Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
als es sich für eine Stunde mit dem Roman gemütlich zu machen, der ihn zurzeit fesselte, bevor er sich anschließend etwas früher als sonst zurückziehen würde. Trotzdem wandte er sich von seinen Gemächern ab und ging zurück zu dem privaten Salon, in dem Lucivar langsam auf und ab tigerte.
»Gibt es einen bestimmten Grund, warum du jeden Morgen hier auftauchst?«, fragte Saetan.
»Ich kann rechnen«, erwiderte Lucivar.
»Und das ist relevant, weil …?« Ihm fiel ein Grund ein, der das angespannte Herumlaufen erklärte. »Ist Marian schwanger?«
»Was?« Lucivar zuckte zusammen, als hätte ihn etwas in
den Hintern gestochen. »Beim Feuer der Hölle, nein! Obwohl sie daran arbeitet«, murmelte er.
» Sie arbeitet daran?«
Lucivar sah ihn finster an. »Sie konnte mich noch nicht dazu überreden, den Verhütungstrank abzusetzen. Noch hat sie mich nicht so weit.«
Der Dunkelheit sei Dank. Er liebte seinen Enkel Daemonar. Wirklich. Aber er hatte den starken Verdacht, dass alle Familienmitglieder dankbar wären, wenn noch ein wenig Zeit vergehen würde, bevor sie sich mit einer weiteren Miniaturausgabe von Lucivar herumschlagen mussten.
Auch Lucivar.
»Hat Lord Burle bezüglich Cassidy irgendetwas zu dir gesagt?«, fragte Lucivar.
»Einiges. Interessierst du dich für etwas Bestimmtes?«
»Hatte sie ihre Mondzeit, während er dort war?«
»Danach habe ich nicht gefragt.«
»Warum nicht?«
Saetan presste die Lippen zusammen und wusste nicht, ob er belustigt oder empört sein sollte. Er hatte Andulvar Yaslana über fünfzigtausend Jahre lang gekannt, doch selbst nach dieser langen Erfahrung mit der Direktheit der Eyrier war er nicht immer auf Lucivars unverblümte Art vorbereitet.
»Das ist ein heikles Thema.« Er musterte seinen Sohn. »Du hättest ihn gefragt.«
»Und wie ich das getan hätte. Selbst wenn sie ihre letzte Mondzeit kurz vor ihrem Aufbruch nach Dena Nehele hatte, ist sie überfällig.«
»Das kommt vor.«
»Besonders, wenn man nachhilft.«
Offenbar hatte Lucivar ein paar Dinge über seinen letzten Besuch in Dena Nehele für sich behalten. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass Cassidy sich unwohl dabei fühlen könnte, in Gegenwart der Männer, die ihr eigentlich dienen sollten, verwundbar zu sein.
»Ihr Hof«, begann Saetan ruhig. »Du vertraust ihnen nicht.«
»Stimmt, tue ich nicht«, erwiderte Lucivar. »Aber ich bin mir sicher, dass ich alles so einrichten kann, dass sie sich für den Rest ihres Aufenthaltes keine Sorgen mehr machen muss.«
Da er es vorzog, nur eine vage Vorstellung davon zu haben, wie Lucivar die Dinge »einrichten« würde, sagte Saetan: »Wenn du ihnen nicht vertraust, wen hast du dann als Boten -«
*Yas? Yas!*
Natürlich , dachte er, als er sich zur Tür umdrehte, gerade als der Sceltie ins Zimmer stürmte.
*Es ist Cassies Blutzeit!*
Er spürte, wie sein Bewusstsein sich verschob, verschärfte. Erkannte dieselbe Veränderung in Lucivars Blick.
Nein, Cassidy war nicht ihre Königin und sie gehörte auch nicht zur Familie. Aber durch Jaenelle – und Daemon – war sie mit ihnen verbunden, also reagierten sie so, wie ihre Natur es verlangte.
»Ich bin in vier Tagen zurück«, sagte Lucivar.
Saetan nickte. »Ich gehe zu deinem Horst und sage Marian Bescheid. Muss ich sonst noch irgendetwas wissen?«
»Nein, momentan gibt es nichts, was besondere Aufmerksamkeit verlangt.« Als Lucivar zur Tür ging, fügte er hinzu: »Komm, Vae. Du reist mit mir auf dem Schwarzgrauen Wind.«
Saetan starrte lange auf den leeren Türrahmen, bevor er leise sagte: »Möge die Dunkelheit Erbarmen mit dir haben, Theran, falls du in den nächsten Tagen irgendetwas tust, das Lucivar auf die Palme bringt.«
TERREILLE
Du kannst dich nicht die nächsten drei Tage in deinem Zimmer verstecken , dachte Cassidy, als sie sich den langen, moosgrünen Pulli über den Kopf zog. Die Arbeit wartet nicht
auf dich und wie willst du Theran und den anderen beweisen, dass du dazu in der Lage bist, dich draußen zwischen den Menschen frei zu bewegen, wenn du es nicht einmal schaffst, dich in deinem Ersten Kreis frei zu bewegen?
Sie konnte sich nicht in ihrem Zimmer verstecken. Aber sie wollte es. Zu Hause wusste sie, was sie von den Männern zu erwarten hatte, aber hier nicht. Würden sie zusammenarbeiten oder würden ihre Gemüter, die sich ständig aneinander rieben, in Wildheit umschlagen?
Keine Chance, das herauszufinden. Nicht von ihrem Schlafzimmer aus.
Sie presste eine Hand auf ihren
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