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Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft

Titel: Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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bestürzt? Verstößt es gegen die Gebräuche der Shalador, Fremde zu unterrichten?«
    Jetzt flossen die Tränen über. Shira zitterte vor Anstrengung, sich zusammenzureißen. »Musik, Tänze und Geschichten waren uns nicht untersagt, solange sie aus Dena Nehele kamen – oder Hayll. Aber alles, was aus Shalador stammte, aus dem Herzen unseres Volkes, war verboten. Ranons Großvater ist ein Traditionshüter der Musik. Er hat den Menschen beigebracht, wie man Flöte spielt und die Trommel schlägt. Mit der Geige konnte er nicht ganz so gut umgehen und hat nur die Grundlagen unterrichtet. Aber er hat den Königinnen, die hier herrschten, getrotzt und die Lieder und Rhythmen der Shalador gelehrt. Zur Strafe haben sie ihm beide Hände gebrochen. Und nachdem sie das erste Mal verheilt waren, setzte er den Unterricht fort. Also haben sie ihm die Hände noch ein zweites Mal gebrochen. Beim dritten Mal haben die Heilerinnen der Königin sichergestellt, dass seine Finger falsch zusammenwuchsen, sodass Yairen nie wieder spielen konnte. Ranon war noch ein kleiner Junge, als Yairens Hände das letzte Mal zertrümmert wurden. Aber irgendwie hat Yairen es geschafft, Ranon in der shaladorischen Flöte zu unterrichten – und er hat ihn die Lieder unseres Volkes gelehrt.«
    Unbeweglich stand Cassidy da, während Shira ihre Tränen trocknete und die Männer unangenehm berührt von einem Fuß auf den anderen traten.
    Wie viel Vertrauen steckte in diesem Angebot, das sie nur
für eine Freundlichkeit Yairens gehalten hatte? Wie viel Angst hatte mit dem Vertrauen gerungen?
    »In einer Stunde möchte ich alle Traditionshüter dieses Dorfes hier sehen«, sagte Cassidy leise.
    »Cassie …«, begann Gray.
    Sie hob eine Hand und brachte ihn zum Schweigen. Dann sah sie ihren Hauptmann der Wache an. »Sorge dafür, dass es geschieht, Prinz Talon.«
    Sie betrat die Residenz. Powell warf einen Blick in ihr Gesicht und schluckte die Worte herunter, mit denen er sie hatte empfangen wollen.
    Sie ging hinauf in ihr Zimmer, ohne die Veränderungen wahrzunehmen, die während ihrer Abwesenheit umgesetzt worden waren. Alles, was sie sehen konnte, war die Angst in Ranons Augen, bevor er sich abgewandt hatte.

    Cassidy stand auf der Straße vor der Königlichen Residenz, vor ihr, in ihrer besten schäbigen Kleidung, die Traditionshüter. Um sie herum füllten die Bewohner des Dorfes die Straßen.
    »Lord Yairen.« Cassidy setzte Kunst ein, um ihre Stimme zu verstärken. Sie wollte, dass jeder, der gekommen war, um mit eigenen Augen zu sehen, was geschah, ihre Worte vernahm.
    Aufrecht trat Yairen vor. »Wie kann ich der Königin dienen ?«
    »Erst heute habe ich erfahren, dass es deinem Volk verboten wurde, jene Musik zu spielen, die dem Herzen der Shalador entstammt. Und dass euch ebenfalls verboten wurde, eure traditionellen Tänze aufzuführen oder den Kindern die Geschichten eurer Vorfahren zu erzählen. Ist das wahr?«
    »Es ist wahr, Lady«, sagte Yairen. »All dies ist seit vielen Generationen verboten.«
    »Aber die Traditionshüter haben das verbotene Wissen bewahrt?«

    Yairen zögerte. Wie viele Male war einer der Hüter dazu gebracht worden, eine Frage zu beantworten, die ihn verdammen würde?
    Sie war nicht über einen Speerfaden mit Ranon verbunden, aber seine mentale Signatur war voller Furcht. Man sah es ihm nicht an, wie er kalt und arrogant mit den übrigen Männern ihres Ersten Kreises dastand, aber die Sorge, er könnte sie falsch eingeschätzt haben, zerfraß ihm das Herz.
    »Einiges ging verloren«, antwortete Yairen schließlich. »Aber diejenigen unter uns, die unserem Volk als Gedächtnis dienen, haben an vielem festgehalten.«
    Cassidy nickte. »In diesem Falle soll von dieser Stunde an die Musik des Volkes der Shalador offen gelehrt und gespielt werden. Die Tänze des Volkes der Shalador sollen offen gelehrt und aufgeführt werden. Die Geschichten des Volkes der Shalador sollen offen gelehrt und erzählt werden. Die Königinnen der Shalador-Reservate werden ein schriftliches Dekret erhalten, damit sie wissen, dass diese Worte wahr sind. Doch es wird den Traditionshütern überlassen sein, ihrem Volk das Herz zurückzugeben. Dies ist mein Wille.«
    Schweigen.
    Schließlich hob einer der Traditionshüter die Hand. »Bedeutet das, wir können diesen Herbst die Kreistänze aufführen ?«
    »Ja«, antwortete Cassidy.
    Erneutes Schweigen.
    Dann legte Yairen eine seiner verkrüppelten Hände an die Brust. »In dieser Nacht sind unsere

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