Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
Kriegerprinzen hier niemals einen herrschenden Hof tolerieren würden, der aus Fremden bestand. Da war irgendetwas mit solchen Höfen, die hier einmal geherrscht und Unmut erregt hatten.
Vielleicht sollte sie nach Dharo zurückkehren und nächstes Frühjahr wiederkommen, wenn Cassidys Vertrag auslief. Nein, das konnte sie nicht. Sie musste diesen Leuten hier beweisen, dass sie die bessere Königin war. Und das konnte sie nur tun, wenn sie hier war und ihnen zeigte, dass sie die
bessere Königin war. Genauso wie sie es in Bhak getan hatte, als Cassidys Hof der ihre geworden war.
»Es hat seine Gründe, warum ich hierbleiben muss«, sagte sie. »Wenn Aston und Ridley nach Dharo zurückkehren müssen, können sie gehen. Aber zwei andere Männer des Ersten Kreises sollen sie ersetzen.«
»Ich werde es ihnen mitteilen«, sagte Jhorma. »Möchtest du jetzt mit mir schlafen?«
»Nein, will ich nicht.« Vor allem nicht, wenn er sie genauso gut hätte fragen können, ob sie eine Tasse Tee wolle.
»Wie du wünschst.« Jhorma erhob sich und verließ ihr Zimmer.
Sie hatte Sex gewollt, aber er hatte ihr die Laune verdorben.
Vielleicht würde sie heute Abend mit Theran einen Mondscheinspaziergang machen und sehen, ob sich hinter der Begeisterung auch ausreichend Erfahrung verbarg.
Cassidy ergriff Grays ausgestreckte Hand, stieg aus der Kutsche und blickte zur Herberge. Zur Königlichen Residenz, erinnerte sie sich. Irgendwann hatte sie, während sie sich mit dem Maulen und Murren der Männer herumschlug, das zum beständigen Hintergrundgeräusch der Reise geworden war, zugestimmt, dass die Herberge von nun an so heißen solle.
»Schön, wieder zu Hause zu sein«, sagte sie – und fragte sich, ob sie das Innere des Gebäudes wohl wiedererkennen würde. Schließlich war sie fünf Tage fort gewesen und hatte Powell freie Hand bei der Umgestaltung gelassen.
»Die Häuser gegenüber der Residenz standen leer, als wir aufgebrochen sind«, sagte Ranon und betrachtete die Straße, während er Shira aus der Kutsche half. »Shaddo und Archerr müssen zurück sein.«
Die Tür der Königlichen Residenz öffnete sich. Talon trat heraus und schritt zu ihnen hinüber.
Die Art, wie er sie musterte – als begutachte er einen Krieger, den er auf eine schwierige Mission geschickt hatte und der endlich heimgekehrt war –, brachte sie auf die Frage, wie viele Berichte und Beschwerden der Hauptmann der Wache und Haushofmeister in den letzten fünf Tagen wohl erhalten hatten.
»Shaddo und Archerr sind wieder da?«, fragte sie.
»Das sind sie«, antwortete Talon. »Lady Shira, morgen ist noch früh genug, aber ich denke, ein Besuch der Hofheilerin bei den Familien wäre angebracht. Diese Leute haben eine schwere Zeit hinter sich.«
»Soll ich hinübergehen und sie willkommen heißen?«
»Nein.«
Die Endgültigkeit dieser Aussage erschütterte sie.
»Es ist ausreichend, wenn ihnen morgen Nachmittag eine Audienz bei der Königin gewährt wird«, sagte Talon.
»Aber wir müssen doch sicher nicht so förmlich sein, wenn – « Sie schluckte den Rest ihres Widerspruches hinunter. Es war klar, dass Talon diese Förmlichkeit für angebracht hielt.
»Powell hat einen Plan über die Nachmittage erstellt, an denen du für Audienzen zur Verfügung stehst«, sagte Talon.
»Nachmittage?«, stammelte Cassidy. »Audienzen? Beim Feuer der Hölle! Ich dachte, Powell würde die Möbel umstellen, nicht mein ganzes Leben!«
»Ach ja?«
Die Belustigung, die sich hinter dieser trockenen Erwiderung verbarg, ließ sie einen Schritt zurücktreten. »Ist es auch ausreichend, wenn wir meinen neuen Gesellschaftsplan morgen früh besprechen?«
»Ich denke schon«, erwiderte Talon.
»Gut. Dann habe ich noch genug Zeit, etwas zu essen, bevor ich mich mit Lord Yairen zum Trommelunterricht treffe.«
»Nein.« Ranon wich von ihr zurück, seine dunklen Augen waren angsterfüllt. »Nein, das kann er nicht tun.«
Durch seine Bestürzung verunsichert, schwieg sie, als er
die Straße zum Haus seines Großvaters hinunterlief. Dann wandte sie sich an Shira.
»Yairen hat angeboten, dich zu unterrichten?«, fragte sie mit brechender Stimme, während Tränen ihre Augen füllten.
»Ja. Als Ranon mich hergebracht hat, ist Lord Yairen bei mir geblieben und hat sich mit mir unterhalten. Er hat angeboten, mir das Trommeln beizubringen. Er sagte, die Trommel sei das Instrument der Frauen, denn in ihrem Klang läge der Herzschlag des Landes. Shira, warum ist Ranon so
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