Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
wollte nicht, dass Theran wütend auf sie war. Eine Weile hatte sie mit der Möglichkeit geliebäugelt, sich in ihn zu verlieben, aber diese Gefühle waren wieder erloschen, noch bevor sie begonnen hatten. Trotzdem, sie mochte diesen Mann, und sie wollte ihn nicht so verärgern, dass er sie zum Gehen auffordern würde. Schließlich brauchte sie seine Unterstützung, um Königin von Dena Nehele zu werden.
SCHWARZER ASKAVI
Der Bergfried. Der Schwarze Berg. Ein Ort, an dem man umgeben war von Stein und dunkler Macht.
Aber trotz allem ein seltsam angenehmer Ort. Ein Ort, an dem man die Wachsamkeit fallen lassen und wahrhaft Ruhe finden konnte – in dem Wissen, dass hier ein anderer Wache hielt. Und alles verstand.
Ranon lief im Wartesalon auf und ab, in dem die Seneschallin, diese Frau mit dem seltsamen Aussehen, ihn zurückgelassen hatte. Sie war von menschlicher Gestalt, aber sie war kein Mensch – nicht mit diesem Gesicht und ihrer zischenden Aussprache. Darauf würde er sein Leben verwetten.
Die Tür öffnete sich, und er drehte sich um.
Das exotische Gesicht der Frau, umrahmt von goldenem Haar, war ein wenig zu schmal, aber trotzdem auf eine Art und Weise wunderschön, die sein männliches Interesse ansprach – vor allem, da sie sich des Schmutzstreifens, der einen ihrer markanten Wangenknochen hervorhob, überhaupt nicht bewusst zu sein schien.
Dann blickte er in diese saphirblauen Augen und fühlte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte. Er hatte sich mit Haut und Haar dem Dienst an Cassidy verschrieben, und er liebte Shira aus ganzem Herzen. Doch wenn diese Frau es von ihm verlangte, würde er durch Feuer gehen oder über Messer schreiten – ohne wissen zu wollen, warum sie ihn dazu aufforderte.
Er musste ihr nicht vorgestellt werden, um zu wissen, dass er Jaenelle Angelline gegenüberstand, der Königin, die Hexe war, der lebende Mythos.
Jetzt verstand er, was für eine Frau die Herzen von Männern wie Lucivar Yaslana und Daemon Sadi in der Hand halten konnte.
Ich gehöre ihr genau so, wie ich Cassidy gehöre. Und sollte Jaenelle es von ihm verlangen, so würde er sich von allem abwenden, das ihm lieb war, nur um ihr zu dienen.
»Lady.«
»Prinz Ranon?«
»Ja.« Das bevorstehende Treffen mit ihr hatte ihn nervös gemacht, aber er hatte nicht erwartet, so auf sie zu reagieren. Während er weiter in ihre saphirblauen Augen sah, erkannte er, dass sie das Band ebenso fühlte.
»Ich bin die ehemalige Königin des Schwarzen Askavi, Prinz Ranon.« In ihrer Stimme lag ein belustigter, aber auch ein warnender Unterton.
Ehemalig? Ein Wort, ausgesprochen im Willen der Königin – das wohl niemand glaubte, außer, vielleicht, sie selbst. Doch er verstand, dass sie weder wollte noch erwartete, dass er sich von Cassidy und der Loyalität, die er gegenüber der Lady von Shalador empfand, abwandte.
»Ich habe die Berichte und Briefe bei mir.« Er rief den Postsack herbei und legte ihn auf einem nahe stehenden Stuhl ab. »Die Berichte sind wahrscheinlich ein wenig kurz gefasst. Cassidy arbeitet hart. Aber nicht zu hart. Wir bestehen darauf, dass sie sich auch mal ein paar Tage freinimmt, aber ein freier Tag ist schließlich nichts wert, wenn er damit verbracht wird, Berichte zu schreiben, nicht wahr?«
Beim Feuer der Hölle, was redete er da für einen Unsinn?
»Nein, das ist er nicht«, stimmte sie ihm mit einem Lächeln zu, das deutlich besagte, auch sie hatte diesen Kampf mit ihrem Hof ausgefochten – und verloren.
Erst als ihr Lächeln erlosch, bemerkte er, dass er das ihre erwidert hatte.
»Kennst du die Geschichte deines Volkes, Ranon?«, fragte sie. »Weißt du, wie dein Volk nach Dena Nehele gekommen ist?«
»Ja, ich kenne die Geschichten.«
»Die Menschen haben über ihr eigenes Wohl hinausgeblickt und euch einen Teil ihres Landes überlassen. Behalte das stets in Erinnerung, Prinz.«
»Wie könnte ich das vergessen?«, fragte Ranon verwirrt. Wollte sie ihm etwas mitteilen? Oder ihn warnen? »Lady, gibt es etwas, das ich wissen sollte?«
»Ich habe dir gesagt, was du wissen musst. Alles Weitere liegt bei dir.«
»Ich weiß nicht – « Er hielt inne. Fühlte, wie der Raum sich einmal langsam um sich selbst drehte, während er das seltsame Juwel betrachtete, das sie um den Hals trug – und den Stundenglas-Anhänger, der darüberhing.
Hexe und Schwarze Witwe.
Mutter der Nacht.
»Nun«, sagte Jaenelle. »Hier ist der Grund, aus dem ich dich sehen wollte.«
Zwei Truhen erschienen vor
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