Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
atmete noch einmal tief ein und stieß die Luft dann mit einem Seufzen wieder aus, während er die Augen aufschlug. »Komm, Gray. Zeit, zu tanzen.«
Cassie war heute Nacht dort unter den Trommlerinnen, war dort bei den Frauen, die gekommen waren, um das Feuer zu sehen, das in der Hülle der männlichen Körper loderte.
Cassie.
»Ja«, sagte Gray, als er begann, auf den Klang der Trommeln zuzugehen. »Es ist Zeit.«
Cassidy sah sich um, als sie ihre Trommel und den Hocker zwischen Shiras und Reyhanas abstellte. Dieser Park, den
man Den Tanz nannte, war ein Wirrwarr aus Unkraut und überwucherten Büschen mit einem Haufen Steine in der Mitte des beinah undurchdringlichen Gestrüpps gewesen. Es hatte Gray geärgert, dass die Ältesten nicht zuließen, dass er diesen Park wieder herrichtete, während sie seine Hilfe bei all den anderen Parks in Eyota in Anspruch nahmen. Er hatte sich so lange beschwert, bis die Ältesten ihm schließlich höflich, aber entschlossen mitgeteilt hatten, er solle die Finger von diesem Ort lassen.
Jetzt lag ein großer Kreis aus feinem, sorgfältig gerechtem Sand vor ihr. Der Haufen Steine in der Mitte hatte sich in eine große Feuergrube verwandelt, in der sich das Holz auftürmte, bereit für den Kuss der Flamme. Frisch gemähtes Gras bedeckte den Rest des Platzes, Büsche markierten die Grenzen und boten etwas Privatsphäre. Acht Bogengänge schufen die Eingänge zum Tanz.
»Das hier wurde nicht während der letzten paar Tage angelegt«, sagte Cassidy leise. Oder so leise, wie sie eben konnte, wenn man bedachte, dass die beiden Frauen neben ihr begonnen hatten, ihre Trommeln zu schlagen.
Shira lächelte und blickte ein wenig verlegen drein. »Wir mussten so lange vorsichtig sein …« Sie zuckte mit den Schultern. »Illusionszauber. Viele davon, miteinander verwoben. Der Tanz ist immer gepflegt worden, selbst wenn es in den meisten Jahren nicht sicher war, ihn zu benutzen.«
»Also habt ihr die Tänze nicht abgehalten?«, fragte Cassidy.
»Doch, das haben wir. Aber nicht so.« Shira lächelte tapfer, aber in ihren Augen glänzten Tränen. »Es war zu riskant, die Zeremonie an einem Stück abzuhalten, also haben wir sie über die Wochen zwischen dem Herbstmond und dem nächsten Vollmond aufgeteilt. Dies ist das erste Mal seit sehr langer Zeit, dass mein Volk in einer einzigen Nacht für diese Tänze zusammenkommt.«
Es tat weh, dass sie ihr nicht genug vertraut hatten, um die Illusionszauber zu lösen und Den Tanz als das zu offenbaren, was er war, aber es zeigte ihr auch, wie tief die Angst im Volk der Shalador wurzelte. Sie fragte Shira nicht, welche Strafe
diejenigen erwartet hatte, die bei der Aufführung dieser Tänze entdeckt worden waren. Sie wollte es nicht wissen.
Und trotz allem, trotz seiner Angst, hatte dieses Volk sie eingeladen, seiner Feier beizuwohnen, »Teil ihres Herzens« zu sein.
»Die Trommler und die anderen Musiker setzen immer wieder kurz aus, wenn die Tänze wechseln. Wenn du also den Rhythmus verlierst, warte einfach, bis du wieder einsetzen kannst«, sagte Shira.
»Janos tanzt heute Nacht«, sagte Reyhana.
Cassidy sah zu Shira, die Reyhana lächelnd anblickte, dann aber sagte: »Denk daran, ohne Anstandsperson gehst du nirgendwo hin.«
»Aber …«
»Nein.«
»Gibt es ein Problem?«, fragte Cassidy.
Reyhana wandte den Blick ab. Shira seufzte und sagte: »Manchmal schaltet erhitztes Blut den gesunden Menschenverstand aus, und manchmal tun junge Leute Dinge, die sie am nächsten Tag bereuen – oder begehen Fehler, mit denen sie nicht leben können.«
Reyhanas Gesicht wurde feuerrot, aber sie senkte den Blick nicht. »Ich kenne meine Verantwortung für mein Volk.«
»Und für dich selbst«, fügte Cassidy sanft hinzu.
Reyhana erwiderte ihren Blick und nickte. »Und für mich selbst. Deshalb hat Janos Nachtnebel gebeten, uns heute Nacht als Anstandsperson zu begleiten.«
»Oh.« Shira presste sich eine Hand auf den Mund, um nicht zu lachen. »In diesem Falle entschuldige ich mich dafür, in einer Angelegenheit gesprochen zu haben, in der kein Anlass zur Sorge besteht.«
»Als Hofheilerin hattest du das Recht, deine Befürchtungen zu äußern«, sagte Cassidy.
*Wenn das so ist*, erwiderte Shira, *frage ich dich jetzt, ob du seit deiner letzten Mondzeit auch den Verhütungstrank zu dir nimmst.*
Cassidy spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. *Ja, das tue ich.*
*Gut.* Shira setzte sich auf ihren Schemel und nahm ihre kleinere Trommel
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