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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Körper geschlossen zu halten. Die Menschen riefen der Guten Dienerin des Kaiserreiches ehrfürchtige und anerkennende Bemerkungen zu und bemühten sich, mit ausgestreckten Armen wenigstens die Vorhänge der Sänfte zu berühren. Der Legende nach bedeutete die Berührung einer Guten Dienerin Glück. Die Soldaten hatten begriffen, daß, da die Lady selbst außerhalb ihrer Reichweite war, das Volk sich auch mit ihrer Kleidung oder den Sänftenvorhängen begnügen würde. Das erste Mal waren sie überrascht worden. Mara hatte sich mit einer Eskorte, die vor der Verleihung des Titels ausreichend gewesen wäre, zu einer Verabredung auf den Weg durch die Stadt gemacht und war dort mit unordentlichen Gewändern und Vorhängen angekommen. Seitdem hatten ihre Offiziere gelernt.
    Jetzt ging Mara nicht mehr ohne eine Eskorte von mindestens fünfzig Kriegern an die Öffentlichkeit. Heute, mußte Lujan schweißnaß erkennen, waren sogar fünfzig kaum ausreichend. Das Volk liebte seine Gute Dienerin so sehr, daß es ihretwegen zerdrückte Zehen, Prellungen und selbst einen Schlag mit einem Speer in Kauf nahmen, um noch näher an sie heranzukommen. Der schlimmste und beunruhigendste Aspekt ihrer Beliebtheit war, daß die Massen sich ganz und gar nicht an der Härte störten, mit der die Soldaten sie zurückdrängten. Sie überließen sich willig der Mißhandlung, die ernsthaften Verletzungen sehr nahe kam, während sie jubelten und Maras Namen schrien.
    Mara lehnte unterdessen in einer schlichten Robe mit geschlossenen Augen in den Kissen. Die schweren Vorhänge schützten sie vor den Blicken der Menge, verursachten jedoch gleichzeitig eine stickige Luft. Ihre Hände ruhten auf dem dicken Bauch. Sie konnte kaum den Weihrauch der Tempel riechen, der ein besonderes Zeichen der Heiligen Stadt war und so viele Erinnerungen barg. Der Duft der blühenden Bäume erreichte sie gar nicht, auch nicht die musikalischen Rufe der Verkäufer. Ihr blieb nichts übrig, als das Drängeln der Massen und ihre kehligen Schreie zu ertragen. Wehmütig rief sie sich die Tage ihrer Jugend in Erinnerung, als sie, noch Novizin von Lashimas Tempel, genau diese Straßen mit bloßen Füßen entlanggelaufen war. Sie zwang sich, nicht an eine spätere Zeit zu denken, als ein großer, rothaariger Barbar neben ihrer Sänfte hergeschritten war, unverschämte Bemerkungen machte und ihre Augen mit seinem Lächeln erfüllte.
    Statt dessen saß sie in der erdrückenden Dunkelheit hinter den Vorhängen, die zu Ehren des Todesgottes und des Verscheidens von Hokanus Vater rot gefärbt waren, und grübelte über ihren Mann. Er mußte allein zu dem Begräbnis gehen, sich Feinden und Intrigen stellen und herausfinden, welche von seines Vaters Freunden zu ihm halten würden, jetzt, da er den Mantel des Hauses Shinzawai angelegt hatte. Ohne Erben würden rasch die Händler auf ihn aufmerksam werden, die Verträge mit Kurtisanen verkauften; unverheiratete jüngere Töchter würden ihn umschmeicheln, in dem Bemühen, ihren Status durch die Möglichkeit zu erhöhen, den Bastard eines mächtigen Mannes auszutragen.
    Sie wünschte, ihr Abschied hätte nicht so hastig vonstatten gehen müssen. Doch der Geburtstermin war schon nah, und da Kamatsu ein in der kaiserlichen Machtstruktur hoch angesiedelter Lord gewesen war, gab es durch seinen Tod mehr zu regeln als nur die Sicherung des Hauses Shinzawai. Kamatsus Tod ließ einen der wichtigsten Posten im Kaiserlichen Rat unbesetzt, und politische Machenschaften würden folgen, bis die Macht in andere Hände gelegt worden war.
    Mehr als ihre persönliche Sicherheit erforderte Maras Besuch bei der Familie des Kaisers. Und obwohl die Kaiserlichen Weißen ihren jungen Sohn Justin gut beschützen würden, mit all der Wachsamkeit, die sie den Kindern des Lichts des Himmels zukommen ließen, machte sie sich Sorgen.
    Seit der Abschaffung des Amts des Kriegsherrn war der Palast das Zentrum aller Intrigen geworden. Arakasi hatte Agenten hier; sie würden achtgeben und versuchen, Machenschaften aufzudecken. Doch ihr Leben wäre noch eingeengter, noch stärker an Zeremonien gebunden und ohne jene alltäglichen Herausforderungen des Marktes, die sie zu Hause genoß. Obwohl Jican mehr als vertrauenswürdig war und die Angelegenheiten in ihrer Abwesenheit regeln konnte, tröstete sie dies nicht. Die wahre Befürchtung war eine andere: Sie wollte ihr Kind nicht in einem fremden Bett gebären, ohne Hokanus liebevollen Schutz. Wenn sie das Kind dort

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