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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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einer Spur schwarzen Humors. Er begutachtete seine Hände, an denen dunkle Erde klebte, die die Schwielen wohl ein Dutzend anderer Tätigkeiten verbarg, und sinnierte, daß es wohl weniger wertvolle Beschäftigungen gab, als sich um das Wachsen und Gedeihen von Pflanzen zu kümmern.
    Töten war sicherlich eine davon. Ihm war beinahe schlecht geworden, als er die Berichte der Tong entschlüsselt hatte und sich sachlichen Auflistungen von zahllosen Morden und anderen Grausamkeiten gegenüber fand. Mara hatte recht getan, als sie ihn zu ihrem eigenen, rücksichtslosen Instrument machte, um die Bruderschaft der Hamoi an ihrer Wurzel zu zerstören.
    Doch wenn sie auch im Recht war, so fiel es Arakasi deshalb nicht einfacher, sich zu verzeihen, daß er sich derart hatte benutzen lassen. Während ihm nach der tsuranischen Sitte nur jene Ehre zustand, die er für seine Herrin errungen hatte, waren seine Gedanken durch die Begegnung mit dem Barbaren Kevin verdorben. Es war Mara selbst gewesen, die die ersten Brüche in seine Ansichten gegraben hatte, als sie seinen sehr menschlichen Fehler in der bleichen Hitze eines Kekali-Gartens verziehen hatte. Seither waren seine Säulen der Isolation mehr und mehr zusammengebrochen, bis er jetzt, jeden Selbstbetrugs beraubt, alles sah.
    Er hatte an sich gearbeitet, um als Waffe gegen andere seiner eigenen Art eingesetzt werden zu können. Kevin hatte recht; die Cho-ja hatten recht; Mara und Hokanu hatten recht, eine Änderung der starren alten Traditionen zu fordern. Obwohl bedingungsloser Gehorsam zwischen Herr und Herrin auf der einen und Bediensteten auf der anderen Seite lange Zeit üblich gewesen war, hatte Arakasi das Übel solcher Auffassungen im Spiegel von Kamlios harten Augen gesehen. Sein neuerwachter Blick offenbarte ihm seine Schuld.
    »Ich bin nicht, was ich war«, hatte er seiner Herrin bei ihrem Treffen nach der erfolgreichen Ermordung des Obajan gesagt. Es war ihm weniger wie eine Aussage vorgekommen, als vielmehr wie der Versuch, seinen Geist von etwas zu befreien. Er seufzte in ehrlichem Bedauern darüber, daß er sich früher während der mit Gartenarbeit verbrachten Stunden niemals die Zeit genommen hatte, die Früchte seiner Arbeit zu betrachten. Jetzt sah er die sauberen Reihen junger Blüten mit einem anderen Blick. Er spürte einen merkwürdigen Druck in seiner Brust, als er überlegte, daß ein Gärtner möglicherweise näher daran war, ein Gleichgewicht auf dem Rad des Lebens zu finden; sicher war es angenehm, sich ein Leben in beständiger Harmonie mit dem Universum vorzustellen.
    Arakasi rieb sich die Hände und konzentrierte sich wieder auf die Arbeit. Sein neuerwachtes Bewußtsein wurde hier zur Belastung. Trotz der offensichtlichen Ruhe um ihn herum war die Zerstörung ziemlich nahe.
    Der Tag verging. Rötliches Sonnenlicht fiel durch den mit Säulen versehenen Eingang des Gartens. Ein älterer Straßenhändler schob seinen Karren draußen die Straße entlang; in mundartlichem Gesang pries er den Ehefrauen von freien Arbeitern, die von den Tempeln zum Dock-Viertel zurückkehrten, gebündelte Tanzi-Rinde an. Schäbig und nur eine Stufe über den Sklaven, verbrannten diese Familien die Rinde, um die Luft zu versüßen und den Gestank der Fischverkäufer am Flußufer der Stadt zu vertreiben. Der Duft nach Weihrauch wehte vom Viertel der Zwanzig Götter herbei, wo die Priester die gewaltigen Tore der Tempel öffneten. Die Riten des Sonnenuntergangs lockten die Edlen herbei, die ihrer Andacht nachkamen, als die Straßen kühler und die Kaufleute gegangen waren. Die ersten lackierten Sänften der Edlen zogen vorüber, begleitet vom Rumpeln der leeren Karren der Gemüse-und Obsthändler, die vom Markt auf ihre Äcker zurückkehrten.
    Die Stunde vor Sonnenuntergang war eine Zeit, da sich auf den Straßen die Menschen aller möglichen Klassen und Schichten mischten, da Kuriere ihre Stirnbänder und Gildenabzeichen ablegten und pfeifend zu ihren Frauen gingen. Arakasi nahm seine mit Rädern versehene Karre und begann sein Arbeitsgerät wieder einzusammeln. Er beobachtete die gewölbte Tür zur Bibliothek mit scharfem Blick, während er davon ausging, daß sein Botenjunge in der geschäftigen Atmosphäre dieser Stunde unbemerkt blieb; die Arbeiter waren müde und dachten ans Abendessen, während die Vorhänge der Sänften zugezogen blieben, um die Edlen vor den neugierigen Blicken der Gewöhnlichen zu schützen.
    In dem Augenblick, da der Junge erschien, würde

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