Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
Schließlich war Shira erst sechzehn gewesen, als er sich in sie verliebt hatte.
Reyhana kam auf sie zu, und Ranon wartete auf den Moment, in dem die anderen Männer ihre mentale Signatur aufnahmen und sie als Königin erkannten. Und er fragte sich, warum die Männer so angespannt waren, vor allem Hikaeda und Ferall.
»Gentlemen«, sagte Reyhana und neigte den Kopf in einer leichten Verbeugung.
Ranon stellte sie einander vor.
»Lady Reyhana«, erwiderte Ferall, als die Männer die Verbeugung erwiderten.
»Uns bleibt noch eine halbe Stunde bis zum Essen«, sagte Reyhana. »Möchtet ihr euch hier draußen niederlassen und ein Glas Bier trinken, während ihr wartet? Es ist ein herrlicher Ort, wenn wie heute eine frische Brise weht.«
»Das wäre sehr freundlich«, sagte Ferall.
Reyhana wandte den Kopf ab. Ihr Blick richtete sich in die Ferne, wie man es bei Angehörigen des Blutes oft sah, wenn sie über einen Speerfaden miteinander sprachen.
»Lebst du hier?«, fragte Rikoma sie.
»Ja. Ich genieße das Privileg, an Lady Cassidys Hof zu dienen, um neben den Rechten und Pflichten einer Königin und ihres Hofes das Protokoll und die Alten Traditionen des Blutes zu erlernen. Es ist sehr aufregend, ein Teil dieses Neuanfangs für unser ganzes Volk zu sein.«
Elendill sah über ihre Schulter. »Habt ihr viele Bedienstete hier?«
Reyhana lachte leise. »Am Hof der Königin gehen viele in
die Lehre. Wir haben einen Butler, eine Haushälterin nebst Gehilfin und eine Köchin. Die Lakaien und Dienstmädchen sind alles junge Menschen aus dem Dorf, die sich für den Gesindedienst interessieren. Sie lernen etwas, und wir haben zusätzliche Hilfe.«
»Es gibt nicht mehr viele Adelshaushalte, in denen man Diener benötigt«, sagte Hikaeda.
»Nein, aber es gibt Herbergen und Gasthäuser«, sagte Reyhana. »Und es gibt Menschen wie Prinz Spere und Prinz Haele, die sich lieber ein Haus im Königinnen-Viertel teilen, anstatt mit dem ganzen Hof hier zu wohnen. Als Mitglieder des Ersten Kreises kümmert sich die hiesige Dienerschaft um ihre Häuser, aber es gibt andere, die dafür bezahlen würden, dass man ihnen das Kochen und Saubermachen abnimmt. Adelshäuser sind nicht die einzigen Orte, an denen solche Talente gefragt sind.«
Reyhanas Miene und ihre Stimme waren voller Begeisterung. Als sie ein Geräusch vernahm, sah sie sich um, dann wandte sie sich wieder an die Männer. In ihren Augen funkelte ein Lachen. »Tretet bitte beiseite, damit der Weg zum Tisch frei ist. Die Mädchen gewöhnen sich gerade erst an die Anwesenheit von Kriegerprinzen und sind noch etwas nervös. Aber sie werden immer besser und lassen weniger Dinge fallen. Diese Woche gab es nur ein zerbrochenes Glas.«
Birdie, die jetzt die persönliche Gehilfin der Haushälterin sowie Hilfsausbilderin der Dienstmädchen war, trug einen Krug voll Bier. Copper, ein Dorfmädchen in der Lehre, folgte ihr mit einem Tablett voller Gläser.
Ranon hielt den Atem an, als er sah, wie Coppers Hände zitterten, als sie einen Blick auf die Männer warf und hinter Birdie herschlich. Dann standen Krug und Tablett sicher auf dem Tisch, und beide Mädchen zogen sich ins Haus zurück.
»Wie ihr sehen werdet, ist der Rand des Tabletts mit einem Schild geschützt«, sagte Reyhana. »Es hilft nichts, wenn man das Tablett fallen lässt, aber es fällt kein Glas mehr herunter, wenn das Tablett ein bisschen wackelt.«
»Hast du dir das ausgedacht?«, fragte Rikoma.
»Nein, das war Vae.«
Die Männer lachten, und Ranon nahm an, genau das hatte Reyhana beabsichtigt. Kriegerprinzen waren tödliche Jäger und gewohnt, dass man sie fürchtete. Die Gelegenheit, ein Lachen mit einer Frau zu teilen, war ein Augenblick, den beide Seiten schätzten und zu würdigen wussten.
Reyhana kehrte zurück ins Haus. Hikaeda schenkte das Bier aus und verteilte die Gläser. Ein paar Minuten lang betrachteten die Männer den Garten und sprachen nur wenig.
Dann trat Cassidy aus dem Haus. Wie Reyhana trug sie ein langes, leichtes Sommerkleid, nur ihr Haar war am Hinterkopf zu einem einfachen Knoten aufgesteckt.
Sie hatte Ranon gerade erreicht, als …
»Cassie!«
*Cassie? Cassie!*
Cassidy verdrehte die Augen und schnitt eine Grimasse, als Gray und Vae zu ihr aufschlossen.
*Hut, Cassie!*
»Nein«, sagte Cassidy. »Wenn ich jetzt einen Hut aufsetze, muss ich die Haare offen tragen, und heute ist es zu heiß dafür.«
*Gray, sag es ihr!*
Gray stellte sich links von Cassidy auf und nickte den
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