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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht
Autoren: Anne Bishop
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tatsächlich so aus, als bilde sich das, was auf den Küchenboden geflossen war, zu Armen und einem runden Kopf aus.
    »Nein«, sagte Surreal. »Es fühlt sich bösartig an. Es fühlt sich an, als würde es, wenn es einen berührt …« Sie wich einen weiteren Schritt zurück und bedeckte sich Mund und Nase mit der Hand.
    »Schutzschirm hin oder her, ich will dem Zeug nicht zu nahe kommen«, sagte Rainier. »Da es die Hintertür zu bewachen scheint, versuchen wir wohl besser, vorne rauszukommen.«
    Sie presste sich den Arm in die Seite. Das Fleisch um die Wunde fühlte sich schwammig an, vereitert, gar nicht gut. Im Moment war es egal, ob es sich um eine Entzündung oder ein Gift oder etwas anderes handelte, in das die Schwarze Witwe ihre Fingernägel getaucht hatte.
    »Verlass dich nicht darauf, dass ich euch den Rücken freihalte«, sagte Surreal, als Rainier sie und die Kinder in den vorderen Korridor führte. »Ich kann meinen Augen nicht trauen, und du solltest nicht darauf bauen, dass ich an deiner Seite kämpfen kann.«
    Wenn es nötig ist, dann lass mich zurück. Das wollte sie ihm damit sagen. Natürlich würde er nicht auf sie hören. Er war ein Kriegerprinz, der als ihr Begleiter fungierte. Er würde sie bis zu seinem letzten Atemzug und noch darüber hinaus beschützen.
    »Ich versuche es an der Eingangstür«, sagte Rainier. Er deutete auf die Kinder. »Ihr vier! Stellt euch auf die Treppe. Sollte etwas passieren, habt ihr eine größere Chance zu entkommen, wenn ihr nach oben lauft. Du auch, Surreal.«

    Sie widersprach ihm nicht. Konnte nicht. Nicht solange der Boden sich wieder einmal drehte und Käfer aus den Wänden hervorquollen.
    Sie schüttelte den Kopf in der Hoffnung, wieder klarer denken zu können. Stattdessen schien das Zimmer an den Rändern zu zerfließen – bis die Eingangstür aufgerissen wurde, und ihr Herz stehen blieb.
    Diesmal kein Rauch und keine rotäugigen Illusionszauber, doch es war der gleiche eyrische Krieger, der schon Kester umgebracht hatte. Er trat in die Diele, sah Rainier an und sagte: »Es wird Zeit, dass du dich zu uns anderen gesellst.«

    Lucivar wischte das eyrische Kampfschwert an der zerschlissenen Hose seines Gegners ab.
    Der Mann hatte den Todesstoß nicht kommen sehen und war so schnell gestorben, dass es keinen Moment der Erkenntnis, keinen Moment der Angst gegeben hatte. Er hatte nicht begriffen, dass Lucivar sich im Grunde gar nicht wirklich anstrengte. Er hatte geschickter als erwartet gekämpft, und es war deutlich, dass er gewöhnt war, in beengten Verhältnissen zu kämpfen.
    Er hatte nicht die geringste Chance gegen einen Kriegerprinzen, der Schwarzgrau trug, doch er kämpfte mit der Schadenfreude eines kleinen Jungen.
    Und nun war er tot.
    Lucivar kehrte zur Treppe zurück und blickte nach oben. Er befand sich jetzt im Blutrausch und würde erst wieder daraus hervortauchen, wenn er das Haus verlassen hatte.
    Lucivar hob die rechte Hand und ließ einen Blitz schwarzgrauer Macht aus seinem Ring hervorschießen. Der Korridorboden regnete um ihn herab, Holz und Fliesen waren zur Größe winziger Hagelkörner zerstoben.
    Er schüttelte die Arme und breitete die Flügel aus, um den Großteil des Schutts von seinen Schilden zu bekommen.
Dann betrachtete er das Loch, das kein Illusionszauber verbergen konnte – und fletschte die Zähne in einem wilden Lächeln.
     
    Es war ein sinnloser Kampf. Das wusste Surreal. Rainier ebenfalls. Ein Mann mit einem Schürhaken und ein paar Jahren Ausbildung konnte einem eyrischen Krieger mit einem Kampfschwert nicht das Wasser reichen. Besonders wenn der Krieger bereits dämonentot war. Es machte keinen Unterschied, dass der Eyrier keinen Schutzschild besaß, denn ein Todesstoß würde ihn nicht umbringen.
    Würde den Bastard vielleicht noch nicht einmal bremsen.
    Sie blieb am Fuß der Treppe stehen, hauptsächlich aus Angst, sie könnte Rainier im Weg sein. Bisher hielt sein opalener Schild den Angriffen stand – wahrscheinlich weil der Eyrier den Kampf in die Länge ziehen wollte -, doch jeder Hieb des Kriegers kostete Rainiers Schild ein wenig Kraft. Bald würde es ein Hieb zu viel sein.
    Rainier würde keine Kunst verwenden, um sich zu retten. Nicht mehr. Die Kunst, die vielleicht noch eingesetzt werden konnte, war ganz für sie reserviert.
    Dann flog etwas aus dem Eingang zum Salon auf Rainiers Kopf zu. Eine kurzzeitige Ablenkung. Er zuckte kaum zusammen, obwohl er sich instinktiv ducken wollte.
    Doch kaum war immer
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