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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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aufgehoben ist.«
    Etwas lag in ihrem Tonfall. Etwas, das seine Wut besänftigte und seinen Sinn für Humor reizte.
    »Was wohl verwandte Welpen von einem kleinen Jungen halten, der vielleicht ein Halbblut ist?«
    Jaenelle grinste nur.

    Tersa trat von ihrem Arbeitstisch zurück. Sie hatte die ganze Nacht hindurch gearbeitet und ihr Verworrenes Netz sorgfältig Strang um Strang erschaffen.
    Dieser Langston hatte sie benutzt, um den Jungen Schaden zuzufügen. Ihrem Jungen. Und dem Jungen mit den Flügeln.
    Sie konnte sich noch an den Jungen mit den Flügeln erinnern, als sie kein derart zersplittertes Gefäß gewesen war und zusammen mit ihrem Jungen in einem kleinen Haus gelebt hatte.
    Bevor Dorothea ihr ihren Jungen weggenommen hatte. Ihren Jungen benutzt hatte. Ihm wehgetan hatte.
    Und dem Jungen mit den Flügeln ebenfalls.
    Aber der Junge mit den Flügeln war jetzt stark, war mächtig – und immer noch ein Junge, wenn er sie besuchen kam. Er dachte, sie glaubte diesen Unsinn, dass Bier eyrische Milch sei? Selbst jemand, der durch das Verzerrte Reich wandelte, kannte den Unterschied zwischen Milch und Bier!
    Doch er war nicht gemein. Er machte sich nicht über sie lustig, weil er glaubte, sie würde den Unterschied nicht kennen. Er neckte sie, weil er Bier wollte, und sein Lächeln lud sie dazu ein, so zu tun, als glaube sie seine Flunkerei.
    Er verstand sie. Daemon hörte ihr zu, und er liebte sie. Jaenelle hörte auch zu. Und Saetan. Aber Lucivar glitt auf
dem Strom ihrer Worte hinweg, wie er auf Luftströmen hinweg glitt. Er folgte einem Pfad, der nicht für gerade Linien gedacht war. Deshalb erzählte sie ihm Dinge, brachte ihm Dinge bei, die sie auf keine andere Art und Weise erklären konnte, und sie vertraute darauf, dass er es letzten Endes den anderen erklären würde.
    Seine Mutter wollte ihn nicht. Konnte ihn nicht lieben, weil sie ihn hasste. Alles nur, weil er diese herrlichen Flügel besaß, die wie dunkle Seide aussahen, wenn er sie ausbreitete. Welch törichter Grund, ein Kind zu hassen!
    In gewisser Weise war also auch er zu ihrem Jungen geworden.
    Und Surreal. Das Mädchen, das durch Schmerz und Blut und Angst zu einer Kriegerin geformt worden war. Sie war ihr nie wie eine Tochter gewesen, aber immer eine Freundin. Jemand, der akzeptieren konnte, was nie wieder zu einem Ganzen zusammengefügt werden konnte.
    Dieser Langston wollte auch Surreal wehtun.
    Tersa berührte zärtlich den Rahmen, der ihr Verworrenes Netz enthielt.
    Sie hatte mit diesem Langston eine Rechnung offen für jeglichen Schaden, den er angerichtet haben mochte – und sie würde ihre Schuld begleichen.

Kapitel 20
     
     
     
    Lucivar ließ den Blick durch das Esszimmer schweifen. Im frühen Licht eines grauen Herbstmorgens konnte auch ein Horst düster wirken, aber das wurde durch den Umstand ausgeglichen, dass ein Horst aus Stein erbaut war und Stärke und Charakter besaß, weil er Teil des umliegenden Landes war.
    Es gab keine Entschuldigung dafür, ein Zimmer absichtlich so aussehen zu lassen.
    Es bestand kein Grund, hier zu verweilen, da Surreal und Rainier sich nicht hier befanden. Er legte jedoch sein Proviantpaket auf den Esstisch und machte eine Runde durch das Zimmer, einfach um zu sehen, ob er irgendetwas Interessantes spüren konnte.
    Wie zum Beispiel den Grund dafür, warum jemand die Tür des Vorratsschranks aus den Angeln gerissen und sie dann so sorgfältig wieder angebracht hatte, dass einem der Schaden bei oberflächlicher Betrachtung entgehen musste.
    Als er neben die Tür trat, klapperte der Türknauf, als versuche jemand aus dem Schrank herauszukommen. Oder als solle man dazu verlockt werden, jemanden aus dem Schrank hinauszu lassen .
    Er ließ das Schwert in seine linke Hand gleiten, stellte sich auf die Seite mit den Türangeln und packte den Knauf mit der Rechten, wobei er seinen ausgestreckten Arm als Stütze benutzte, damit der Insasse des Wandschranks nicht einfach die Tür aufstoßen konnte.
    Sobald er anfing, die Tür zu öffnen, warf sich etwas in dem Schrank dagegen und versuchte, sie aus den Angeln zu reißen und ihn damit umzuwerfen. Er bewegte sich mit der
aufschwingenden Tür zurück und benutzte sie als Schild, als sein Gegner ins Esszimmer stürzte, völlig darauf versessen, seine Beute zu finden.
    Er schleuderte die Tür von sich und nahm das Kampfschwert wieder zurück in die rechte Hand. Auf das krachende Geräusch der Tür hin drehte die Hexe sich zu ihm um, suchte ihn – und ihm kam

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