gelesen haben, in dem der Penis des Mannes vor Dankbarkeit geweint hat? Ich persönlich glaube ja, dass er bloß nicht
hat an sich halten können, und dass die Frau, die geschworen hat, es sei der beste Sex ihres Lebens gewesen, lediglich sehr höflich war. Ich weiß das, denn als ich noch Hure war und im Bett sehr höflich sein musste, habe ich dafür immer viel mehr berechnet.«
    »Sch!« Rainiers Gesicht lief rot an, weil es ihn große Mühe kostete, nicht in Gelächter auszubrechen, was gewiss die Kinder aufgeweckt hätte.
    Surreal betrachtete das Bild über dem Kaminsims. Noch immer quoll Blut aus den Wunden an der Brust der Frau, die ihr Geliebter ihr zugefügt hatte. Dann sah sie zu den Kindern hinüber. Zwar waren sie alle derart erschöpft, dass sie bestimmt nicht lauschen könnten, aber sie wechselte dennoch auf einen mentalen Faden über.
    *Ist dir das alles nicht ein wenig merkwürdig vorgekommen? *, fragte sie.
    *In irgendeiner bestimmten Hinsicht?*, erwiderte Rainier trocken.
    Sie schob sich die Haare hinter ein Ohr. *Ich weiß nicht. Es wirkt nur … Nicht gerade kultivier t.*
    Rainier wandte den Blick ab. *Drei Kinder sind gestorben. Das ist alles andere als kultiviert.*
    *Und mehr sind ums Leben gekommen, bevor wir auch nur einen Fuß in das Haus gesetzt haben. Ich weiß. Aber es ist … unbeholfen. Tödlich, ja, aber …* Sie wusste selbst nicht recht, was sie ihm zu sagen versuchte.
    Rainier zögerte. *Deine Familie besitzt eine brutale Eleganz, an die sonst nichts im ganzen Reich herankommt. Die einzigen Männer und Hexen, die dem nahe kommen, sind diejenigen, die im Ersten Kreis des Schwarzen Askavi gedient haben, und sie herrschen jetzt im Schattenreich. Das sind deine Freunde, deine Familie. Und offen gesagt, Lady, ist das die Art Macht, die du zu gebrauchen gewohnt bist. Dieses Haus mag nicht elegant sein, aber es ist eine geschickt ausgestaltete Falle.*
    *Ja*, stimmte sie ihm zu. *Geschickt ausgeführt, aber nicht elegant.*

    *Wenn eine Schwarze Witwe aus deiner Familie dieses Haus in der Absicht errichtet hätte, diejenigen zu vernichten, die es betreten...*
    Surreal erzitterte. Verführerisch. Verlockend. Todbringend. Man würde Stück für Stück gebrochen werden. Schmerz und Genuss wären so eng miteinander verwoben, dass sie eine Folter darstellten, die man herbeiflehte.
    Klick-klack. Tip-tap.
    Das Geräusch – und Rainiers leichte Berührung – holten ihre wandernden Gedanken wieder in das Zimmer und zu der möglichen Gefahr zurück.
    Klick-klack. Tip-tap.
    Etwas Weißes huschte die Fußleiste entlang, gerade noch im Inneren ihres Schildes, und verursachte dabei klappernde Geräusche auf dem Holzboden.
    Sie beobachteten, wie die Skelettmaus bis zur Ecke des Kamins huschte. Dann setzte sie sich auf ihre Hinterbeinchen und drehte den Schädel, bis sie genau in ihre Richtung zu sehen schien.
    Surreal wünschte, sie hätte noch ein Stückchen Käse übrig und könnte es der

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