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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Kleidung konnte sie seine Brust und den Bauch sehen, die beide zerfetzt waren. Sie blickte ihm direkt ins Gesicht, das auf der Seite mit der leeren Augenhöhle blutverschmiert war.
    Aber dies war nicht Trist. Es war noch nicht einmal ein kindelîn tôt . Dies war ein Illusionszauber, den man Schatten nannte: ein Abbild, geschaffen aus ein wenig Blut und mithilfe von viel Kunst.
    Jaenelle konnte einen Schatten erschaffen, der so echt aussah und sich derart real benahm, dass man noch nicht einmal hinter sein wahres Wesen kam, wenn man ihn anfasste. Aber dies hier … Der Junge stand hölzern wie eine Marionette da. Der Anblick tat beim ersten Hinsehen durchaus
seine Wirkung, doch offensichtlich handelte es sich dennoch um einen Trick.
    Der Schatten-Trist lächelte sie an und sagte: »Das Schlimmste kommt erst noch.«
    Dann verschwand er wieder.
    Surreal machte die Tür zu – und fluchte, als die Tür ebenfalls verschwand.
    Rainier betrachtete die Wand und wich kopfschüttelnd einen Schritt zurück. »Falls das eine Illusion sein sollte, kann ich es nicht sagen, ohne die Wand zu berühren.«
    »Womit sich deine Hand auf der falschen Seite des Schutzschildes befände.« Surreal sah sich um, fluchte und deutete auf die Rückwand. »Die ist vorhin noch nicht da gewesen.«
    Eine Tür. Sie hatte ihren Schild eine Handbreit von den Wänden entfernt erschaffen, um keine Zauber auszulösen, die vielleicht in den Wänden verborgen sein mochten. Es sah aus, als habe sie die richtige Entscheidung getroffen. Doch am Morgen wäre der einzige Ausweg aus dem Zimmer trotzdem eine Tür, die zu etwas Unbekanntem auf der anderen Seite führte.
    Sie atmete tief ein und seufzte. »Und nun?«
    »Essen und Wasser«, sagte Rainier. »Wir nehmen meine Vorräte.«
    Er erwartete nicht mehr, dass sie aus dem Haus herauskommen würden, stellte Surreal fest. Wenn er starb und sich in einen Dämonentoten verwandelte, würde er vielleicht in den Bann der Zauber geschlagen und selbst zu einem Feind werden, anstatt weiter an ihrer Seite zu kämpfen. Sollte das geschehen, hätte sie keinen Zugriff mehr auf die Vorräte, die er bei sich trug. Doch keiner von beiden fasste derlei Gedanken in Worte.
    Was sie ebenfalls nicht laut aussprachen, war der Umstand, dass Surreal ihn vernichten könnte, dass sie das Töten zu Ende führen müsste; doch falls sie stürbe und ihn angriff, würde er ihre Attacke nicht überleben. Deshalb hatten sie nur die Chance, aus dem Haus zu entkommen, wenn Surreal am Leben blieb.

    Er rief einen Wasserkrug und einen gewaltigen Picknickkorb herbei – die Art Korb, die ein Extrafach für Teller, Gläser und Besteck aufwies.
    Surreal blinzelte. Sie hatte Wasser dabei, ja. Trug immer welches bei sich. Aber ihr Essensvorrat bestand aus vier Äpfeln, die sie aus einer Schüssel in der Küche des Stadthauses mitgenommen hatte, als Rainier und sie aufgebrochen waren.
    »Du schleppst so viele Vorräte mit dir herum?«
    Er sah verwirrt aus. »Warum nicht?«
    Darauf gab sie ihm keine Antwort. Sie war zu sehr damit beschäftigt, sich zu fragen, ob sämtliche Begleiter so etwas bei sich hatten, oder ob das nur bei Rainier so war.
    Er öffnete den Deckel des Korbes und holte ein ganzes Brathähnchen, einen runden Käse und drei Äpfel hervor.
    »Wie bitte, keinen Nachtisch?«, neckte sie ihn.
    »Das Hähnchen war bereits zubereitet, als sich unsere Pläne für den Abend geändert hatten. Wir haben nicht viel zu Abend gegessen, weil wir eiligst hierhergekommen sind...«
    Sie schnaubte verächtlich.
    »… also habe ich mir gedacht, ein Picknick nach der Besichtigung des Hauses wäre genau das Richtige.« *Und ich habe sehr wohl einen Nachtisch dabei*, fügte er hinzu, *aber er befindet sich nicht in dem Korb, also wirst du ohne ihn auskommen müssen.*
    Sie schenkte ihm ein Grinsen und öffnete das Fach, in dem sich Besteck und Geschirr befanden.

    Sie machten Witze, lächelten, aßen! Wie konnten sie im Moment irgendetwas amüsant finden? Warum hatten sie keine Angst ?
    Das Schlimmste kam erst noch, aber sie hatten es geschafft, für den Moment all seine Schoßtierchen auszusperren. In dem Zimmer war nichts außer ein paar kleinen, unheimlichen Zaubern, und das Luder hatte bereits einen
davon verdorben, indem sie den Kindern verboten hatte, die Weintrauben zu essen. Wenn der Kriegerprinz nicht auf Sex bestand, würde nichts Interessantes passieren, während sie sich in dem Zimmer aufhielten.
    Aber nein! Das Luder Surreal stand rangmäßig

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