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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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und ihnen San-Wein einschenkte, reichte Mara ihrem Supai ein Glas.
    »Trinkt«, drängte sie. »Ihr benötigt es.« Tatsächlich sah er sehr mitgenommen aus, auch dünner als beim letzten Mal.
    Der Supai begegnete offen ihrem Blick, die Lippen vor Abscheu verzogen. Er mochte das Trinken nicht: Alkohol dämmte seine Reaktionen. »Lady«, sagte er mit einer Stimme, die rauh und samtig zugleich klang. »Ich bin ganz und gar nicht mehr der, der ich einmal war.«
    »Trinkt! Das ist ein Befehl!« meinte Mara energisch. »Ihr seid ein Mensch und habt ein Herz, das bluten kann, selbst wenn Ihr diese Tatsache erst vor kurzem bemerkt haben solltet. Und ich behaupte, daß Ihr unrecht habt. Ihr seid mehr, als Ihr einmal wart. Die Veränderung ist eine Veränderung zum Guten.«
    »Nicht, wenn Ihr mich weiter in meinem Amt als Supai belassen wollt.« Das bloße Zugeständnis brachte ihn zum Zittern. Arakasi streckte die Hand aus, griff nach dem Kelch auf dem Tablett und leerte den Wein in einem einzigen gewaltigen Zug. »Was wißt Ihr schon von Gutem und Schlechtem?« forderte er sie heraus.
    »Alles.« Ihr Ton hatte etwas Tadelndes. »Ich hatte Kevin und verlor ihn. Ich hatte den vollkommenen Ehemann, der mein Herz verstand, bis ein dummes Mißverständnis ihn von mir entfernte. Ich hatte zwei Kinder, die jetzt tot sind.«
    Beschämt schlang Arakasi die langen, ausdrucksvollen Finger um das Glas. Er sagte nichts, sondern starrte nur auf den Teppich. Eine Weile kämpfte er angestrengt darum, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. »Ich hatte gehofft, das Beispiel von Euch und Hokanu könnte ihr die Augen für ein neues Leben öffnen.« Er zuckte leicht mit den Achseln, ein Zeichen seiner Befangenheit. »Ihr beide seid meine Lehrer gewesen, Lady.«
    Mara betrachtete den Mann, der zusammengekrümmt und angespannt vor ihr saß. Seine Kompetenz hatte sie manchmal beschämt, bis heute, da sie begriff, wieviel seiner Fähigkeiten in freudloser, kalkulierender Logik wurzelte. »Arakasi, laßt sie frei. Laßt sie sich selbst finden.« Als sich sein Blick flehentlich auf ihren heftete, brauchte auch sie einen San-Wein. Sie griff nach einem Kelch und schmeckte die bittere Süße. »Denkt nach! Ihr seid nicht umsonst der klügste meiner Berater. Ihr wart niemals verärgert, weil Ihr nicht liebtet. Kamlio kann hassen, sie kann Bitterkeit spüren, weil sie verletzt sein kann. Sie ist im Grunde ein fürsorgliches Wesen, oder warum sollte sie sich sonst so vehement verteidigen?«
    Sein Blick fiel nach unten. »Ich bete zu den Göttern, daß Ihr recht habt.«
    »Ich habe recht.« Maras überzeugte Aussage verklang in dem vertraut düsteren Raum. Doch keine Wahrheit konnte den Ausgang sicherstellen. Ob Kamlio ihre Vergangenheit ohne Narben überwinden könne, würde nur die Zeit erbringen.
    Arakasi saß da wie ein Leidender, drehte das feine Kristallglas in den Händen hin und her. Es schien Mara, die ihn beobachtete, als hätte sein durchdringender, scharfer Verstand nachgelassen. Sie versicherte ihm: »Eure kleine Lady wird diesen Landsitz nicht verlassen. Sie wird bleiben und hier dienen. Das zumindest weiß ich genau.«
    »Weil sie sonst sofort gegangen wäre?« Arakasi ließ ein gequältes Lachen hören. »Wie könnt Ihr da so sicher sein?«
    »Sie hätte meine Gastfreundschaft sonst nicht angenommen.« Mara lächelte. »Sie hat einen Stolz wie Feuer.« Sie grübelte. »Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, die Menschen schnell zu erkennen. Ihr paßt zu ihr.«
    Er entspannte sich ein wenig bei diesen Worten und stellte den jetzt leeren Kelch auf den Boden; dann nahm er sich Obst, Käse und Brot. Abrupt meinte er: »Ich habe Eure Nachricht erhalten, Lady. Ich ahne, weshalb Ihr mich gerufen habt.« Er klatschte die zwei Brotscheiben über einem Stück Käse zusammen; seine Gefühle für die Konkubine ruhten lediglich. Doch in seiner Stimme war nichts von seinem Konflikt zu spüren, als er hinzufügte: »Ich kann Euch bereits antworten. Die Stadt der Magier ist uneinnehmbar. Schickt irgendwen mit dem Auftrag, sich Einlaß zu verschaffen, und Ihr werdet den Zorn der Versammlung auf Euch ziehen. Wir haben siebenmal versucht, einen Eingang zu finden; vier Männer sind tot, die anderen drei verschollen. Aber ich fürchte, sie sind ebenfalls nicht mehr am Leben. Es gibt keine Spur, die zu uns führen könnte, doch selbst so könnte ein weiterer Versuch unseren Fall bedeuten.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Mara sah ihm erleichtert beim Essen zu. An

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