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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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unwiderstehlichen Drang, zu dem Land ihrer Familie zurückzukehren. Sie brauchte eine vertraute Umgebung und die Erinnerung an die Liebe ihres eigenen Vaters, an eine Zeit, bevor sie zum ersten Mal den bitteren Geschmack von Macht und Herrschaft gekostet hatte. Vielleicht gelang es ihr, sich im Land ihrer Geburt mit ihrem Schmerz und den Ängsten abzufinden, die die Zukunft den Acoma und Shinzawai bringen würde.

Fünfzehn
    Geheimnisse

    Mara seufzte.
    Von der Reise zu ihrem ursprünglichen Acoma-Landsitz erhitzt, müde und entmutigt, war der Aufenthalt in den Cho-ja-Tunneln fern der Mittagssonne eine Erleichterung, beinahe ein vergessenes Himmelsgeschenk. Ihre Heirat mit Hokanu und das enge Verhältnis zwischen ihnen hatte ihr Bedürfnis nach solchem Trost ersetzt. Doch davor, in ihren früheren Jahren als Herrscherin, hatten die nach Gewürzen duftenden, dämmrigen Tunnel mit den eilig hin und her trippelnden Arbeitern eine Art Schutz geboten, als schier unüberwindliche Gefahren sie von allen Seiten bedrängt hatten.
    Doch die Gefahren damals waren den Ideen menschlicher Feinde entsprungen. So überwältigend ihre Schwierigkeiten damals auch ausgesehen haben mochten, so unerfreulich ihre erste Heirat mit einem Sohn der Anasati damals gewesen war, hätte sie sich doch niemals die Nöte vorstellen können, in denen sie jetzt steckte. Körperliche Mißhandlungen waren durch Verletzungen der Seele und des Geistes ersetzt worden, ein Betrug des einzigen Mannes, der ihr Herz wirklich verstand. Welche hinterhältige Verletzung Jiro von den Anasati in der Zukunft auch anstrebte, ihre wirklichen Feinde waren die Magier, die nach Lust und Laune den Namen der Acoma auslöschen konnten, sogar die Erinnerung an ihre Existenz. Und es waren ihre Edikte, die Jiro schützten, während er weiter Pläne schmiedete.
    Kamatsus Ermordung hatte in Maras Bauch einen harten Knoten hinterlassen. Die Angst, von der aus Gründen tsuranischer Würde niemals gesprochen werden durfte, ließ sie unaufhörlich mit den Zähnen knirschen. Mara hatte bereits früher so empfunden, wenn sie sich mit Feinden auseinandersetzen mußte, doch hatte sich das niemals über eine so lange Zeit erstreckt, und niemals hatte so viel auf dem Spiel gestanden. Alles, was sie liebte, war in Gefahr. Seit Ayakis Tod war ihr der Druck soweit vertraut geworden, daß sie vergessen hatte, wie es war, ohne Alpträume zu schlafen.
    Die unterirdische Düsterkeit schützte sie. Sie war mit ihrer Stille ganz für sich, aber nicht allein, und entspannte sich, während ihre Sänfte tiefer in die vertrauten Tunnel des Stocks getragen wurde. Ihre Träger passierten vorbeirauschende Cho-ja, umgeben von den Befehlen, die die Soldaten mit hoher Stimme von sich gaben, und den klatschenden Geräuschen vom Aufprall der Chitin-Vorderglieder auf das Mittelteil, wenn Patrouillenführer ihrer Gefolgschaft salutierten. Obwohl Mara wußte, daß ihre Zurückgezogenheit zeitlich begrenzt war, gab sie sich der Illusion der Erleichterung hin. Für eine kurze Zeit fühlte sie sich in vergangene Tage zurückversetzt, als sie noch nicht soviel Verantwortung trug und ihr nicht so viele Dinge Kopfschmerzen bereiteten. Ihre Beherrschung schwand, und ihre Augen wurden feucht. Sie biß sich auf die Lippen, wischte die Tränen jedoch nicht weg. Der Stock wurde nur schwach von dem violettblauen Glühen der Lichtkugeln beleuchtet, und keiner würde ihre Schwäche bemerken. Die Sorgen und Enttäuschungen, das täglichen Erleiden ihrer Hilflosigkeit, der Wunsch, wiedergutzumachen, was ihrer Familie von den Anasati angetan worden war – all das verband sich zu einem unerträglichen Druck. Sie konnte ihre Gefühle nicht länger zurückhalten. Der Tod zweier ihrer Kinder und die Störung in ihrem Verhältnis zu Hokanu, ihrem engsten Vertrauten, drohten sie zu überwältigen.
    Die Jahre, als Mara in der Zuversicht aufgewachsen war, jede Situation beherrschen zu können, schienen jetzt hohl. Ihr Aufstieg in dem althergebrachten Spiel des Rates wirkte jetzt wie eine falsche Errungenschaft, und das Edikt der Versammlung hielt sie mit einem Streich von dem alten Brauch ab, begangenes Unrecht gegen ihre Ehre zu rächen. Die Politik und Intrigen beschritten nichttraditionalistische Wege. Der Vorteil, der darin lag, bewußt mit den Konventionen zu brechen, etwas, das Mara immer genossen hatte, war für sie jetzt verloren, da alle Herrschenden im Kaiserreich um neue Mittel kämpften, wie sie alte Rivalen niederringen

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