Die Schwarzen Roben
sagte klar und deutlich über Jehilias Geschrei hinweg: »Sie hat mir ins Gesicht geschlagen, Euer kostbares Juwel.«
»Oh«, schrie die Frau. »Das würde sie niemals! Mein Juwel!«
An dieser Stelle schritt Mara ein, nahm Justin am Arm und zog ihn von seiner Position am Teichrand fort. »Also deshalb hast du ihr ein Bein gestellt, ja?«
Sie erhielt als Antwort ein unverschämtes Grinsen, und blaue Augen blitzten inmitten eines sommersprossigen Gesichts. Ihre Ohrfeige mit der flachen Hand beendete das Lächeln rasch, und obwohl sich seine Backe rot verfärbte, gewährte Mara ihm keine Gnade. »Du wirst der Prinzessin die Hand reichen und ihr aus dem Teich helfen. Und dann wirst du dich entschuldigen.«
Als der Junge seinen Mund öffnete, um zu protestieren, schüttelte sie ihn. »Tu es jetzt sofort, Justin. Du hast die Ehre der Acoma befleckt und mußt es wiedergutmachen.«
Die beleidigte Jehilia half sich selbst aus dem Teich. Fische kreisten lebhaft um ihre Füße, als sie sich glühend vor Wut darauf vorbereitete, daß nachsichtig mit ihr umgegangen werden würde.
»Oh, meine Kostbare, geh aus diesem Wasser«, jammerte die Frau, deren Ähnlichkeit sie als Lady Tamara offenbarte, Ichindars erste Frau und Mutter des Mädchens. »Du könntest krank werden, wenn du die nassen Sachen anbehältst!«
Jehilia runzelte die Stirn, ihr rosa-goldfarbener Teint nahm eine rötliche Färbung an. Sie starrte auf Justins ausgestreckte Hand, als wäre es eine Viper, während ihr Vater – Kaiser von ganz Tsuranuanni und Licht des Himmels – in hilfloser Erheiterung daneben stand. Er war besser darin, über streitbare Lords zu herrschen, als die Streitigkeiten zwischen seinen Nachkommen und denen seiner adoptierten Familie zu regeln.
Mara spürte die Sackgasse und wies das Mädchen zurecht. »Nehmt Justins Hand, Prinzessin. Es ist das einzig Richtige, da Ihr seinen Stolz verletzt habt, als Ihr ihn schlugt. Es ist feige, einen Mann zu schlagen, da er eine Frau nicht zurückschlagen wird. Wenn Justin Euch ein Bein stellte, habt Ihr das Untertauchen verdient, und ich schlage vor, Ihr lernt aus diesem Unglück, Euch zu benehmen. Handelt wie eine erwachsene Lady, sonst sorge ich dafür, daß Eure Ammen Euch beide wie die Kinder verprügeln, die ihr ganz sicher seid.«
»Oh! Mein Liebling darf niemals geschlagen werden!« schrie die Mutter der Prinzessin. »Wenn das jemand wagt, falle ich in Ohnmacht.«
Ichindar richtete seine haselnußbraunen Augen mit leuchtender Ironie auf die Lady der Acoma. »Mein Leben ist ein einziges Unglück durch ein Übermaß an zerbrechlichen Frauen. Die Kinder können nicht geschlagen werden, weil sie sonst in Ohnmacht fallen.«
Mara lachte. »Schlagt die Kinder, wie sie es verdienen, und laßt die Ladys ruhig ohnmächtig werden, wenn sie wollen. Es härtet sie möglicherweise ab.«
»Oh!« Die Lady erbleichte. So wütend jetzt wie ihre Tochter, erwiderte sie: »Das würde unser Licht des Himmels niemals wagen! Er ist ein sanfter Mann, und alle seine Frauen bewundern ihn.«
Ichindars Mund verzog sich vor schwachem Widerwillen. Ganz offensichtlich hätte er sich lieber zurückgezogen, als diese Disharmonie weiter zu ertragen. Frauen verwirrten ihn, erkannte Mara. Etwas bekümmert, daß er so unter Druck stand, und nach einem kleinen Einblick, was es heißen mußte, schon im Alter von zwölf Jahren die ehelichen Pflichten erfüllen zu müssen – jeden Monat mit einer anderen Frau oder Konkubine –, mischte sie sich erneut ein.
Justin vollendete seine Entschuldigung vor Jehilia. Er sprach die Worte ohne Verdruß oder Verbitterung, so schnell bereit zu vergeben wie sein barbarischer Vater. Als er sich verbeugt hatte, hielt Mara die eisige Hand des Mädchens fest und führte sie sicher zu ihrer angegriffenen und ärgerlichen Mutter. »Jehilia«, sagte die Lady der Acoma, »bringt Lady Tamara hinein und übergebt sie der Obhut einer Zofe. Dann zieht Euch um und kommt zu mir in den Garten. Ich werde Euch zeigen, wie es mein Bruder mir zeigte, was Ihr tun müßt, wenn unverschämte Jungen versuchen, Euch ein Bein zu stellen.«
Jehilias Wut löste sich in erfreute Überraschung auf. »Ihr wißt, wie man ringt, Gute Dienerin?«
Mara lachte. »Ich werde es Euch beibringen, und wenn Justin sich bereit erklärt, Euch von Fischteichen fernzuhalten, wird er dabei helfen.«
Der Erbe der Acoma neben ihr gab mit einem Aufschrei seine Zustimmung, und Jehilia, nicht weniger losgelöst, schrie wie ein Krieger.
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