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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Schüssel Weintrauben. Augenscheinlich schien alles damit in Ordnung zu sein, doch Surreal sagte: »Finger weg«, als die Kinder die Trauben gierig ansahen. Sie fragte sich, ob die Kinder ihr diesmal Folge leisten würden, oder ob noch jemand ums Leben kommen musste.
    Das Gemälde über dem Kamin war im Grunde kein richtiges Porträt. Es zeigte einen Mann und eine Frau. Er stand hinter seiner Geliebten, die Arme um sie geschlungen, den Mund auf ihren nackten Hals gedrückt. Doch als Surreal hinsah, wurde sein Griff fester, sodass die Geliebte sich nicht losmachen konnte. Die Frau schlug die Augen auf, die voll resignierter Angst waren. Der Kuss des Mannes wurde zu einem Biss. Er gab sich nicht mehr den Anschein, Liebhaber zu sein, sondern war nur noch Raubtier. Blut tropfte die blasse Haut der Frau hinab und befleckte ihr weißes Kleid.
    Surreal trat näher, hob die Kerze hoch und las, was auf dem Messingschildchen stand, das an dem Holzrahmen des Bildes angebracht war. Dann stieß sie ein Schnauben aus.
    »Was denn?«, fragte Rainier, der zu ihr geeilt kam.
    »Das Bild trägt den Titel Brunst .«
    Rainier betrachtete das Gemälde einen Augenblick und wandte sich dann ab. »Ich weiß nicht, ob ich mich im Namen meiner Kaste beleidigt oder erleichtert fühlen soll.«
    »Inwiefern?«
    Er bedachte sie mit einem Blick. Dann sagte er: »Wer
auch immer das da gemalt hat, hat noch nie einen Kriegerprinzen in der Brunst gesehen.«
     
    Warum? Warum? Er hatte das Gemälde auf der Basis handfester Informationen anfertigen lassen und hatte extra für den besonderen Illusionszauber gezahlt. Warum tat dieser Mann das, was er vor sich sah, derart abfällig ab?
    Es war bekannt, dass Kriegerprinzen äußert gewalttätig waren, wenn sie in dem sexuellen Wahnsinn gefangen waren, der als Brunst bekannt war. Die Frauen, die sie dann benutzten, wurden tagelang brutal behandelt. Zwar sprachen die Angehörigen des Blutes nicht oft darüber, doch es handelte sich auch wieder nicht um eines ihrer verdammten Geheimnisse .
    Warum hatte die Hure die gewalttätige Botschaft, die das Schicksal der Frau betraf, einfach so von sich gewiesen? Sie musste doch etwas vom Schicksal solcher Frauen wissen! Sie wurden umhegt und gefangen gehalten – und in der Brunst verwendet, bis Geist und Körper sogar für ein Ungeheuer im Sexrausch zu stark zerstört waren. Das hatte man ihm gesagt.
    Andererseits war ihm nicht klar gewesen, dass es sich bei ihrem Begleiter um einen Kriegerprinzen handelte. Zu schade, dass immer noch ein paar Kinder bei ihnen waren. Ansonsten hätte er vielleicht heiße Informationen aus erster Hand über die Lust der Angehörigen des Blutes bekommen.
    Doch da es sich um einen Kriegerprinzen und eine Hure handelte, würden sie sich durch Publikum vielleicht gar nicht hemmen lassen – noch nicht einmal von dem Publikum, das sie sehen konnten.
     
    Sie überprüften das Zimmer und unterzogen es dann einer erneuten Prüfung. Entweder gab es nichts Gefährliches in dem Salon, oder sie hatten nicht die Kombination der Dinge getan, die als Auslöser diente. Es gab Holz für ein Feuer, aber sie empfanden beide bei dem Gedanken, den Rauchfang zu öffnen, ein gewisses Unbehagen. Surreal wusste
nicht, ob Rainier und sie eine echte Gefahr spürten, oder ob sie lediglich den Punkt erreicht hatten, an dem ihnen alles in dem Haus einen Schrecken einjagte. Doch das Unbehagen war so stark, dass sie sich entschlossen, es bei den verstaubten, moderigen Decken bewenden zu lassen, die sie in einer Zimmerecke in einer Truhe gefunden hatten.
    *Umgeben wir das Zimmer mit einem Schutzschild?*, fragte Rainier.
    Sie nickte. *Ich lege einen grauen Schild um das Zimmer.*
    Sie hatten bereits gesehen, dass Rainiers Macht nicht stark genug war, um ihnen verlässlich Schutz zu bieten. Diese Aufgabe fiel demnach ihr zu. Sie würde einen weiteren möglichen Ausweg aus diesem verdammten Haus verschließen. Doch das musste sein; es war das einzig Vernünftige.
    Dennoch zuckte sie zusammen, als der Gong ertönte, nachdem sie das Zimmer mit einem Schutzschild umgeben hatte.
    Rainier legte ihr eine Hand auf die Schulter, als Zeichen unausgesprochener Zustimmung.
    Sie hatten die Tür des Salons offen gelassen, während sie das Zimmer durchsucht hatten. Nun gingen sie gemeinsam auf die Tür zu, um sie zu schließen und abzusperren.
    Als Surreal anfing, die Tür zuzuschieben, zog Rainier scharf die Luft ein und fluchte leise.
    Trist stand in der Diele. Durch seine zerrissene

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