Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
nicht genug, um ihre Höflichkeit wiederauferstehen zu lassen.
»Komm mit, Kermilla. Ich gestehe dir ein paar Minuten meiner Zeit zu, und du kannst mir sagen, weshalb du hergekommen bist. Allein .« Cassidy wandte sich um und sah Ranon an, um sicherzugehen, dass er die Botschaft verstanden hatte.
Es gefiel ihm nicht. Er hasste den Gedanken, sie in einem Raum mit einer Fremden zu wissen, die sich als Feindin entpuppen könnte. Doch er nickte knapp, um zu zeigen, dass er sie nicht aufhalten würde. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die vier Männer in Kermillas Begleitung, und Cassidy verstand die Gefahr. Wenn irgendetwas schiefging, wäre das Leben dieser Männer verwirkt. Die Kriegerprinzen Dena Neheles hatten die verdorbenen Königinnen überlebt, und sie hatten zwei Jahre Krieg gegen die Landen überstanden. Sie würden nicht zögern, ihren ehemaligen Hof in Stücke zu zerreißen.
Vielleicht würden sie ohnehin angreifen, wenn sie erkannten, dass diese Männer aus ihrem ehemaligen Hof stammten. Kriegerprinzen waren besitzergreifend und territorial, und keiner von ihnen war auf dieses Treffen vorbereitet gewesen.
»Kermilla, mit mir«, sagte Cassidy knapp, während sie sich umwandte und auf die Tür zuging.
»Darf ich dich daran erinnern, dass ich ranghöher bin als du?«, biss Kermilla zurück.
»Darf ich dich daran erinnern, unsere Königin nicht in diesem Tonfall anzusprechen, wenn du deine Zunge behalten möchtest?«, fauchte Ranon. »Und wenn es dir um den Rang geht, an dem du dich messen kannst, magst du über ihr stehen, aber ich stehe über dir. «
* Ranon*, sagte Cassidy mit so viel Stahl in der Stimme, wie sie aufbringen konnte.
In seinen dunklen Augen brannte die Wut.
Er gab nicht nach. *Ich mag sie nicht, also lass mich ihr bitte kurz zuhören und es hinter mich bringen*, erklärte sie ihm.
*Du musst keine weitere Minute mit ihr verschwenden.*
Er bringt sie um, dachte Cassidy. Die Wahrheit traf sie wie ein Schock. Es war eine Sache, sich vorzustellen, beiseitezutreten und ihn diese Leute in der Luft zerreißen zu lassen; aber eine ganz andere, es zuzulassen, nur weil sie aufgebracht und wütend war.
*Nein*, sagte Cassidy. *Prinz Ranon, ich fordere dich auf, den Blutrausch zu beherrschen. Lass mich das erledigen, von Königin zu Königin.*
Er kämpfte darum, den Blutrausch abzuschütteln. Kämpfte darum, zu gehorchen. Schließlich: *Dein Wille ist mein Leben.*
Worte der Unterwerfung, der Hingabe.
Nach diesem Zugeständnis wusste sie, er würde die anderen Männer zurückhalten. Doch sie wagte nicht, Gray anzusehen, denn was sie von seiner mentalen Signatur auffing, verhieß nichts Gutes. Sie konnte nur hoffen, dass er in den paar Minuten, die sie mit Kermilla zu tun hatte, nichts Unüberlegtes tat.
Als sie den Salon verließ, stieß sie beinahe mit Theran zusammen, der blass und benommen wirkte. Bis sie alle Schwierigkeiten im Griff hatte, die mit Kermilla über Dena Nehele gekommen waren, hatte sie keine Energie, um sich zu fragen, wie viel Theran gehört hatte. Und ob es ihre oder Ranons Wut war, die ihn so entsetzte. Was auch immer es war, er sah nur schweigend zu, wie sie Kermilla in den kleineren Salon führte, der zum »Damenzimmer« geworden war.
Theran starrte der wunderschönen jungen Frau hinterher, die darum kämpfte, ihre Würde zu bewahren, während sie Cassidy ins Damenzimmer folgte. Dunkle Locken umrahmten
das dreieckige Gesicht mit den eleganten Zügen und den ausdrucksstarken blauen Augen.
Er verspürte ein Brennen in den Eingeweiden und einen Sog in seinem Herzen. Er verspürte die atemlose Gewissheit, die Königin gefunden zu haben, der zu dienen er geboren war. Jetzt verstand er, warum Archerr, Shaddo und einige der anderen Kriegerprinzen sich so zu Cassidy hingezogen fühlten. Sie waren verzweifelt auf der Suche nach einer Königin gewesen, der sie dienen konnten. Irgendeiner Königin. Und in ihrer Verblendung hatten sie sich selbst glauben gemacht, dass sie dies Verlangen nach Cassidy verspürten – weil sie nicht die Gelegenheit gehabt hatten, zwischen ihr und einer anderen zu wählen. Doch jetzt hatte er die Königin gesehen, die mit ihm hätte zurückkehren sollen, die wahrhaft die Loyalität der Männer des Ersten Kreises für sich beanspruchen konnte. Sie war die Königin, die er sich erhofft hatte, als er nach Kaeleer gereist war, um Daemon Sadi um Hilfe zu bitten. Sie war die Königin, die über Dena Nehele herrschen sollte.
Sie war die Antwort
Weitere Kostenlose Bücher