Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
losreißen, konnte sich nicht abwenden von so viel Not. Nur noch ein bisschen …
»Cassie!«
Kapitel sechs
TERREILLE
D er Boden fühlte sich weich an und roch leicht nach Kräutern. Sie erinnerte sich nicht daran, Kräuter im Gemüsegarten gesehen zu haben.
Stöhnend rollte Cassidy sich auf die Seite. Ihre Augen waren schlafverkrustet und ließen sich nicht öffnen, aber es kostete zu viel Anstrengung, sie sauberzureiben. Eine Hand tastete über die Fläche neben ihrem Kopf. Kissen. War sie im Bett? Wie war sie hierhergekommen? Was im Namen der Hölle war passiert? Jeder Muskel schmerzte, und sie fühlte sich so ausgetrocknet, als hätte man sie bis auf den letzten Tropfen ausgewrungen.
Ein leises Rascheln. Bewegung. Dann ließ sich etwas Schweres neben ihr auf dem Bett nieder.
Es musste Shira sein, denn die mentale Signatur war weiblich, aber darüber hinaus verriet sie ihr gar nichts – ein sicheres Zeichen, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte.
»Beim Feuer der Hölle«, murmelte Cassidy, die Augen noch immer geschlossen. »Bin ich zu spät für das Fest heute Abend?«
»Ungefähr zwei Tage«, sagte eine Stimme, die nicht Shiras war, in der aber eine entfernt vertraute Schroffheit mitklang.
Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und blickte die Frau an, die neben ihr saß. Kurze, zu Spitzen aufgestellte, weißblonde Haare. Ein schmales Gesicht, das ein Jahrzehnt älter als das tatsächliche Alter der Frau aussah. Graue Juwelen und ein Stundenglasanhänger. Und ein bösartiges Lächeln, das die ungeschminkten Lippen kräuselte, die eisblauen Augen aber nicht erreichte.
»Lady Karla?«
»Küsschen.«
Cassidy versuchte angestrengt, sich auf einen Ellenbogen gestützt aufzurichten – und scheiterte. »Was machst du hier?«
»Mich um dich kümmern. Ich war im Bergfried zu Besuch bei Onkel Saetan, als Vae ankam und heulte, du lägst im Sterben und bräuchtest Hilfe von einer Heilerin, die sich mit Königinnen-Sachen auskennt. Und weil ich sowohl Heilerin als auch Königin bin, dachte ich mir, ich würde schon mit allem klarkommen, was passiert war. Also bin ich hier.« Sie hielt inne und fügte dann hinzu: »Lucivar ist auch hier.«
»Nein«, stöhnte Cassidy. »Nicht Lucivar.«
»Oh, er ist nicht das Schlimmste.« Wieder hielt sie inne. »Vielleicht ist er das Schlimmste, aber er ist noch nicht alles.«
Beim Feuer der Hölle. »Was ist passiert?«
»Du warst eine Idiotin.«
Sie sagte es leicht dahin, aber Cassidy hörte den Zorn, der in den Worten mitschwang.
»Du hast deine Kraft ohne Zurückhaltung fließen lassen, ohne Kontrolle«, sagte Karla.
»Das tue ich immer«, protestierte Cassidy.
»Dann hast du wohl in der Ausbildung geschlafen.« Karlas Stimme brannte wie eine Ohrfeige. »In Dharo hat es dir nicht geschadet, dort wird die Macht so oft gegeben und genommen, dass es nicht viel Kraft braucht, um zu erneuern, was verbraucht wurde. Aber dieses Land hier ist leer, Cassidy. Ich glaube, diese Art von Opfer hat hier seit Generationen niemand mehr dargebracht. Du warst nur einen Tropfen davon entfernt, dein Rose-Juwel zu zerbrechen. Nicht es einfach nur zu erschöpfen, es zu zerbrechen. Wenn dieser Kriegerprinz nicht die Eingebung gehabt hätte, dich hochzuheben und ins Haus zu tragen, um die Verbindung mit dem Land vollständig zu trennen, wärst du im besten Fall auf dein Geburtsjuwel Tigerauge zurückgeworfen worden. Im schlimmsten Fall…« Karla schüttelte den Kopf und seufzte tief. »Na ja, es gibt keinen Grund darüber nachzudenken, nicht wahr? Du trägst immer noch Rose. Der Dunkelheit sei Dank dafür.«
Ja. Der Dunkelheit sei Dank.
Langsam drang die Botschaft zu ihr durch. Cassidy ächzte und keuchte, aber sie schaffte es, sich auf einem Ellbogen abzustützen. »Zwei Tage? Ich habe zwei Tage geschlafen?«
Karla nickte. »Wir können es mal ›schlafen‹ nennen, was eine sehr großzügige Umschreibung ist, denn nicht einmal der tiefste Heilschlaf ist so tief – nicht wenn noch Hoffnung besteht, dass die Person auch wieder aufwacht. Ich war drauf und dran, Lucivar zu rufen, um dich in den Bergfried zu bringen, damit Jaenelle dich ansehen kann. Dann bist du in einen natürlicheren Schlaf hinübergeglitten, und ich habe mich dazu entschieden, noch ein paar Stunden zu warten. Zum Glück für dich – und für dieses Dorf.«
Bergfried? Jaenelle? Verdammt. Wenn Lucivar hier war, konnte sie den Vorfall in ihrem nächsten Bericht an Prinz Sadi nicht leugnen. Und wenn sie die
Weitere Kostenlose Bücher