Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
von einem Reich in ein anderes zu ermöglichen – also war dieses Tor die beste Wahl, wenn man zurück nach Kaeleer wollte, ohne aus Versehen in der Hölle zu landen.
Doch Daemons Interesse an dieser Hexe ließ Saetans Alarmglocken schrillen, denn es trug den Geruch eines Jägers auf der Suche nach Informationen über seine Beute. Und Daemons Weigerung, ihm zu sagen, warum er diese Informationen brauchte, war noch weitaus verdächtiger – weil es nur eine Person gab, die Daemon Sadi einen Maulkorb verpassen konnte.
Was wusste Jaenelle?
Er konnte nicht fragen – und musste es nicht.
Er faltete das Papier, schmolz das schwarze Wachs und fügte einen Hauch Schwarzer Macht hinzu, als er das Siegel in das flüssige Wachs drückte. Schwarz zu Schwarz stellte sicher, dass diese Botschaft geheim bleiben würde, da Daemon die einzige Person war, die sie öffnen könnte.
Nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte, legte er die Nachricht mit der übrigen Post in den Korb, der am Morgen abgeholt und zur Nachrichtenstation gebracht werden würde.
Dann zog er sich in seine Gemächer zurück und ließ alles von der Oberfläche seines Schreibtisches verschwinden. Er legte einen kleinen hölzernen Rahmen in die Mitte des Tisches und rief ein paar Spulen Spinnenseide unterschiedlicher Stärke herbei.
Da er Jaenelle und Daemon nicht nach Antworten über Kermilla fragen konnte, würde er seine eigenen Antworten
finden müssen. Schließlich war auch er eine Schwarze Witwe – einer der einzigen zwei Männer, die dieser Kaste in der Geschichte des Blutes je angehört hatten.
Also spann Prinz Saetan Daemon SaDiablo, Hohepriester des Stundenglases, während der stillen, dunklen Stunden sein eigenes Verworrenes Netz der Träume und Visionen.
Kapitel fünfzehn
TERREILLE
Ranon ritt bis vor die Königliche Residenz, saß ab und klopfte seinem Pferd den Hals.
An den meisten Morgen der vergangenen Woche hatte er Pferd und Ausrüstung in die kleine Transportkutsche verladen und war in eines der anderen Shalador-Reservate gereist, um dort durch ein oder zwei Dörfer zu reiten. Er hatte den Ältesten und den Traditionshütern zugehört, hatte ihre Fragen über Geschichten, die sie von der Rose-Königin gehört hatten, beantwortet – und ihnen versichert, dass er, der einzige erwachsene Kriegerprinz der Shalador, selbst vernommen hatte, wie Cassidy dem Volk der Shalador sein Herz zurückgab.
Heute war er dazu eingeteilt worden, durch Eyota zu reiten. Ihm wurde leicht ums Herz, wenn er sah, wie die Menschen, mit denen er aufgewachsen war, die Hand hoben und lächelten, wenn ein Mitglied des Hofes der Königin vorüberritt. Niemand konnte sich daran erinnern, dass so etwas jemals zuvor geschehen war. Er würde es niemals zugeben, aber Tag für Tag dankte er Theran Grayhaven leise dafür, so ein Scheißkerl gewesen zu sein, dass Cassidy fortgelaufen war – und ihre Flucht sie hierhergeführt hatte, zu den Menschen, die sie am dringendsten brauchten.
Eine schnelle mentale Suche sagte ihm, dass Powell, Talon und Vae die Einzigen waren, die sich im Haus aufhielten. Das bedeutete, Cassidy und Gray waren noch nicht von ihrem geplanten Ausritt zurück, und Shira hatte die Begutachtung der umliegenden Häuser noch nicht beendet. Sie suchte nach einem Heilerinnenhaus – einem Ort, an dem sie sich um die Menschen kümmern konnte, ohne Cassidys
Privatsphäre zu verletzen. In Eyota gab es nur noch eine weitere voll ausgebildete Heilerin, also hatten sie und Cassidy sich geeinigt, dass sie ihre Aufgabe als persönliche Heilerin der Königin auf die Hofmitglieder und ihre Familien ausweiten sollte.
*Ich bin zu Hause*, schickte er schnell über einen Speerfaden an Shiras scharfen, liebevollen – und manchmal gefährlichen – Geist.
*Ich bin auch fast fertig*, antwortete sie.
*Was gefunden?*
*Vielleicht.*
Sie klang eher resigniert als aufgeregt, also fragte er nicht weiter nach. Außerdem brachte ihn der Hufschlag eines anderen Pferdes dazu, sich umzudrehen. Instinktiv regte sich sein Temperament, als Shaddo sich der Königlichen Residenz näherte.
Der Blutrausch lag in der Natur eines Kriegerprinzen. Seit sie nach Eyota gekommen waren, hatten sie alle festgestellt, dass ihre Instinkte deutlich empfindsamer waren, wenn sie sich in der Nähe der Königin oder ihres Hauses aufhielten. Sogar untereinander kam es immer wieder zu spannungsgeladenen Momenten, in denen tödlicher Instinkt mit der bewussten Ergebenheit gegenüber der Königin und ihren
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