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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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verabreicht wurde. Der Tod deines Vaters wurde von einem Tong-Attentäter ausgeführt, der von Jiro von den Anasati bezahlt wurde.«
    Hokanus Gesicht nahm einen hölzernen Ausdruck an, und die Haut über seinen Knochen straffte sich. »Nein«, murmelte er ungläubig, und doch war er sich der Wahrheit von Maras Aussage bewußt. Er dachte an Fumitas Warnung bei der Beerdigung und wußte, daß sein leiblicher Vater, ein Magier, irgendwie von den Eingriffen der Tong in die natürliche Ordnung gewußt hatte. Erneut überkam ihn Trauer darüber, daß Kamatsus Zeit abgekürzt worden war, daß ein weiser alter Mann um seine letzten Tage im Sonnenlicht gebracht worden war.
    Es war empörend! Eine Beleidigung seiner Ehre! Ein Lord der Kanazawai war vor der Zeit zu den Hallen des Roten Gottes geschickt worden, und Jiro von den Anasati würde für diese Beleidigung geradestehen – trotz der Warnung der Versammlung. Die Ehre der Familie und des Clans verlangten seinen Tod, um das Gleichgewicht wieder herzustellen.
    »Wo ist Arakasi?« sagte Hokanu rauh. »Ich möchte mit ihm sprechen.«
    Mara schüttelte traurig den Kopf. »Er übergab mir nur die Rolle, dann bat er um eine Pause von seinem Dienst, um eine Angelegenheit der persönlichen Ehre zu regeln.« Mara erwähnte nicht die Geldsumme, die er von ihr erbeten hatte, oder daß eine junge Frau damit zu tun hatte. »Sein Schlag gegen den Obajan war eine mutige und riskante Tat. Es gelang ihm zu überleben. Ich habe seine Bitte erfüllt.« Sie kräuselte leicht die Stirn und rief sich das Gespräch in Erinnerung, ihren Gedanken, daß er sie niemals in einer so gefährlichen Zeit um diesen Gefallen gebeten hätte, wäre die Verwirrung in seinem Herzen nicht so zwingend gewesen. »Er wird uns Bericht erstatten, sobald er kann«, schloß Mara. Niemand war sich des explosiven Materials in den Berichten der Tong so sehr bewußt wie der Supai. Mehr als nur Kamatsus Tod war dort aufgelistet, und es standen noch unausgeführte Attentate dort, zusammen mit den Geldzahlungen der Lords, die den Tod von Rivalen und Feinden wünschten.
    Ein Attentat, in welcher Form auch immer, war eine Unehre an sich, sowohl für das Opfer als auch – sofern die Wahrheit ans Licht kam – für die Familie, die für den Mord bezahlt hatte. Die von Arakasi herbeigeschaffte Rolle beinhaltete genug empfindliches Material, um das Kaiserreich in ein Chaos aus sich befehdenden Familien zu stürzen, alle wie Hokanu von dem Gedanken an Rache beseelt.
    Doch daß Kamatsu durch einen Attentäter gestorben war, war eine Untat, die sie nicht ignorieren konnte. Ihre Worte waren so hart wie barbarisches Eisen, als sie zu ihrem Mann sagte: »Hokanu, uns bleibt keine Wahl. Wir müssen einen Weg finden, wie wir das Edikt der Versammlung umgehen und Lord Jiro von den Anasati zu Fall bringen können.«
    »Auch um Ayakis willen«, warf Hokanu ein. Niemals würde er das Bild des sterbenden Jungen vergessen, mit dem gewaltigen schwarzen Wallach auf seinem Körper.
    »Nein.« Maras Worte enthielten sanftes Bedauern. »Für Ayaki haben wir bereits bezahlt.« Und mit Tränen in den Augen berichtete sie Hokanu von der persönlichen Feindschaft des Obajan mit dem Haus Acoma, verursacht durch eine vorgetäuschte Tat Arakasis, die fünf Minwanabi-Bediensteten den Tod gebracht hatte, um feindlichen Spionen keinen Zugang zum Netzwerk der Acoma zu ermöglichen. »Die Tong fühlten sich von den Acoma beleidigt«, endete sie. »Sie arbeiteten auf eigene Veranlassung darauf hin, mein Geschlecht auszulöschen, über das Ausmaß des Vertrages mit Tasaio von den Minwanabi hinaus.« Ihr letzter Satz klang bitter. »Sie versagten. Der Obajan ist tot, wie es sich gehört, ermordet durch Arakasis eigene Hände.«
    Hokanu starrte sie an, mit Augen hart wie Feuerstein, als ihre Mutterschaft angesichts der düsteren Gedanken und blutigen Politik in Vergessenheit geriet. Kasuma zappelte unruhig, als sie den Mangel an Aufmerksamkeit spürte, und verzerrte schreiend das Gesicht. »Meine liebe Frau«, sagte er traurig, wütend und enttäuscht über die Ungerechtigkeit des Lebens, »laß uns nach Hause gehen.«
    Sein Herz wurde weich, als sie ihn mit feuchten Augen voller ungeweinter Tränen ansah. »Ja«, sagte sie. »Gehen wir nach Hause.«
    Doch es war nicht das schöne Anwesen am See, an das sie bei diesen Worten dachte, sondern die weiten Weideflächen, in deren Nähe sie als Kind aufgewachsen war. Plötzlich verspürte sie den starken und

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