Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
halten. Als sie den Salon erreichte, der allen als Warteraum diente, die eine Audienz bei der Königin wünschten …
»Dryden?« Cassidy starrte den Grayhaven-Butler an. »Was …? Birdie ?«
Hier lag der Grund für den Zorn – die dunkle Schwellung im Gesicht der kleinen Frau.
*Shira*, rief Cassidy. *Ich brauche dich im Besucherraum. *
*Cassidy, ich fühle mich gerade nicht …*
*Die Anwesenheit der Hofheilerin ist erforderlich.*
Shira antwortete nicht. Das hatte Cassidy erwartet. Shira die Frau hatte sich in ihrem Zimmer verkrochen und
schmollte, seit sie von ihrer Hausbesichtigung mit Gray zurückgekehrt war, aber Shira die Heilerin würde sofort im Besucherraum erscheinen, bereit, ihre Kunst einzusetzen.
Cassidy legte Birdie einen Arm um die Schultern, führte sie zu einem Sofa und setzte sich mit ihr hin. »Was ist passiert ?«
»Ich habe nichts Schlimmes getan«, flüsterte Birdie. »Ich schwöre bei meinen Juwelen, ich habe nichts Schlimmes getan.«
»Wenn ich es vielleicht erklären dürfte, Lady?«, fragte Dryden.
Cassidy sah an ihm vorbei zu den anderen Leuten im Raum. Elle, die Haushälterin, Maydra, die Köchin und vier der jungen Männer, die in den Grayhaven-Stallungen gearbeitet und sich mit Gray angefreundet hatten, schon bevor er begann, sich von seinen emotionalen Wunden zu erholen.
Shira platzte in den Raum, warf einen Blick auf Birdie und sagte: »Beim Feuer der Hölle. Ich hole schnell etwas Eis vom Block in der Kühlbox.«
»Das übernehme ich«, sagte Spere und verließ den Raum.
»Wir haben ein feuchtes Tuch mit einem Kühlzauber benutzt, um die Schwellung klein zu halten«, sagte Elle. Dann fügte sie bitter hinzu: »Schließlich haben wir einige Erfahrung mit solchen Angelegenheiten.«
Cassidy stand auf und trat zur Seite, damit Shira genug Platz zum Arbeiten hatte. Mit Archerr und Powell an ihrer Seite ging sie zum anderen Ende des Raumes zu Dryden, der zwischen Elle und Maydra stand. »Ich bitte um eine Erklärung, Lord Dryden.«
»Prinz Grayhavens Gast hat Birdie geschlagen«, sagte Dryden.
Ein Aufblitzen von Zorn, schnell unterdrückt. Von Dryden.
»Welcher Gast?«, fragte Powell. Sein Tonfall besagte, dass er die Antwort bereits kannte.
»Diese … Frau.«
Oh, beim Feuer der Hölle. Das war schlimm. Sie hatte
eine solche Erfahrung erst einmal gemacht, als eine Frau aus Aristokratenkreisen zu Gast gewesen war und versucht hatte, einen der Diener zum »Schlafzimmerdienst« zu zwingen. Aufgrund des sozialen Unterschiedes zwischen einer Adligen und einem Bediensteten hatte ihr Butler sich geweigert, ihr den Namen der Frau zu nennen, als er sie aufgesucht und die Misshandlung gemeldet hatte.
Vielleicht war aber die Weigerung, den Namen der Hexe auszusprechen, auch Ausdruck der Verachtung des Mannes gegenüber ihrem Verhalten gewesen.
»Meinst du Lady Kermilla?«, fragte Powell.
Dryden nickte.
»Huren-Lady«, murmelte Elle leise genug, dass Cassidy vorgeben konnte, niemand hätte die Meinung der Haushälterin über die andere Königin aus Dharo vernommen.
»Warum sollte sie Birdie schlagen?«, fragte Cassidy. Ihr Magen fühlte sich an, als sei er voll überschäumender Milch. Hatte sie nicht bereits Bedenken über Kermilla geäußert, als die Königin bei ihr zur Ausbildung gewesen war? Der Hof hatte das hübsche, dunkelhaarige Mädchen geliebt; die Diener hatten sie verachtet.
»Birdie hat das Zimmer so gesäubert, wie ich sie angewiesen habe – und wie du es ihr gestattet hast. Doch die Andere wollte nicht, dass man ihre Sachen berührt, sondern verlangte von Birdie, jedes Mal Kunst einzusetzen, wenn sie Gegenstände hochheben oder bewegen musste.«
»Das ergibt keinen Sinn«, sagte Cassidy.
»Doch, wenn die Lady nicht möchte, dass jemand einen Gegenstand hochhebt und etwas Ungewöhnliches daran entdeckt«, sagte Powell und sah Dryden an.
Der Butler nickte. »Birdie hat ein Fläschchen Parfum von der Kommode hochgehoben – ein Fläschchen, an dem noch eine Diebstahlscheibe haftete.«
Stirnrunzelnd sah Cassidy Powell an.
»Eine verzauberte papierdünne Steinscheibe«, erklärte Powell. »Es war eine verbreitete Gewohnheit in den von der Königin und ihrer adligen Gesellschaft bevorzugten Läden,
solche Scheiben an kleinen, wertvollen Gegenständen anzubringen, die oft auf unerklärliche Weise verschwanden. Da kein Händler ein Auge oder seine Zunge verlieren wollte, konnte er den Diebstahl nicht anzeigen, selbst wenn er ihn mit eigenen Augen gesehen hatte.
Weitere Kostenlose Bücher