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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Klang seiner Stimme erschreckte sie so sehr, dass sie gegen einen der Metalleimer trat – und Wörter von sich gab, die er noch niemals zuvor aus ihrem Munde gehört hatte.
    »Deine Schwester«, keuchte sie, während sie Lumpen, Wischlappen und Besen aufsammelte. »Diese Ungeheuer mit ihren madenzerfressenen Spatzenhirnen!«
    Bei dem Word Maden zuckte er ein wenig zusammen. Dann stellte er sich in Verteidigungsstellung auf. Eine reine
Vorsichtsmaßnahme. Er wusste nicht recht, weshalb die Besichtigung eines alten Hauses diese Reaktion hervorrufen sollte, aber – beim Feuer der Hölle! – irgendetwas hatte Marian zutiefst verärgert.
    »Mein Zuhause wird sauber sein.«
    Ihm war nicht ganz klar, ob es sich bei der Aussage um einen Verzweiflungsschrei oder eine Kampfansage handelte.
    »Unser Zuhause ist sauber«, erwiderte er möglichst gelassen.
    Sie drehte sich so schnell zu ihm um, dass er unwillkürlich zwei Schritte zurückwich.
    »Behandele mich bloß nicht so gönnerhaft, Lucivar Yaslana. Wage es ja nicht!«
    Er hob die Hände in Brusthöhe, zum Zeichen, dass er die Waffen streckte, und hielt den Mund. Es war sinnlos, vernünftig mit ihr reden zu wollen, bevor sie nicht wieder etwas mehr nach Marian und weniger nach einer hysterischen, Besen schwingenden Harpyie klang.
    »In meinem Zuhause gibt es keine Spinnweben in den Ecken, und in den Mauern huschen keine Ratten umher, und es gibt auch keine vermodernden Leichen.«
    Bloß gut, dass er ihr nichts von dem teilweise aufgefressenen Hasen erzählt hatte, den die Wolfsjungen in einem abgelegenen Zimmer zurückgelassen hatten. Er hatte den Kadaver – und die Maden – beseitigt, oder etwa nicht? Und er hatte alles emsig geschrubbt, damit es nicht mehr so stank.
    Vielleicht hatte er nicht gründlich genug geschrubbt?
    »Mama!«
    Lucivar machte einen kleinen Schritt und blockierte so den Zugang zur Küche. Daemonar, der auf die Tür zugerannt kam, stieß mit seinem Bein zusammen.
    Bevor der Junge seinen Trotz zum Ausdruck bringen konnte, jammerte Marian: »Sie glauben, dass wir so leben!« Dann verwandelte sich das Jammern in ein Knurren, als sie hinzufügte: »Ich muss putzen.«
    Da er ihr im Laufe der letzten Jahre beigebracht hatte,
sich mit Gegenständen zu verteidigen, die sich normalerweise in ihrer Reichweite befanden, stand jetzt eine erboste Frau vor ihm, deren Hände voller potenzieller Waffen waren.
    »Na schön.« Er stupste Daemonar mit dem Fuß zurück. Nachdem der Junge das Knurren seiner Mutter vernommen hatte, war er instinktiv leise und vorsichtig geworden – und beobachtete das Ganze aus sicherer Entfernung, indem er sich hinter seinem Vater versteckte. »Warum schaue ich später nicht in der Taverne vorbei und besorge uns etwas zum Abendessen?« Als sie die Zähne entblößte, fügte er hinzu: »Es ist nur ein Vorschlag, Marian, keine Kritik.«
    Schließlich ließ ihr wilder Blick soweit nach, dass er seine geliebte Gattin in der erbosten Frau wiedererkannte, die da vor ihm stand.
    »Das wäre schön«, sagte sie.
    Ohne Marian aus den Augen zu lassen, bückte Lucivar sich und hob Daemonar auf seine Schultern. »Wir werden dir ein wenig Platz machen.«
    Eine Antwort wartete er nicht ab, sondern drehte sich direkt um und ging in den Hof hinaus. Als er die Tür geschlossen hatte, und sich auf das gegenüberliegende Ende des Rasens zubewegte, fing er allmählich an, sich zu entspannen.
    Erst jetzt ging ihm vollständig auf, was er soeben getan hatte, und er blieb wie angewurzelt stehen.
    Er war ein eyrischer Kriegerprinz. Er trug schwarzgraue Juwelen. Er war der drittmächtigste Mann im ganzen Reich Kaeleer. Und er war eben vor einer Haushexe davongelaufen, die Purpur trug!
    Selbstverständlich galten die normalen Kampfregeln im Umgang mit einer Ehefrau nicht, wodurch er definitiv ins Hintertreffen geriet, wenn es darum ging, mit ihr fertig zu werden.
    Eine kleine Hand patschte ihm ins Gesicht. Er drehte den Kopf und sah seinen Sohn an.
    »Mama war gruselig«, sagte Daemonar.

    »Ooooh ja!« Er gab Daemonar einen schmatzenden Kuss, der das Kind zum Lachen brachte. »Komm schon, mein Junge. Wir werden einfach noch ein bisschen länger draußen spielen.«
    Und hoffentlich wären Ehefrau und Sohn in ein paar Stunden so erschöpft, sodass er beide ins Bett stecken konnte, bevor er zu seinem Gespräch mit Daemon zur Burg aufbrach.

    »Aus dem Haus lässt sich einiges machen«, sagte Jaenelle, die vor dem Spiegel an ihrem Frisiertisch saß und einen

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