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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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war zu hoch aufgestiegen, und die Beerdigung ihres Sohnes war ein Staatsereignis. Herrschende Lords und Ladys aus allen Teilen des Kaiserreiches würden herkommen, um ihr Respekt zu zollen – oder ihre Intrigen weiterzuspinnen. Denn weder Trauer noch Freude noch irgendeine Naturkatastrophe würden das Spiel des Rates zum Stillstand bringen. Ungesehen wie Moder unter bemaltem Holz würden sich die Umstände, die zu Ayakis Tod geführt hatten, immer und immer wieder aufs neue wiederholen.
    Staubwolken erhoben sich am nördlichen Horizont; die ersten Gäste näherten sich bereits, vermutete Hokanu. Er warf erneut einen Blick auf seine Frau, beruhigt, daß sich ihre Träume etwas gelegt hatten. Er trat leise zur Tür, sprach mit dem Läufer und wies die Zofen der Lady an, bei ihr zu sein, wenn sie aufwachen sollte. Dann gab er seiner Unruhe nach und trat auf die Terrasse hinaus.
    Das Herrenhaus und seine Umgebung erwachten langsam zum Leben. Er sah Jican im Laufschritt vom Küchenflügel zu den Quartieren der Bediensteten eilen, wo Waschfrauen bereits mit Körben voller frischer Leinentücher zu den Gästezimmern eilten. Auf den hohen Besuch vorbereitete Krieger in zeremonieller Rüstung machten sich auf zu den Nachtwachen, um sie abzulösen. Doch mitten in dieser Atmosphäre summender Geschäftigkeit gingen zwei Gestalten auf den See zu; sie schritten nebeneinander her, als machten sie einfach einen Morgenspaziergang. Ein merkwürdiger Verdacht stieg in Hokanu auf, bis er genauer hinschaute und das Paar erkannte. Jetzt erwachte seine Neugier, und einer Eingebung folgend schritt er über die Terrasse und die Treppen hinab.
    Leise folgte er den beiden durch die Reihen der Akasi-Blumen. Seine erste Vermutung bestätigte sich: Es waren Incomo und Irrilandi, die in gemäßigtem Tempo einherschritten und ganz in Gedanken verloren zu sein schienen. Der ehemalige Erste Berater und der ehemalige Kommandeur Tasaios von den Minwanabi liefen nicht ziellos umher.
    Fasziniert von der Frage, was diese beiden früheren Feinde, die mittlerweile zu treuen Dienern geworden waren, an einem solch traurigen Tag um diese frühe Stunde hier draußen machten, schlich Hokanu lautlos hinter ihnen her.
    Das Paar erreichte das Seeufer, und der gertenschlanke Berater und der ledrige, muskulöse Krieger knieten auf einer kleinen Erhebung nieder. Zwischen den verschnörkelten Dachvorsprüngen des großen Hauses und den dahinterliegenden Bergen war ein Stück Himmel zu sehen, an dem die ersten violettfarbenen Wolken dahintrieben; ihre Unterseite erglühte in einem warmen Orangeton, als die Strahlen einer noch nicht sichtbaren Sonne ihre Ränder vergoldeten.
    Die beiden Männer saßen da, als beteten sie. Hokanu schlich geräuschlos näher. Mehrere Minuten lang rührten sich weder der Lord noch die beiden Diener. Dann brach das erste Licht des Tages durch die Düsternis, und ein Sonnenstrahl strich über den Himmel, erfaßte die gleichsam erstarrten Gestalten auf der Kuppe der Anhöhe. Der Sonnenstrahl blendete sie, badete dann die stille Szenerie in Wärme und Licht und verwandelte die Tautropfen in helleuchtende Edelsteine. Irrilandi und Incomo verbeugten sich, bis ihre Köpfe die Erde berührten, und murmelten Worte, die zu leise waren, als daß Hokanu sie hätte verstehen können.
    Als die Sonne allmählich höher stieg, vollendeten die beiden Männer ihr merkwürdiges Ritual und standen auf. Viele Jahre voller Kämpfe hatten Irrilandis Sinne geschärft, und er spürte fast sofort, daß etwas in dieser morgendlichen Stille nicht stimmte. Er sah den Lord, der in der Nähe wartete, und verneigte sich. »Mylord Hokanu«, sagte er. Überrascht wiederholte Incomo die Geste.
    Hokanu winkte die beiden Diener zurück zum Haus. »Ich konnte nicht schlafen«, sagte er reuevoll. »Ich beobachtete euch und kam her, um zu sehen, was euch hierherführte.«
    Irrilandi zuckte in tsuranischer Weise mit den Schultern. »Jeden Morgen vor Sonnenaufgang zeigen wir so unseren Dank.«
    Hokanus Schweigen bat um weitere Erklärungen, auch wenn er keinen der Männer ansah, sondern seine bloßen Füße betrachtete, während er durch das taufeuchte Gras schritt.
    Incomo räusperte sich; es klang beinahe, als wäre es ihm peinlich. »Wir kommen jeden Tag hierher, um den Beginn des neuen Tages zu sehen. Und um Dank zu sagen, daß die Gute Dienerin zu uns kam.« Er betrachtete das große Haus mit den hohen Giebeln, den Steinsäulen und Fensterstürzen. Jetzt waren sie mit roten

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