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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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noch zu viel. Der Eyrier schwang das Kampfschwert – und Rainiers Schild gab letzten Endes doch nach. Er hielt noch so lange, dass die Klinge nicht vollständig durch Rainiers linkes Bein fahren konnte, doch die Wunde war tief.
    Rainer schlug sich auf das linke Bein, und der Gong ertönte, als sich ein fester Schild um seinen Oberschenkel bildete. Er wich zurück. Es fiel ihm sichtlich schwer, auf den Beinen zu bleiben. Der Eyrier hob erneut das Schwert.
    »Nein!« Surreal zog den Dolch aus ihrer Stiefelscheide und warf ihn; eine fließende Bewegung, die sie wochenlang eingeübt hatte, bis es ein einziger geschmeidiger Handgriff war.

    Der Dolch traf den Eyrier am Hals. Unter normalen Umständen hätte es ihn töten müssen. Doch es machte ihn lediglich wütend – und schenkte Rainier die paar Sekunden, die er benötigte, um die Treppe zu erreichen.
    »Hoch«, sagte sie. »Alle, nach oben.«
    »Surreal«, setzte Rainier an.
    »Hüpfe, krieche, ist mir egal! Los, die Treppe hoch! Ich habe immer noch einen Schutzschild. Du nicht.«
    Er benutzte den Schürhaken als Gehstock und humpelte die Treppe so schnell wie möglich nach oben.
    Der eyrische Krieger zog sich ihren Dolch aus der Wunde und ließ ihn zu Boden fallen. Die Hexe mit den drei Fingern kam aus dem Salon. Und durch die Tür rechts von ihr kam eine halbe Hexe geschwebt.
    »Surreal«, sagte Rainier. »Komm schon.«
    Die drei bewegten sich langsam auf sie zu, in der Gewissheit, dass sie Surreal auf die eine oder andere Art erwischen würden.
    Surreal war sich da ebenfalls sicher – bis ein Machtausbruch das Haus erschütterte.
     
    Es war so verdammt frustrierend, dachte Daemon, der das Spukhaus beobachtete. Beim Kommunizieren mithilfe mentaler Fäden verschaffte seine schwarze Macht ihm große Reichweite, und Lucivar und er konnten gewöhnlich über große Strecken miteinander in Verbindung treten. Jetzt trennten sie die Verworrenen Netze, die das Haus umgaben.
    Hab Geduld, alter Junge. Er wird schon wieder herauskommen. Lucivar hat schon auf schlimmeren Schlachtfeldern gestanden und war siegreich. Dieses hier wird er auch hinter sich lassen.
    Da spürte er den Ausbruch schwarzgrauer Macht. Selbst die Zauber um das Haus waren nicht stark genug, um die Wut hinter diesem Schlag ganz zu dämpfen.
    »Lucivar«, flüsterte Daemon.
    »Daemon«, sagte Jaenelle, die aus der Kutsche zu ihm geeilt kam.

    Er berührte sie an der Schulter. »Sieh du nach der Stelle, an der er herauskommen wollte. Ich werde um das Haus gehen für den Fall, dass er sich einen anderen Ausweg suchen musste.«
    Sie trottete auf die andere Seite des Hauses zu. Er begab sich in die entgegengesetzte Richtung.
    Dabei versuchte er, sich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, was er Saetan sagen würde, falls Lucivar doch nicht aus dem Haus herauskam.
     
    Lucivar stand in den Überresten des vorderen Korridors und lauschte. Wartete. Dann runzelte er die Stirn.
    Kein Gong. Sollte er nicht etwas spüren, falls nun der letzte Ausgang versperrt wäre? Oder …
    »Jedes Mal, wenn Kunst eingesetzt wird«, sagte er leise. »Jedes Mal, wenn Kunst eingesetzt wird.« Kunst, nicht Macht. Hatte die kleine Schreiber-Maus absichtlich diese Unterscheidung getroffen? War dem Mann überhaupt klar gewesen, dass da ein Unterschied bestand? Wahrscheinlich nicht.
    Natürlich war es ein feiner Unterschied, der ihm gar nicht in den Sinn gekommen war, als er die Regeln vernommen hatte – und der ihm immer noch nicht in den Sinn gekommen wäre, wenn er nicht gehört hätte, wie der Gong die Verwendung von Kunst bestätigt hatte, als er das Hexenlicht erschaffen hatte.
    »Ich bitte vielmals um Verzeihung, Bastard. Dieses Spielchen hättest du wohl doch mitspielen können.«
    Lucivar wartete. Lauschte.
    Das Haus wirkte eigenartig leer, ähnlich wie sich ein Haus anfühlte, nachdem man ein großes Fest veranstaltet hatte, und der letzte Gast gegangen war.
    Waren Surreal und Rainier entkommen? War das Spiel zu Ende?
    Nein. Das Spiel war noch nicht zu Ende, denn er war immer noch hier. Das bedeutete, dass die kleine Schreiber-Maus umhergehuscht war und all ihre Raubtiere an einen bestimmten Ort getrieben hatte.

    Aber nicht in diesem Haus. Und nicht im ersten Haus. Es ergab keinen Sinn, Surreal und Rainier zurück an den Anfang zu treiben, wenn es eine letzte Möglichkeit gab: das dritte Haus.
    Lucivar machte den Mund auf und atmete ein.
    Ein Geschmack in der Luft, der aus … jener Richtung zu ihm drang. Von dort oben. Aus

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