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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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wieder hinsetzten.
    Sevean hatte vor kaum mehr als einem Jahr die Beherrschung der Magie gemeistert; er war flink, redegewandt und neigte zur Spontaneität. Er würde gleich unverblümt seine Schlußfolgerungen preisgeben, während die erfahreneren Magier erst die Meinungen der weniger bewanderten Mitglieder anhörten, bevor sie ihre eigenen Ansichten offenbarten. Seine Stimme war angesichts der hervorragenden Akustik der Halle mindestens um die Hälfte zu laut. »Es herrscht die weitverbreitete Überzeugung, daß Jiro beim Tod des Sohnes der Guten Dienerin seine Hand im Spiel hatte.«
    Das war nichts Neues; Shimone zog in einer dezenten Andeutung von Abscheu die Mundwinkel herunter, während Hochopepa – gerade laut genug, daß es die Hälfte der Anwesenden hören konnte – murmelte: »Was denn, hat er wieder in Isashanis Wohnzimmer gelauscht und Klatsch und Tratsch gesammelt?«
    Shimone antwortete nicht darauf; wie viele der älteren Magier betrachtete er es als die niederste Stufe derben Verhaltens, wenn magische Fähigkeiten dazu benutzt wurden, in den Angelegenheiten der Edlen herumzuspionieren. Sevean fühlte sich durch Hochopepas Bemerkung und die harten Blicke von einigen anderen älteren Magiern beschämt. Ihm fehlten plötzlich die Worte, und er kürzte seine Rede ab, indem er wiederholte: »Es herrscht die weitverbreitete Überzeugung.«
    Noch mehr Magier wetteiferten um die Aufmerksamkeit des Ersten Sprechers. Hodiku wählte einen aus, und während ein langsam sprechender, massig gebauter Novize seine irrelevanten Ansichten herunterleierte, unterhielten sich die erfahreneren Magier leise untereinander, seine Rede bis auf das Wesentliche ignorierend.
    Ein Magier namens Teloro, der zwei Sitze hinter Hochopepa und Shimone saß, neigte seinen Kopf zu den beiden hinab. »Um was geht es wirklich, Hocho?«
    Der plumpe Magier seufzte und hörte mit dem Daumendrehen auf. »Das Schicksal des Kaiserreiches, Teloro. Das Schicksal des Kaiserreiches.«
    Teloro wollte sich schon entrüsten über diese unbestimmte Aussage. Dann überprüfte er seinen ersten Eindruck: Die feste Haltung des untersetzten Magiers mochte keine Sorge verraten, doch in seiner Stimme klang tiefe Überzeugung.
    Sowohl Shimone als auch sein beherzter Kamerad schienen sich auf eine Diskussion auf der gegenüberliegenden Seite der Halle zu konzentrieren, wo einige Magier eine private Beratung begonnen hatten. Als der gegenwärtige Sprecher sich setzte und ein Mann aus dieser flüsternden Gruppe aufstand, hörte Teloro, wie Hochopepa murmelte: »Jetzt werden wir endlich sehen, wie diese Runde des Spiels gespielt wird.«
    Hodiku winkte den schlanken Mann herbei. Er hatte die braunen Haare über den Ohren in der Weise geschnitten, die von den Tsurani Kriegerschnitt genannt wurde; eine merkwürdige Affektiertheit für einen Schwarzgewandeten, doch Motecha war in jeder Hinsicht ein merkwürdiger Magier. Er war ein Freund der beiden Brüder gewesen, die aktiv den alten Kriegsherrn unterstützt hatten, doch als Elgoran gestorben und Elgohar fortgegangen war, um auf Midkemia zu dienen, hatte Motecha alles getan, um den Eindruck von Distanz zwischen sich und den beiden Brüdern zu bewahren.
    Die Aufmerksamkeit von Shimone und Hochopepa verstärkte sich, als Motecha zu sprechen begann. »Haben Lady Maras Ambitionen niemals ein Ende? Sie hat einen Krieg der Clans heraufbeschworen – wegen einer persönlichen Beleidigung, die sie als Lady der Acoma einem Gast zugefügt hat.«
    Hochopepa nickte wie zur Bestätigung einer Vorahnung. »Also hat Motecha sich mit den Anasati verbündet. Merkwürdig. Er ist kein origineller Denker. Ich möchte wissen, wer ihn darauf gebracht hat.«
    Shimone hob abwehrend die Hand. »Lenk mich jetzt nicht mit deinem Geschwätz ab. Ich möchte das hören.«
    Motecha machte eine Bewegung mit der beringten Hand, als würde er seine Kollegen zum Einspruch auffordern. Doch er war nicht so großherzig, wie seine Geste vermuten ließ, denn er fuhr schnell fort, um jede Unterbrechung zu vermeiden. »Offensichtlich nicht. Die Gute Dienerin war nicht zufrieden damit, sich über die Traditionen hinwegzusetzen, indem sie sich die Streitkräfte ihres früheren Feindes aneignete –«
    »Was wir als brillanten Zug anerkannten«, warf Hochopepa ein, gerade laut genug, damit der Sprecher ins Stocken geriet. Teloro und Shimone unterdrückten ihre Erheiterung. Der unerschrockene Magier war ein Meister darin, Kollegen zu beschämen, wenn er es für

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