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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Stille, während die Lady der Acoma und der Lord der Anasati ihre Blicke maßen. So schlank und mitgenommen der Kaiser auch aussehen mochte, seine Autorität war real, hing greifbar in der Luft, sogar in dieser gewaltigen Halle. »Wenn Ihr als Bittsteller zu uns gekommen seid, Lord Jiro, werdet Ihr Eure Zeit nicht mit gesellschaftlichen Floskeln verschwenden.«
    Ganz der zuvorkommende Höfling, wischte Jiro den Tadel mit einem Aufblitzen von Gold beiseite; er trug Metallringe, seine einzige Affektiertheit, mit der er mit seinem Reichtum protzte. Der Rest der Kleidung war schlicht. »Aber mein Herrscher«, protestierte er in sanft vertrautem Ton, »ich komme wirklich als Bittsteller. Und der Grund dafür ist, wie ich zugeben muß, ein gesellschaftlicher.«
    Mara widerstand dem Drang, sich auf den Kissen zu bewegen. Was konnte Jiro vorhaben? Sein informeller Ton allein war eine Beleidigung des Lichts des Himmels, aber keine, die bemerkt werden konnte, ohne daß Schande auf Ichindars Würde fiel. Auf Jiros Unverschämtheit zu reagieren bedeutete, seiner Person zuviel Gewicht beizumessen. Niemand auf dem Goldenen Thron konnte eine so armselige Beleidigung anerkennen.
    Das Licht des Himmels behielt ein frostiges Schweigen bei, während Jiro mit aufreizend gewölbten Brauen wartete. Das bevorstehende Thema würde von dem Lord der Anasati angesprochen werden müssen, wenn es überhaupt zur Sprache kommen sollte.
    Jiro neigte den Kopf, als wenn er sich erst jetzt an sein wirkliches Ziel erinnerte. Das Gesicht hintergründig anzüglich und ein Augenlid vielsagend zu einem Blinzeln gesenkt, fuhr er fort: »Ich bin gekommen, weil ich Gerüchte über die berühmte Schönheit Eurer Tochter Jehilia gehört habe. Ich bitte Euch um eine Gunst, mein Herrscher: daß Ihr Eure Freude über sie mit Eurem Volk teilt. Ich bitte darum, Ihr vorgestellt zu werden.«
    Mara konnte nur mit Mühe einen Wutausbruch unterdrücken. Jehilia war noch ein Mädchen, kaum zehn Jahre alt, und hatte noch nicht einmal ihre weibliche Reife erreicht. Sie war keine Frau der Ried-Welt, die sich von wildfremden Männern angaffen ließ! Und sie war ganz sicher noch viel zu jung, als daß ihr jemand den Hof machen konnte, und sei es auch nur zur Unterhaltung der Bewerber. Jiro war von verschlagener Raffinesse, daß er es wagte, herzukommen und einen solchen Gedanken öffentlich auszusprechen. Seine Aussage war von weitreichender Bedeutung, nicht nur eine Beleidigung der Männlichkeit des Lichts des Himmels. Ohne leibliche Söhne war er gezwungen, den Fortbestand des kaiserlichen Geschlechts durch die Heirat seiner Tochter zu sichern. Es war eine krasse Unverschämtheit, wie der Lord der Anasati ganz offensichtlich dem Klatsch der Straße Glauben schenkte und unterstellte, daß der Kaiser keinen Sohn haben würde und der zweiundneunzigste gekrönte Kaiser von Tsuranuanni derjenige sein würde, der Jehihas Hand erhielt.
    Doch es durften keine zornigen Worte fallen, und Mara preßte die Zähne zusammen, der vor Wut rot anlaufenden Berater neben Ichindar gewahr. Sie spürte ihre eigene Verletzlichkeit und war sich bewußt, daß die drei Priester auf dem Podest betroffen waren, ohne daß sie die Macht besaßen einzugreifen. Lord Hoppara umklammerte die Schärpe an der Stelle, wo sein Schwert gehangen hätte, wären Waffen in der Gegenwart des Kaisers nicht verboten gewesen. Ichindar, als Vater des Mädchens, saß starr wie eine Statue da. Die Juwelen auf seinem Mantel waren eingefrorene Blitze, als hätte er sich selbst das Atmen untersagt.
    Einen langen, schrecklichen Augenblick rührte sich nichts in der großen Audienzhalle.
    Voll beispielloser Kühnheit wagte Jiro mit träger Stimme, seiner Bitte noch etwas hinzuzufügen. »Ich habe kürzlich einige interessante Studien betrieben. Ihr wißt, mein Herrscher, daß Euch vor Eurer Herrschaft sieben kaiserliche Töchter an oder vor ihrem zehnten Geburtstag präsentiert wurden. Ich kann Euch Namen nennen, wenn Ihr möchtet.«
    Mara wußte, daß dies ein zweiter Schlag in das Gesicht eines Mannes war, dessen Amt einst lediglich bedeutet hatte, sich den Familienstammbaum einzuprägen oder sich mit religiösen Angelegenheiten zu beschäftigen, die nichts mit der Herrschaft über das Kaiserreich zu tun gehabt hatten. Ichindar wußte von diesen sieben Mädchen, wenn nicht sogar von den mildernden Umständen der Geschichte, die ihre öffentliche Präsentation vor der Pubertät erzwungen hatte. Und sein Amt bestand jetzt aus

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