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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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verletztes Bein war durch den Schock nutzlos geworden, während das unverletzte völlig verkrampft schien.
    Doch wie durch ein Wunder schloß sich seine Hand um das geglättete Ende eines kleinen Balkens, abgerundet und geschliffen wie ein Griff. Hokanu zog eine Grimasse. Er sammelte noch einmal all seine Kräfte, um sich emporzuziehen, und stieß einen überraschten Schrei aus, als der Griff sich quietschend drehte und nach unten nachgab.
    Er ist nicht richtig festgemacht, dachte er voller Panik. Er hörte kaum den Einschlag, als sich ein weiterer Pfeil knapp neben seinem Ohr ins Holz bohrte. Völlig erschöpft spürte er, wie er abwärts zu rutschen begann, als ein Teil der Wand nachgab …
    Aber natürlich! dachte er. Plötzlich rauschte das Blut wieder heiß durch seine Adern, und er lachte laut auf. Der namenlose alte Minwanabi-Lord hatte einen Notausgang für seine Spione einbauen lassen, und er hatte zufällig den Auslöser entdeckt. Die Falltür klappte nach außen, zog ihn aus der Dunkelheit und dem Kreuzfeuer feindlicher Bogenschützen in eine perlmuttfarbene Morgendämmerung.
    Seine Füße waren vom Balken gerutscht, als sich der Boden weit geöffnet hatte; jetzt hing er nur noch mit einer Hand am Auslöser der Falltür festgeklammert in der Luft. Der Sprung war eine Kleinigkeit für einen gesunden Mann, kaum dreieinhalb Meter. Doch mit einer Pfeilspitze in der Hüfte fürchtete Hokanu, daß der Sturz ihn töten oder ihm zumindest das Bewußtsein rauben könnte.
    Er ließ den nutzlosen Pfeil fallen, trat um sich und wand sich, doch es gelang ihm nicht, sich noch irgendwo anders festzuhalten. Seine Wunde schmerzte gewaltig, und seine Augen tränten.
    Ein schwarzgekleideter Krieger tauchte hinter der Nische auf, die Hokanu gerade verlassen hatte. Mit behandschuhten Händen setzte er einen neuen Pfeil auf die Sehne und begann, langsam den Bogen zu spannen.
    Keuchend warf Hokanu einen Blick nach unten, nur um zu sehen, wie ein Ring aus Feinden von allen Seiten zusammenströmte. Das einzige, was sie noch daran hinderte, wild drauflos zu stürmen, war der Wallach, der mit am Boden schleifenden Zügeln am Straßenrand stand und graste. Das Pferd war harmlos, doch die Attentäter erinnerten sich noch zu gut daran, daß die Tiere zuvor nervös ausgekeilt, geschnaubt und sich aufgebäumt hatten, und so blieben sie vorsichtig. Das Pferd sah die Attentäter näher kommen und trottete von ihnen weg, bis es genau unter Hokanu stand.
    »Chochocan segne dich«, murmelte Hokanu halb schluchzend. Er ließ los.
    Der Sturz drehte ihm den Magen um, und der Schlag, mit dem er auf dem Sattel aufprallte, ließ ihn beinahe bewußtlos werden. Die Schmerzen in der Hüfte wurden von dem Anschlag auf seine Männlichkeit weit in den Schatten gestellt. Der Wallach schnaubte, riß erstaunt den Kopf hoch, und ging unter der Wucht des Aufpralls in die Knie.
    »Lauf los, du Hundefutter!« brüllte Hokanu. Sein Schrei sollte nicht nur das Pferd antreiben, sondern war auch ein Ventil für seine ungeheuren Schmerzen. Er warf sich nach vorn und krallte sich mit beiden Händen in der Mähne fest. Obwohl er halb aus dem Sattel herausgerutscht war und ein Bein an der Flanke des Wallachs herunterhing, hämmerte er dem Tier die andere Ferse in die Seite und zwang es auf die Beine.
    In diesem Augenblick begannen die Bogenschützen zu schießen. In Hals, Schulter und Kruppe getroffen, bockte der Wallach, aber noch immer lächelte das Glück auf Hokanu herab. Die Bewegung warf ihn hoch und gab ihm die Gelegenheit, sein gesundes Bein um das Seltenblatt des Sattels zu schwingen. Dann explodierte der Wallach förmlich und begann in Richtung seines heimischen Stalls zu galoppieren.
    Die ruckartigen Bewegungen drohten Hokanu abzuwerfen. Benommen und betäubt vor Schmerzen klammerte er sich fest.
    Seine Hände krallten sich so sehr in die Mähne des Pferdes, daß die Fingerknöchel weiß wurden, und sein Blut tropfte zu Boden, vermischte sich mit dem seines Reittiers. Er versuchte sich richtig hinzusetzen, um besser das Gleichgewicht halten zu können, aber sein verletztes Bein hinderte ihn daran, sich vollständig in den Sattel zu ziehen. Er war doch nicht deshalb so weit gekommen, dachte er mit zusammengebissenen Zähnen, um jetzt alles durch einen Sturz vom Pferd zunichte zu machen.
    Aber langsam und unerbittlich rutschte er immer weiter ab, bis sein Fuß im Straßenstaub schleifte. Dann begann das Pferd zu stolpern. Ein, zwei, drei Drehungen hielt er

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