Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
Vom Netzwerk:
die Galle hoch.
    Von ihrem Gesicht war noch so viel übrig, dass er erkennen konnte, wie hübsch sie einmal gewesen sein musste. Von ihrer mentalen Signatur war trotz mehrerer Schichten Wut noch genug geblieben, dass ihm eines klar war: Sie war kein Luder gewesen, als sie noch unter den Lebenden geweilt hatte. Ja, sie war sogar …
    Eine Haushexe. Sie war eine Haushexe gewesen, und jemand hatte sie verbrannt. Kein schnelles Feuer, das sie umbringen sollte, sondern ein langsames Verbrennen, um den Körper zu foltern und den Geist zu zerbrechen.
    Ihr Gesicht verschwamm vor seinen Augen. Wurde zu Marians.
    Sie stürzte sich auf ihn, noch bevor er sein emotionales Gleichgewicht zurückgewonnen hatte und ihr ausweichen konnte.
    Sein Herz wurde taub. Instinkt und Ausbildung setzten ein. Er packte sie im Genick und warf sie gegen die Wand. Bevor sie sich wieder aufrappeln konnte, folgte er ihr und drückte ihren Kopf gegen die Wand. Dann ließ er seine Wut und seine Erinnerungen zu der Peitsche werden, die ihn dazu antrieb, ihr den Schädel und das Gehirn zu zertrümmern.
    Er hielt die Hand, an der nun Knochensplitter und Hirnmasse klebten, gegen die Wand gepresst, während ihr Körper leblos auf den Boden sackte.
    Sie war immer noch da. Ihr Selbst war immer noch da, gekettet an einen dämonentoten Körper, der nicht mehr funktionierte.
    Er schüttelte sich das Blut von der Hand und wischte dann den Rest an ihrem Kleid ab.
    Er kauerte dort, zu dicht bei ihr, ihrem Anblick, ihrem
Geruch. Sein Gedächtnis brachte ihn zurück in das Lager in Terreille und zu dem Albtraum, der ihn immer noch in manchen Nächten im Schlaf heimsuchte.
     
    Zwei nackte … Gestalten … schwebten aus der Hütte ins Licht. Vor einer Stunde waren es noch eine Frau und ein kleiner Junge gewesen. Jetzt …
    Marians Finger und Füße fehlten. Ihr schönes langes Haar ebenfalls. Daemonar hatte keine Augen mehr, ebenso wenig wie Hände oder Füße. Die Flügel der beiden waren derart verbrannt, dass kleine Stücke davon abbrachen, während sie auf die Mitte des Platzes zuschwebten. Und ihre Haut …
    Mit seinem kalten, grausamen Lächeln entließ der Sadist die beiden aus seinem Bann. Der kleine Junge schlug auf dem Boden auf und fing augenblicklich zu schreien an. Marian landete auf ihren Beinstümpfen und fiel ebenfalls zu Boden. Als sie aufschlug, platzte ihre Haut auf, und …
    Es war kein Blut, stellte Surreal fest, als sie mit betäubter, angewiderter Faszination in Richtung der beiden starrte. Es war kochender Körpersaft, der aus den Rissen in der Haut hervorquoll.
    Der Sadist hatte die beiden nicht nur verbrannt, er hatte sie gekocht – und sie lebten immer noch. Sie waren nicht einmal dämonentot, sondern sie lebten!
    »Lucivar«, flüsterte Marian heiser und versuchte, auf ihren Mann zuzukriechen. »Lucivar.«
     
    Lucivar stand auf und wich von der Leiche der Hexe zurück.
    Daemon hatte ihn lediglich mithilfe ausgefeilter Schattenzauber gefoltert, da er wusste, dass Lucivars Reaktion Dorothea und Hekatah überzeugen würde, der Sadist habe tatsächlich die Ehefrau und den Sohn seines Bruders gekocht. Dieses Spielchen hatte Daemon die Atempause verschafft, in der er Marian und Daemonar aus dem Lager und in Sicherheit hatte bringen können.
    Lucivar und Daemon hatten beide einen hohen Preis für die Sicherheit der beiden gezahlt. Das wurde ihm häufig ins
Gedächtnis gerufen, wenn er in manchen Nächten in kaltem Schweiß gebadet erwachte und sich sicher war, dass im Schlafzimmer ein Geruch nach verbranntem Haar und gekochtem Fleisch in der Luft hing.
    Doch er vergaß auch nie, dass der Sadist, wenn man ihn nur genügend provozierte, durchaus in der Lage war, all dies tatsächlich zu tun.
    Er musterte die Haushexe. War sie deshalb auf diese Art und Weise umgebracht worden? Hatte Jenkell versucht, diese Erinnerung in ihm wachzurufen, vielleicht Daemon und ihn zu entzweien, damit sie ihre Gedanken und ihren Zorn aufeinander richteten, anstatt auf das Haus? Wer hätte Jenkell erzählen können, was sich in dem Lager zugetragen hatte?
    Oder hatte der kleine Bastard die Hexe nur zu seinem Vergnügen auf diese Weise umgebracht?
    »Ich kenne die Antwort nicht, und es ist mir auch egal«, sagte Lucivar leise. »Selbst wenn du für nichts anderes bezahlst, wirst du für den Tod dieser Hexe bezahlen. Dafür sorge ich.«
    Er griff nach seinem Proviantpaket und ging auf den Durchgang zur Küche zu.
     
    »Als wir das letzte Mal die rückwärtige Treppe

Weitere Kostenlose Bücher