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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Semesterferien wollte ich zurück zu meinen Eltern.«
    Es bricht eine Pause aus, in der es leise rrrt! macht. Die Katze nähert sich dem Teetisch, zögert und springt dann kurz entschlossen auf den Schoß von Professorin Barbara Stein, um dort in heftiges Schnurren auszubrechen.

    »Oh!«, sagt Brigit, und ein Schatten zieht über ihr Gesicht. »Seien Sie vorsichtig! Ich weiß nicht, ob sie nicht Flöhe hat.«
    Barbara krault die Katze hinter den Ohren. Das Tier streckt seinen Kopf der Hand entgegen, die Augen lustvoll geschlossen.
    »Wie ging die Zeitung damit um, dass in der Wohnung einer Redakteurin ein Mann von der Polizei erschossen wurde?«
    Widerwillig kehrt Birgits Blick zu dem Assistenten zurück. Sie setzt zu einer Antwort an, und bricht wieder ab.
    »Vielleicht erinnern Sie sich«, die Stimme kommt aus dem Schatten, als lasse sie sich nicht abschütteln, »das war im Juni 1972, und die Redakteurin kam als angebliche Terroristin für längere Zeit in Untersuchungshaft.«
    »Wie kommen Sie darauf«, Birgits Stimme setzt wieder ein, »dass man so etwas vergessen könnte? Natürlich erinnere ich mich. Nur war diese Frau, von der Sie sprechen, eine Redakteurin aus dem Lokalen, ich kannte sie so gut wie gar nicht, und ich kann Ihnen heute nicht einmal mehr ihren Namen sagen. Aber es ist richtig. Man konnte ihr nichts nachweisen, und sie kam dann frei.«
    »Was hätte man ihr denn nachweisen sollen?«
    Eine leise Röte zieht über Birgits Gesicht. »Da habe ich mich gerade nicht sehr freundlich ausgedrückt, nicht wahr? Sie müssen verstehen, dass mir diese Geschichte sehr unangenehm war. Sie war auch der eigentliche Grund, warum ich mich vom Aufbruch dann sehr schnell zurückgezogen habe. Natürlich will ich Ihnen gerne glauben, dass diese junge Frau nichts mit den Terroristen zu tun hatte.«
    Sie lehnt sich zurück. Die Röte ist wieder verschwunden. »Übrigens ist mir jetzt ihr Name wieder eingefallen, Sinheim, Franziska Sinheim. Ein ganz nettes Mädchen, ein wenig unbedarft vielleicht. Vielleicht hat das auch getäuscht. Immerhin – es gab eine Merkwürdigkeit. Franziska hat eine Beziehung mit Steffens gehabt – das war dieser wilde Filmkritiker. Die beiden waren schon wieder auseinander, als ich sie kennen lernte. Aber sehen Sie – Steffens ist damals verschwunden, von einem
Tag auf den anderen. In der ganzen Aufregung um den Raubüberfall der Terroristen und die Schießerei in der Sinheim-Wohnung hat niemand so besonders darauf geachtet. Aber er war weg. Einfach weg.«
    Die Katze macht sich auf dem Schoß der Professorin Stein breit, streckt eine enorm lange Hinterpfote aus und beginnt, sich angelegentlich zu putzen. Birgit sieht nicht hin.
    »Da war noch so ein merkwürdiges Detail«, sagt der Assistent und sucht ihren Blick. »Aber ich weiß nicht, ob Sie damit etwas anfangen können.« Dann macht er eine Pause, als ob er es provozieren wolle, dass sie ihm in die Augen sieht.
    »Ja, und ...?«, fragt Birgit schließlich.
    »Wem hat die silberne Kette gehört?«
    Birgits Gesicht wird glatt und unbewegt, und plötzlich sind es ihre Augen, die sich groß und fragend auf den Assistenten richten. »Sind Sie ganz sicher, dass das zum Thema Ihrer Untersuchung gehört?« Dann lächelt sie entschuldigend. »Aber das müssen Sie selbst wissen. Nur kann ich Ihnen von silbernen Ketten leider gar nichts erzählen, was immer sie mit der Geschichte dieser Zeitung zu tun haben mögen. Das heißt, mein Patenonkel hat mir so etwas einmal zur mittleren Reife geschenkt, eine Kette mit einem Rosenquarz-Anhänger, vermutlich hab ich es noch irgendwo, denn es war oder ist eines von diesen scheußlichen Dingern, die sich an einen kletten, als wüssten sie, dass niemand sonst sie haben will. Soll ich sie Ihnen heraussuchen?«
    »Sie müssen entschuldigen, dass wir danach fragen«, sagt die Professorin. »Angeblich war die Kette ein Kennzeichen. Für wen oder was auch immer. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass es weiter keine Bedeutung hat. Wir sind nur zufällig darauf gestoßen.«
    »Ach ja? Aber es klingt spannend. Keine Affäre um ein Halsband, sondern um eine silberne Kette? Reizend. Und wen suchen wir uns als Cagliostro dazu aus?« Neckisch legt Birgit den Kopf schief und betrachtet Berndorf. »Ihr Assistent«, sagt sie dann zur Professorin und lässt das Wort Assistent im Mund
zergehen, »scheint mir jedenfalls nicht die richtige Statur zu haben. Er ist, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben, dafür in den

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