Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
der Mondblutung nicht wahr, bevor sie ihre sexuelle Reife erlangten. Als sie ihm das erste Mal begegnet war, hatte Grays mentale Signatur ihn trotz seiner körperlichen Reife als Jungen ausgewiesen.
»Das weiß ich«, sagte Gray schließlich.
Das Zögern in seiner Stimme war gerade deutlich genug, damit sie sich fragte, ob sie ihm das glauben konnte.
»Du solltest nicht hier draußen sein«, fuhr er fort. »Du solltest drinnen sein. Jemand sollte sich um dich kümmern.«
Tja, das wusste er immerhin.
Sie dachte daran, wieder hineinzugehen, dachte an den Blick in Therans – und Ranons – Augen und zitterte.
»Im Haus sind zu viele Menschen.«
»Zu viele Männer, meinst du.«
»Ja.«
Sein Griff wurde sanfter. Seine Stimme wurde sanfter. »Du musst dich ausruhen, Cassie.«
»Ich -« Sie konnte es nicht leugnen, ohne ihn anzulügen, also sagte sie gar nichts.
Gray ließ sie los und strich mit einer Hand ihren Arm entlang, bis er ihre Hand ergreifen konnte. »Komm mit. Du kannst in meinem Bett schlafen. Da wirst du sicher sein.«
Grays kleines Zimmer im Schuppen. Ein ruhiger, abgeschotteter Ort, wo sie ihre Gedanken und ihren Mut sammeln konnte.
Sie protestierte nicht, als er sie dazu überredete, sich auf das Bett zu legen, das ihr Vater gebaut hatte. Sie protestierte nicht, als er ihr die Schuhe auszog.
Sie sträubte sich nicht, als er sich neben sie legte.
»Ruh dich aus, Cassie«, sagte er leise. »Hier kannst du dich ausruhen.«
Seine Fingerspitzen strichen sanft über ihre Stirn und ihr Haar. So eine beruhigende Geste. Als er ihr befahl, die Augen zu schließen, gehorchte sie.
Umhüllt von seiner Wärme schlief sie ein.
Gray beobachtete, wie sie schlief. Das Haar von der Farbe eines Sonnenuntergangs, durchsetzt mit honigfarbenen Strähnen, war auf seinem Kissen ausgebreitet. Er musterte das wundervolle sommersprossige Gesicht. Ein ehrliches Gesicht. Ein Gesicht, dem er vertrauen konnte.
So wie sie ihm vertraute. Sie war nicht im Haus geblieben, bei Theran oder Ranon. Sie war zu ihm gekommen, hatte darauf vertraut, dass er sie beschützen würde.
Und er würde sie beschützen. Er hatte einen Purpur-Schild
um den Schuppen gelegt, den stärksten Schild, den er errichten konnte. Der würde die anderen Männer nicht davon abhalten, hereinzukommen, wenn sie es darauf anlegten, aber er würde Gray die kostbaren Sekunden verschaffen, die er brauchte, um sich auf einen Kampf vorzubereiten.
*Gray?*
*Lass mich in Ruhe, Theran.*
*Geht es dir gut? Warum hast du einen Schild um den Schuppen errichtet?*
*Mir geht’s gut.* Mehr als gut. Sein Blut sang in seinen Venen, kraftvoll und reif.
*Hast du Cassidy gesehen?*
* Lass mich in Ruhe. *
Als eine Minute verging, ohne dass Theran sich noch einmal meldete, entspannte Gray sich wieder. Wandte seine Aufmerksamkeit der Frau zu.
Cassie. Sein Blick wanderte zu ihrem Hals. Er neigte den Kopf, als er vorsichtig den Pulli von der Stelle zurückzog, die ihn so faszinierte. Dann sog er ihren Duft ein. Seine Lippen pressten sich auf ihre Haut, und seine Zunge nahm ihren Geschmack auf.
Er hob den Kopf und betrachtete sie, sah plötzlich etwas anderes. Etwas Wundervolles.
Mein.
Im Anschluss an diesen Gedanken durchflutete ihn ein seltsames Gefühl, seinen Körper, sein Herz, seinen Geist. Ein scharfes, mächtiges Gefühl. Ein Gefühl, das die Hülle zerbrach, in der er so lange gelebt hatte – und nun nicht mehr leben wollte.
»Cassie«, flüsterte Gray. »Cassie.«
Er drückte seine Lippen noch einmal auf diese süße Stelle und spürte den Hunger in seinem Körper, der mehr erregte als nur seinen Schwanz.
Lächelnd betrachtete er sie, schlafend in seinem Bett, und flüsterte: »Mein.«
Theran beobachtete, wie Gray und Cassidy Hand in Hand auf das Haus zugingen.
»Dieser kleine Mistkerl«, knurrte Theran. »Er hat sie doch im Schuppen versteckt.«
»Wenigstens wissen wir jetzt, wo sie war«, sagte Ranon und rieb sich den Nacken, um die Anspannung ein wenig zu lindern.
»Er hätte etwas sagen können«, fauchte Theran.
Der gesamte Haushalt war in Panik verfallen, seit Cassidy aus der Tür getreten war.
Eine verwundbare Königin ist eine tote Königin.
Selbst wenn man beim ersten Mal nicht an die Königin herankam, konnte man anfangen, ihre Beschützer auseinanderzunehmen. Man konnte ein Gespür dafür bekommen, wer loyal war – und damit ein Verräter am eigenen Volk -, und wer sich den Kämpfern nicht in den Weg stellen würde, die versuchten, das
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