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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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hatte, konnte er nur schließen, daß er gejagt wurde.
    In Schweiß gebadet lag er in der drückenden, schwülen Stille und rief sich jeden Schritt in Erinnerung, der ihn in diese Lage gebracht hatte. Er hatte am Nachmittag einem Tuch-Makler in Ontoset einen Besuch abgestattet, um bei dieser Gelegenheit den Makler eines unbedeutenderen Hauses aufzusuchen, der zu seinen vielen aktiven Agenten zählte. Arakasi hatte sich derartige, in unregelmäßigen Abständen erfolgende Besuche zur Gewohnheit gemacht, einerseits, um sicherzustellen, daß diese Männer ihrer Herrin, der Lady der Acoma, treu blieben, und andererseits, um feindliche Eindringlinge abzuwehren. Das Spionagenetzwerk, das er seit seiner Zeit als Diener der Tuscai aufgebaut hatte, war unter der Schirmherrschaft der Acoma gewaltig gewachsen. Jede Selbstgefälligkeit von seiner Seite konnte tausend mögliche Mißgeschicke nach sich ziehen, und schon das kleinste konnte das Wohlergehen seiner Lady gefährden.
    Er war bei seinem Besuch heute nicht unvorsichtig gewesen; seine Tarnung als unabhängiger Händler aus Yankora war durch Papiere und Referenzen untermauert worden. Die öffentliche Bekanntmachung, daß sich die Versammlung in den Konflikt zwischen den Acoma und den Anasati eingemischt hatte, hatte diese weiter südlich gelegene Stadt erst Tage später erreicht; in der Jahreszeit, in der die Flüsse wenig Wasser führten und die Handelsbarken durch Karawanen über Land ersetzt wurden, verbreiteten sich Neuigkeiten in den Provinzen gewöhnlich eher langsam. Er war sich bewußt gewesen, daß Lady Mara seinen neuesten Bericht so schnell wie möglich haben wollte, um sich gegen etwaige Pläne der Anasati – oder anderer Feinde, die durch das Eingreifen der Versammlung plötzlich kühn wurden – wappnen zu können. So hatte Arakasi seinen Aufenthalt abgekürzt und war nach einem eiligen Austausch von Nachrichten weitergezogen. Beim Verlassen des Gebäudes hatte ihn der Verdacht beschlichen, daß er verfolgt wurde.
    Wer immer ihm auf der Spur war, er war gut. Dreimal hatte er versucht, seinen Verfolger in den von Menschen wimmelnden Gassen des Armenviertels abzuschütteln. Nur eine Vorsicht, die schon beinahe zwanghaft schien, hatte ihn kurz ein Gesicht, eine teerbefleckte Hand und schließlich zweimal das farbige Ende einer Schärpe sehen lassen; letzteres hätte in Anbetracht des um diese Tageszeit in den Gassen und Straßen zufällig hin und her wogenden Gewimmels nicht geschehen dürfen.
    So weit Arakasi erkennen konnte, waren sie zu viert, eine außergewöhnlich gut ausgebildete Gruppe, ganz sicher Agenten eines anderen Netzwerks. Keine normalen Seeleute oder Diener hätten so gut aufeinander abgestimmt arbeiten können. Arakasi fluchte innerlich. Er war in genau eine solche Falle geraten, wie er sie selbst für Informanten gestellt hätte.
    An seinem Rückzugsplan war nichts auszusetzen. Er hatte rasch den geschäftigen Markt im Zentrum überquert, wo er durch den Erwerb eines neuen Gewandes und einen kurzen Abstecher in ein Wirtshaus voller Krawallmacher als Händler aus Yankora verschwand und als Hausbote wieder auftauchte. Seine Fähigkeit, seine Haltung und seine Bewegungen, ja scheinbar sogar seinen Körperbau zu verändern, hatte so manchen Gegner im Lauf der Jahre verwirrt.
    Der Weg, auf dem er sich zurückziehen wollte, schien noch nicht entdeckt worden zu sein, als er zurück zum Viertel der Makler gelaufen war und sich durch eine verbogene Tür Zugang zum Haus verschafft hatte. Dort hatte er sich das braune Gewand eines gewöhnlichen Arbeiters übergestreift und Zuflucht in der Lagerhalle hinter dem Laden gesucht. Er war ganz nach oben auf die Stoffballen geklettert und hatte vorgehabt, bis zum Morgen zu schlafen.
    Jetzt verfluchte er sich, weil er ein Narr gewesen war. Als seine Verfolger ihn aus den Augen verloren hatten, mußte einer von ihnen auf gut Glück zurück zu diesem Lagerhaus gerannt sein, falls er hierher zurückkäme. Es war ein Zug, den ein weniger anmaßender Mensch vorausgesehen hätte, und es war schieres Glück, daß er herbeigehuscht war und sich versteckt hatte, bevor der feindliche Agent aufgetaucht war, um hier zu warten und zu beobachten. Schweiß tropfte in Arakasis Kragen. Sein Gegner war gefährlich; er hatte sich beinahe unbemerkt hereingeschlichen. Mehr sein Instinkt als sein Wissen hatte Arakasi zur Vorsicht geraten.
    In der Düsternis war es unmöglich, das Versteck seines Gegners zu entdecken. Unendlich langsam

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