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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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anders überlegt. Birgit nimmt sich einen Mietwagen, Birgit baut einen Unfall, Birgit kommt in der Nacht zurück, und Hubert muss Händchen halten. Hat sie wenigstens ein blaues Auge? Einen Nervenzusammenbruch vielleicht?«
    »Red nicht so«, wehrt Hubert ab. »Sie hat keinen Unfall gebaut. Sie ist in eine von diesen Massenkarambolagen verwickelt worden . . .«
    »Birgit wird immer in etwas verwickelt«, stellt Miriam fest, »immer in irgendetwas, dass Hubert Händchen halten muss. Die Tränen trocknen. Kopfwickel machen. Ob es mir vielleicht
auch zum Heulen ist, interessiert kein Schwein. Weißt du eigentlich noch, dass du versprochen hast, mit mir nach Schwetzingen zu den Festspielen . . . ach Scheiße!«
    Birgit hat draußen ihre Konversation mit dem Kater beendet und geht ins Haus zurück. Von den Souterrainfenstern des Musikzimmers aus sieht Hubert, wie ihr Rock um ihre Beine schwingt.
    »Ich muss jetzt Schluss machen«, sagt er eilig, »ich versuch, dich später noch mal anzurufen.« Und legt auf, ehe ihm Miriam ausführlich erklären und nachweisen kann, was für ein Feigling und Schlappschwanz er doch ist.
    Oben ruft Birgit nach ihm, er stellt das Telefon in das Notenregal und geht die Treppe hinauf. Birgit sitzt beim Kaffee und erzählt ihm von ihrer Konversation mit der Katze.
    »Sie schnurrt nicht, wenn sie mich sieht. Sie gurrt. Es ist eine Art rrrit, es klingt ganz kehlig.«
    Wieder einmal erklärt Hubert, dass dieses Tier ein Kater ist und keine Katze, und schenkt sich auch noch eine Tasse ein.
    »Ach!«, sagt Birgit und betrachtet ihn mit schummrigen Augen, »mein Kater bist doch du, und was glaubst du, wie du mich gurren machst!«
    Am frühen Morgen war Birgit, noch ganz aufgelöst von ihrer Schreckensfahrt, unter der Decke zu ihm gekommen. Danach hat es geknallt, wie schon lange nicht mehr im Höge’schen Ehebett, was leider die Dinge nicht einfacher macht, denn Birgit fängt tatsächlich schon wieder das Gurren an und schlägt vor, den Samstag doch einfach so fortzusetzen, wie er begonnen hat.
    »Irgendwann gehen wir dann zum Italiener, und danach zurück ins Bett.«
    Hubert strengt sich zu begeisterter Zustimmung an. Und Gaby wartet im Park . Das ist auch eine der Schnulzen, die er in sein Singspiel hätte einbauen können, fällt es ihm ein. Und plötzlich ist es Hubert, als werfe er einen Blick in die Zukunft, und die Zukunft steht über ihm wie eine dunkle und unheilvolle Wolkenwand, die Wolken verdichten sich zu grauen
schemenhaften Erinnyen, und aus dem Off ertönt dazu die deutsche Schlagerparade. Er nimmt seine Brille ab, blickt sich suchend um, dann geht er zum Sideboard und greift sich eines der Brillenputztücher, die er dort deponiert hat, und reißt die weiße, innen feucht beschichtete Plastikverpackung auf, in der das Tuch steckt, und Birgit schaut ihm zu, als tue er da weiß Wunder was.
    In der Diele schrillt das Telefon. Birgits Blick umwölkt sich, denn das Telefon ist die schrecklichste Waffe überbesorgter Erziehungsberechtigter.
    »Ich geh schon«, fällt es Hubert ein, »es wird wegen der Web-Seite für unser Musical sein.« Lieber Gott, lass es nicht Miriam sein. Nicht den final countdown . Nicht jetzt.
    Er hebt ab, eine Frauenstimme meldet sich, aber Gott ist heute Morgen lieb zu ihm. Es ist nicht Miriam. Hubert atmet durch. »Mein Name ist Stein«, sagt die Frauenstimme, und sie klingt angenehm und kultiviert, »Barbara Stein, ich hätte gern Ihre Frau gesprochen . . .«
    Hubert gibt den Hörer weiter und macht eine beruhigende Handbewegung, aus der hervorgeht, dass die Anruferin vermutlich keine von den Leidenden Müttern ist. Birgit meldet sich und macht trotzdem erst einmal ein sehr reserviertes Gesicht, weil sie keine Frauenstimmen mag, die diesen besonderen Schmelz haben.
    »Ja«, hört Hubert sie antworten, »das ist mein Mädchenname, aber Journalistin war ich nicht, wirklich nicht, ich habe damals für den Aufbruch ein paar kleinere Sachen geschrieben, und vermutlich ist es ganz schreckliches Zeug, das mir heute rasend peinlich wäre, wenn ich es noch mal lesen müsste . . .«
    Nun ist es die Stimme am anderen Ende, die schnurrt oder gurrt oder sonst etwas dergleichen tut, denn aus Birgits Gesicht verliert sich der reservierte Ausdruck, plötzlich lächelt sie, halb kokett, halb ein wenig stolz: »Natürlich waren wir damals glühend dabei«, sagt sie, »wir glaubten wirklich daran, dass wir ein Gegengewicht aufbauen könnten zur Springer-Presse, so komisch das

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