Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
letzten zwei Tage »krank« gewesen war …
»Der Erste Kreis«, sagte Cassidy.
»Sie konnten nicht herausfinden, wie man einem Gemüsegarten den Krieg erklärt, also warten sie auf irgendein Zeichen, dass du dich wieder erholst. Der einzige Grund, aus dem hier nicht lauter hysterische Männer stehen, die jeden deiner Atemzüge überwachen, ist, dass ich Grau trage und somit ranghöher bin als sie alle. Außerdem habe ich gedroht, jedem Mann, der dumm genug ist, ohne meine Erlaubnis hereinzukommen, die Eier abzureißen – und Lucivar hat angedroht, jedem Mann, der auch nur versucht, hier einzutreten, alle Knochen im Leib zu brechen.«
»Lucivar hat meinen Hof bedroht?«
»Hof, Familie, Dorf. Er war zu sauer wegen dem, was dir passiert ist, um genauer zu bestimmen, welche Knochen seine Faust kennenlernen würden.«
Cassidy ließ sich flach auf den Rücken sinken. Das wurde ja immer schlimmer. Dann kämpfte sie sich wieder hoch. »Familie?«
»Mutter, Vater, Bruder – und dein Cousin Aaron.«
»Mutter der Nacht.«
»Und möge die Dunkelheit Erbarmen haben. Schätzchen, alles hat seinen Preis, und so viele Kriegerprinzen bis an den Rand des Wahnsinns zu ängstigen… Nun ja, wie es dir körperlich geht, ist nur die erste Rate der Zahlung. Es gab so viele, die dir ihre Meinung zu dem sagen wollten, was du getan hast, dass sie letztendlich Strohhalme gezogen haben. Die beiden mit den kürzesten Halmen dürfen dich anschreien. « Karla rief ein kleines Stundenglas herbei und stellte es auf den Nachttisch. »Hier. Ein Geschenk. Im Glas ist Sand für zehn Minuten. So lange darf jeder von ihnen dir so richtig die Meinung darüber sagen, was du angestellt hast.«
»Wer…«
»Ranon und Gray haben die kurzen Halme gezogen. Trotzdem, nur zur Vorwarnung, ich denke nicht, dass dein Vater seine Gedanken zu diesem Thema für sich behalten wird. Und Lucivar ebenso nicht.« Mithilfe der Kunst ließ Karla einen Krug ans Bett schweben. »Hier, trink das. Als es so aussah, als würdest du endlich aufwachen, habe ich dir diesen Stärkungstrank zubereitet.«
Cassidy lehnte sich gegen das Kopfende des Bettes und ergriff den Krug.
»Du hast den Rest des Tages, um dich auszuruhen und dich zu erholen. Danach, Schätzchen, erwartet dich deine Familie und dein Hof. Und Lucivar.«
Cassidy nahm einen Schluck des Stärkungstranks und bezwang das Verlangen, ihn hastig hinunterzustürzen. Was auch immer dieser Trank enthielt, ihr Körper lechzte danach. So sehr, wie das Land nach einer Verbindung mit ihr gelechzt hatte.
Sie trank noch einen Schluck, dann erinnerte sie sich an das Letzte, was sie gesehen hatte, bevor die Welt um sie herum dunkel wurde. »Gray. Geht es ihm gut? Er muss außer sich gewesen sein, als ich … gestürzt bin.«
Ein seltsamer Ausdruck stand in Karlas Augen. »Du hast mehr erweckt als nur das Land, Cassidy. Weit mehr.«
Vorsichtig näherte sich Ranon dem Gemüsegarten. Er wollte Lucivars donnerndem Temperament und Prinz Aarons fauchender Beherrschung entgehen – und der Sorge, die er in Lord Burles Augen sah. Und obwohl die Herberge und die Gärten ihm genügend Platz zum Ausweichen boten, wollte er sich nicht alleine mit der Hexe wiederfinden, die Cassidys Familie nach Eyota gebracht hatte. Die Königin mit den Grauen Juwelen war einschüchternd genug, aber sie war wenigstens in Cassidys Zimmer geblieben. Surreal SaDiablo war mehr als furchteinflößend, wenn es nach ihm und den anderen Männern ging, und sie hatte sich in Haus und Garten herumgetrieben – und im Dorf.
Er ließ sich auf ein Knie nieder und streckte die Hand aus, um mit der Fingerspitze über die Blätter einer kleinen Pflanze zu streichen. Eine starke, gesunde Pflanze, die mit aller Kraft wuchs. Wie alle anderen Pflanzen des Gartens hatte auch sie nur Stunden nach Cassidys Zusammenbruch damit angefangen.
Gray hatte das Blut bemerkt, das den Boden durchtränkte, aber die Schnitte in Cassidys Handflächen hatten nicht besonders tief ausgesehen. Shira war jedenfalls nicht der Meinung gewesen, Cassidy hätte genug Blut verloren, um das Bewusstsein zu verlieren. Und Shira und die Königinnen kannten nichts, was erklären konnte, warum sich Cassidys Rose-Juwel so schnell bis auf ein so gefährliches Niveau geleert hatte.
Wenn es ein Angriff gewesen war, warum hatte sie dann nicht um Hilfe gerufen? Und wie hätte sie angegriffen werden können, wenn er und die anderen doch gleich neben ihr gestanden hatten? Gray hatte als Erster erkannt,
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