Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
Doch wenn beispielsweise eine Flasche Parfum den Laden verließ, ohne dass die Steinplatte entfernt wurde, verdarb sie.«
»Sie verdarb?«, fragte Cassidy.
»Stell dir ein Dutzend fauliger Eier vor, die auf dem Küchenfußboden zu Bruch gehen«, sagte Maydra. »So wie einige dieser Zauber funktionierten, roch der Duft natürlich erst ganz normal, bis er sich für eine Weile auf der Haut erwärmt hatte. So war das gesellschaftliche Miteinander der Ladys meist in vollem Gange, bevor sie – und alle anderen – merkten, dass etwas nicht stimmte.«
»Oh.« Automatisch hielt Cassidy sich die Nase zu. Als sie die Hand wieder sinken ließ, lächelte sie verlegen. Dann warf sie Birdie einen Blick zu und sah keinen Grund mehr, zu lächeln. »Birdie hat also eine gestohlene Flasche Parfum hochgehoben, und Kermilla hat sie geschlagen.«
»Ja«, sagte Dryden. » Als ich Prinz Grayhaven die Misshandlung gemeldet habe, hat Kermilla darauf bestanden, sie hätte Birdie dabei erwischt, wie sie etwas stehlen wollte. Deshalb hätte sie das Mädchen geschlagen.«
»Und Grayhaven hat das geglaubt?«, fragte Archerr.
In Drydens Blick lag Trauer. »Manchmal sieht ein Mann nur, was er sehen will.«
»Verdammt«, sagte Archerr leise.
»Birdie wurde ohne Empfehlungsschreiben entlassen«, sagte Dryden. »Elle, Maydra und ich haben miteinander gesprochen und die Kündigung eingereicht. Wir haben schon früher für solche Hexen gearbeitet. Wir wollen es nicht noch einmal tun. Wie sich herausstellte, hatten die vier Stallburschen hier nichts, was sie in der Stadt hielt, keine Familie, die sie brauchte, und sie wollten auch nicht bleiben.« Er zögerte, dann sah er Cassidy in die Augen. »Wir sind in der Hoffnung gekommen, hier gäbe es vielleicht Arbeit für uns.«
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Powell jedoch hatte dieses Problem nicht.
»Es gibt hier ein Quartier für Bedienstete, einschließlich eines eigenen Gemeinschaftsraums hinter der Küche. Wir haben uns nicht darum gekümmert, dass die Zimmer hergerichtet werden, da wir sie bisher nicht genutzt haben.«
Maydra runzelte die Stirn. »Wenn es hier keine Angestellten gibt, wer hat dann für die Königin und den Hof gekocht?«
»Ach, na ja, manchmal habe ich das übernommen, zusammen mit ein paar Frauen aus dem Dorf.« Cassidys Stimme wurde immer leiser, während sie sprach.
»Hast du etwa auch selbst Staub gewischt?«, meldete Birdie sich entsetzt zu Wort.
Die Dienerschaft Grayhavens starrte sie an.
*Ich würde nicht zugeben, die Möbel mit dem Staubwedel abgewischt zu haben*, sagte Powell belustigt. *Für heute hast du genug Entsetzen verbreitet.*
*Mein Vater pflegt zu sagen, ich wurde an dem Tag als Tochter geboren, an dem ich als Königin zur Welt kam, und wenn ich mich beim Unkrautjäten schmutzig machen kann, kann ich es auch beim Fußbodenschrubben.*
*Dein Vater ist ein weiser Mann, aber ich denke, es ist an der Zeit, einige deiner nicht so königlichen Pflichten abzulegen. Außerdem brauchen sie die Arbeit, und wir brauchen ihre Hilfe. Mit deiner Zustimmung spreche ich mit ihnen über Pflichten und Entlohnung.*
*In Ordnung.* Sie lächelte jeden der Bediensteten und Stallburschen einzeln an – allen voran Birdie. »Willkommen in Eyota. Es gibt hier eine Menge Arbeit für uns alle. Prinz Powell wird die Einzelheiten mit euch besprechen.«
Sie verließ den Raum und hielt auf die Hintertür in den Garten zu. Dann änderte sie die Richtung und ging hinauf in ihr Zimmer. Sie sehnte sich nach etwas Einsamkeit, etwas Zeit für sich.
*Cassie?*, rief Vae leise. *Cassie!*
*Es besteht keine Gefahr*, antwortete Cassidy. *Du kannst Reyhana jetzt ins Haus lassen.*
*Sie will mit dir sprechen.*
*Nein. Ich möchte eine Weile allein sein.*
Ein kurzes Zögern. *Wir warten auf dich.*
Cassidy legte sich auf ihr Bett und starrte die Zimmerdecke an. Theran würde sie wahrscheinlich der Lüge bezichtigen und Kermilla ihr sicher vorwerfen, aus Eifersucht und Missgunst zu handeln. Doch mehr noch als Birdies Verwundung war es der verletzte Ausdruck in ihren Augen, der ihre Entscheidung leiten sollte. Zudem war es, wie hart es auch sein mochte, ihre Pflicht, Kermillas Verhalten zu melden. Da er über Grayhaven herrschte, sollte Theran derjenige sein, der Kermilla zur Rechenschaft zog – was er niemals tun würde, wenn er wirklich zu dieser Königin aus Dharo gehörte.
Königin aus Dharo. Das war der springende Punkt. Kermilla herrschte über ein Dorf in Dharo. Ihr Verhalten
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