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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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und geht zur Tür und schließt sie auf.
    »Das da«, sagt das Mädchen bittend und schaut zu ihm und zeigt auf eines der Parfümflakons, die Steguweit ihm abgenommen hat und die jetzt auf dem Schreibtisch aufgereiht sind. »Verschwinde«, antwortet er, und das Mädchen greift sich das Flakon und huscht zur Tür hinaus, die Steguweit hinter ihr schließen will, was aber nicht geht, weil jemand seinen Fuß dazwischenstellt. Es ist ein mittelgroßer, angegrauter Mann, der das tut.
    »So nicht«, sagt Steguweit und hebt die Hand, um den Mann zurückzuschieben. Dann lässt er es bleiben, er weiß nicht warum. Nicht genau.
    »Steguweit?«, fragt der Mann, schiebt mit der Schulter die Türe ein Stück weiter auf und geht hinein in das lausige kleine Büro und sieht sich darin um, wie es Steguweit nun schon gar nicht mag. Aber Steguweit muss vorsichtshalber erst einmal nach seinem Hosenladen tasten, ob der auch zu ist. Er ist es.
    »Und mit wem hätten wir dann das Vergnügen?«
    »Vergnügen?«, fragt der Mann zurück und betrachtet die Parfümflakons und den Armesünderstuhl für Steguweits Kundschaft und greift mit spitzen Fingern zu und hebt den Slip hoch, den das Mädchen vor lauter Kotzen erst gar nicht mehr angezogen hat.
    »Sie glauben ja nicht, was Sie bei diesen kleinen Ludern alles finden. Wo sie es versteckt haben . . .«
    Der Mann legt den Slip schweigend auf den Schreibtisch und dreht sich zu ihm um. Plötzlich weiß Steguweit, dass er diesen Mann kennt.
    »Was redest du da, Steguweit? Ihr Ladenschnüffler habt bei niemandem eine Leibesvisitation zu machen, niemals! Das steht euch nicht zu. Schon gar nicht bei kleinen Mädchen.«
    Berndorf. Der arrogante Sack. Der damals den Einsatz in Feudenheim vergeigt hat. Du bist mir gerade der Rechte.
    »Vielleicht sagen Sie mir, was Sie von mir wollen.«
    »Oh, man ist vornehm heute. Vielleicht sagen Sie mir . . .«
Berndorf schiebt die Flakons zur Seite und setzt sich auf den Schreibtisch. »Was hast du eigentlich mit ihr gemacht, dass es hier so nach Kotze stinkt?«
    Steguweit lehnt sich gegen die Tür und atmet durch. »Sie sind doch Berndorf? Dann wissen Sie, wie es in der Branche zugeht. Wenn der Fehlbestand zu hoch ist, bin ich dran. Aber wenn ich wegen jeder Flasche Kölnischwasser eure Leute hole, werden die sich schön bedanken. Außerdem gefällt das weder der Kundschaft noch der Geschäftsführung, wenn alle naslang die Grünen im Haus sind. Also Meister – was soll ich Ihrer Meinung nach tun mit den kleinen Ludern?«
    »Das hast du früher auch so gemacht«, sagt Berndorf. »Immer schlau um die faulen Eier herumgeredet. Was ist mit dem Mädchen?«
    »Ich weiß nicht, was Sie wollen. Sie haben sie doch gesehen.« Berndorf greift hinter sich und hebt den Slip hoch und wedelt damit zu Steguweit. »Soll ich die Leute vom Jugendschutz anrufen?«
    »Okay«, sagt Steguweit. »Hören Sie zu, Chef. Ihr Rock ist so komisch ausgebeult, und ich sag zu ihr, was hast denn da drunter, und sie fängt an zu heulen und holt heraus, was sie versteckt hat, und dann zieht sie den Slip aus und schlägt den Rock hoch und sagt, ich soll sie ficken, und ich denk, sie ist nicht ganz richtig im Kopf, und schick sie weg . . . das ist alles.« Berndorf legt den Slip wieder zurück. »Na schön. Du hast sie weggeschickt. Danach.« Der kalte Blick kehrt zu Steguweit zurück. »Wissen will ich etwas ganz anderes. Wer war der Anrufer damals?«
    Steguweit schaut ihn ratlos an. Dann dämmert es ihm. »Ach so. Deswegen sind Sie da. Ich hab mich schon gewundert.« Er denkt nach. Berndorf sieht ihm dabei zu.
    »Das ist aber eine komische Geschichte«, sagt Steguweit schließlich. »Erst vor ein paar Tagen war Troppau hier. Sie wissen doch, der Kollege . . .«
    »Was wollte Troppau von dir?«
    »Nichts, das war ja das Komische«, antwortet Steguweit.
»Er wollte einen Schlagbohrer kaufen, sagte er, aber ich hätte schwören können, dass ihm das nur so eingefallen ist. Als eine Art Ausrede. Ich weiß nicht, was der hier wollte.«
    »Und der Schlagbohrer?«
    »Ich habe ihm einen besorgt, Remittenden-Ware, einem alten Kollegen ist man so etwas schuldig.«
    »Nett von dir. Troppau hat damit die Haken in die Decke gedübelt. Die Haken, weißt du, an denen er sich dann hat aufhängen können.«
    Steguweit schüttelt den Kopf. »Nicht wirklich«, sagt er dann. »Doch«, sagt Berndorf. »Wer war der Anrufer? Du weißt doch. Der Überfall auf den Geldtransporter. Der Anrufer, der gesagt hat, einer der

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