Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
Khardeen, Krieger von Maghre. Und dies hier ist Lord Ladvarian.« Khardeen streckte ihm eine Hand entgegen.
Ranon ergriff die Hand – und spürte ein Zittern der Angst, als er den Saphir-Ring an Khardeens rechter Hand entdeckte. Dieser Mann konnte seinen Opal-Schild mit einem einzigen Gedanken durchbrechen und ihn in Stücke reißen.
Dann warf er einen Blick nach unten und zuckte erneut zusammen. Der Hund, der ihn vom Boden anstarrte, trug eine Goldkette um den Hals. Ein Roter Juwel hob sich deutlich von seinem weißen Nackenfell ab.
Der Mensch war nicht der gefährlichste Krieger, der gerade ihr Dorf betreten hatte.
Ladvarian blickte zu Vae.
*Ranon? Ladvarian möchte den Garten sehen.*
»Äh … sicher.« Da sie noch vor einer Minute auf und ab gesprungen war, beunruhigte es ihn, dass Vae so unterwürfig klang – und so vorsichtig.
Khardeen trat einen Schritt zur Seite, als Vae um ihn herumging und sich zu Ladvarians Linker aufstellte – der untergeordneten Position. Daraufhin trabten vierzehn Scelties davon und verschwanden hinter der Königlichen Residenz.
»Sie graben da jetzt keine Löcher, oder?«, fragte Ranon. »Gray bekommt einen Anfall, wenn sie anfangen, in den Gärten, die er da hinten angelegt hat, zu buddeln. Und Cassidy auch.«
»Nein, das werden sie nicht«, erwiderte Khardeen. »Ladvarian war Mitglied des Ersten Kreises am Dunklen Hof. Er weiß, dass man im Garten einer Königin keine Löcher gräbt. Natürlich wird man es ein paar von den Jüngeren noch mehr als einmal erklären müssen, aber früher oder später werden sie es verstehen.«
In Khardeens blauen Augen lag ein Funkeln. Ranon sank das Herz in die Knie.
»Deiner Reaktion entnehme ich, dass Vae euch nicht eingeweiht hat?«, fragte Khardeen.
»In was?«
»Ah. Nun ja, nachdem sich Vae lange genug hier aufgehalten hat, um die Situation einzuschätzen, hat sie beschlossen, sie sei nicht in der Lage, sich um all die Menschen zu kümmern, die der Hilfe eines Scelties bedürfen.«
»Im Ernst?« Mutter der Nacht.
»Sie hat mit Ladvarian darüber gesprochen, ob er ihr helfen würde, ein paar Scelties zu finden, die sich um die anderen Menschen kümmern, während sie auf den Hof aufpasst. Daraufhin haben die beiden sich an Morghann und Jaenelle gewandt – und das ist dabei herausgekommen. Zwölf junge Scelties, denen die Idee gefallen hat, sich um Menschen zu kümmern, die keine eigenen verwandten Wesen haben.«
Nein. Oooh, nein. »Wer ist Morghann?« Er hatte den Namen schon einmal irgendwo gehört, aber es war die einzige Frage, die Ranon gerade einfiel. Zumindest die einzig ungefährliche Frage.
»Morghann ist die Königin von Scelt.«
Beim Feuer der Hölle, Mutter der Nacht und möge die Dunkelheit Erbarmen haben. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Cassie hatte Morghann erwähnt, als sie ihnen die Lebensgewohnheiten des Hofes in Kaeleer erklärt hatte. Und sie hatte auch Morghanns Ehemann Khardeen erwähnt.
Die Königin von Scelt und die ehemalige Königin des Schwarzen Askavi hatten diese Hunde eigenhändig ausgewählt und hergeschickt? Wie sollte er Khardeen dazu überreden, sie wieder mitzunehmen? Ganz gleich, was Vae dachte, mehr als s ie ertrugen die Menschen nicht.
»Was genau ist ihre Aufgabe?«, fragte Ranon.
»Ach, sie werden schon etwas finden«, sagte Khardeen mit beunruhigender Fröhlichkeit. »Die Hütearbeit liegt ihnen gut, und sie hüten wirklich alles – Schafe, Enten, Ziegen, Kühe, Kinder … sture Männer.«
»Kannst du sie wieder mitnehmen?«
»Kann ich«, erwiderte Khardeen. »Aber dann wirst du derjenige sein, der es den Ladys erklärt. Und jeder Mann, der eine dieser beiden Königinnen kennt, wird mindestens eine Meile Sicherheitsabstand zu dir einnehmen, während du es tust.«
Mist.
Eine pelzige Welle rollte um die Ecke der Königlichen Residenz und verteilte sich schwanzwedelnd, während die jungen Scelties eifrig mit der Nase ihre Umgebung erkundeten.
Dann rannte plötzlich einer von ihnen auf ihn zu und führte einen wilden Tanz auf den Hinterbeinen auf.
*Mein Mensch! Das hier ist mein Mensch!*
Es war der hässlichste kleine Hund, den Ranon je gesehen hatte. Er – Ranon nahm die mentale Signatur eines Kriegers wahr – hatte das Gesicht und den Körperbau eines Scelties, aber sein Fell wirkte, als hätte man die Überreste eines Dutzend verschiedener Hunde genommen und achtlos zusammengenäht. Es gab Flecken in Weiß, Rotbraun, Dunkelbraun, Schwarz und drei verschiedenen Grautönen.
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